Remember us || Fortsetzung von Different Worlds

12

Ardy

Ich wusste genau, dass Taddl mega sauer auf mich war. Kein Wunder. Ich habe es verkackt und dieses mal wirklich. Er hat mir tausend mal gesagt, dass er das nicht mit macht, wenn ich mich weiterhin prügele. Und dieses mal musste er mich sogar von der Polizei abholen. 
Ich hatte einfach nur Hoffnungen, dass er mich alles genau erklären lässt und mir verzeiht. Von mir aus kann er zwei Wochen sauer auf mich sein und nicht mit mir reden. Mir egal. Aber ich würde es nicht verkraften, wenn er Schluss macht.
Die ganze Fahrt über sagte keiner von uns auch nur ein Wort. Wir waren beide in unseren eigenen Gedanken versunken.
Zumindest solange, bis Taddl kurz vor meiner Straße anhielt.
"Wir sind da.", sagte er nur.
Es wunderte mich schon, dass er mich nicht direkt nach hause fuhr, doch vermutlich lag es daran, dass er einfach wütend war.
"Willst du noch mit?"
"Nein."
"Okay... Dann... dann meld dich bei mir, ja?"
"Nein."
"Nein?", fragte ich verwirrt.
"Nein, Ardy. Ich werde mich nicht bei dir melden. Und du dich auch nicht mehr bei mir."
Scheiße, das hatte ich befürchtet. Das kann er nicht machen. Bitte, nicht.
"Das mit uns wird so nichts.", fuhr er fort. "Ich habe es dir gesagt."
"Taddl, bitte tue das nicht.", sagte ich flehend. "Ich mache es nie wieder."
"Das sagst du immer und nie ist es wahr!"
"Doch... wirklich. Es war dumm von mir, aber-"
"Nein, Ardy. Lass es einfach, okay? Ich bin deine Entschuldigungen und Ausreden satt. Jedes Mal gebe ich dir eine weitere Chance und jedes Mal versaust du es. Ich hab da keine Lust mehr drauf und ich will dich auch nicht irgendwann im Knast besuchen müssen! Ich habe dir hundertmal gesagt warum ich es nicht gut finde, dass du dich prügelst, aber anscheinend ist dir das ja egal."
"Ist es mir nicht! Ich liebe dich Taddl! Wirf unsere Beziehung nicht einfach hin!"
"Ich bin nicht derjenige der alles hinwirft, sondern du. Du hast es versaut. Und dieses mal für immer."
"Taddl, ich-"
"Steig einfach aus, okay?"
Es brachte nichts noch weiter mit ihm zu diskutieren. Er hatte kein Bock mehr auf mich und ich kann es ja auch irgendwo verstehen.
"Fahr vorsichtig.", sagte ich noch, bevor ich die Autotür zumachte und er verschwand.
Fuck! Ich bin so ein riesiger Idiot! Wieso mache ich immer alles kaputt? Wieso kann ich nicht einmal nachdenken, bevor ich irgendwas tue?
In langsamen Schritten lief ich die Straße entlang nach Hause. Dabei gingen mir tausende Schuldgefühle durch den Kopf. Ich weiß, dass ich an allem Schuld war und ich werde es nicht mehr ändern können. Taddl hatte es mir mehr als deutlich gesagt.
Zuhause angekommen schmiss ich meine Sachen aufs Bett und öffnete die Schublade meines Tisches. Dort lag immer ein wenig Gras. Ich nahm den Joint, öffnete mein Fenster, setzte mich auf die Fensterbank und zündete ihn mir an. 
Keine Ahnung wie mein Leben jetzt weitergehen sollte. Ich hatte das Gefühl, dass ich nichts mehr habe. Dass ich gerade alles verloren.
Auch die Kontrolle über mein Leben...

(...)

Ich habe die ganze Nacht nicht ein Auge zugetan. Immer wieder kamen Bilder von Taddl und mir hoch. Wie wir lachten und uns liebten. Und das brachte mich dazu einfach nur zu heulen. Die ganze Nacht. Wie ein kleines Baby und es gab nichts was ich dagegen tun konnte. Irgendwann fiel mir auch noch ein, dass ich eigentlich zu Karin zum Essen eingeladen war. Aber wenn ich ehrlich bin, ist mir das scheiß egal. Ich hatte definitiv andere und größere Probleme als so ein dummes Abendessen.
Als es draußen hell wurde und ich hörte wie Erik zur Arbeit ging, beschloss ich kurz unter die Dusche zu springen. Doch anscheinend stand ich dort länger als gedacht, denn schon bald hatte ich kein warmes Wasser mehr.
Nun fühlte ich mich einfach total kaputt und ausgelaugt. Ich konnte nicht mal mehr heulen auch, wenn mir danach wirklich gerade zumute war. Es war, als würde sich mein Körper dagegen wehren. Und so setzte ich mich an den Tisch in der Küche und überlegte was ich Essen könnte, vielleicht gab mir das ein wenig Energie. Aber wenn ich ehrlich war, hatte ich überhaupt keinen Hunger.
Was mache ich denn jetzt den ganzen Tag? Alle sind arbeiten und ich hatte auch keine Lust irgendjemanden zu sehen. Am besten wäre es, wenn ich einfach zurück ins Bett gehe und gar nichts mache.
Gesagt getan. Ich schlurfte wieder in mein Bett, nahm mir die Decke und schaute aus dem Fenster.
Irgendwann musste ich wohl eingeschlafen sein, denn als ich das nächste Mal auf mein Handy schaute war es bereits 16 Uhr. Tatsächlich tat mir der Schlaf gut. Hunger hatte ich aber immer noch nicht.
Doch ich wusste, dass Ilja gleich freihatte und morgen auch nicht arbeiten muss. Er hat bestimmt Bock auf ein paar Bier. 
Schnell zog ich mir was anderes an und schrieb Ilja, dass ich auf dem Weg zu ihm war.
Gerade als ich aus der Tür gehen wollte, wurde diese geöffnet und Taddl stand vor mir.
Unwillkürlich fing mein Herz an schneller zu schlagen. 
Wie gerne würde ich ihn jetzt einfach in den Arm nehmen und sagen wie leid es mir tut und dass er mir verzeihen muss. Aber das kann ich nicht. Mein Körper sträubte sich dagegen.
Taddl sah ungefähr genauso scheiße aus wie ich. Vermutlich hatte auch er die ganze Nacht durchgemacht.
"Hey...", begrüßte er mich. "Ich wollte dir das hier nur geben."
Er überreichte mir den Schlüssel für unsere Discothek. Bevor ich fragen konnte was das sollte, erklärte es mir schon: "Sie gehört dir."
"Taddl... Nein... Das ist etwas, was wir uns beide aufgebaut haben."
"Ist schon gut. Du sollst sie haben."
"Und du? Was ist dann mit dir?"
"Mach dir darüber keine Sorgen. Ich werde bei meinem Dad arbeiten."
Am Liebsten wollte ich ihn wach rütteln und ihn anflehen nicht bei seinem Vater anzufangen. Das war doch die ganze Zeit genau das, was er nicht wollte. Er wird da unglücklich werden.
"Also dann, Ardy. Bau keine Scheiße."
"Können wir nicht nochmal reden?"
"Es gibt nichts mehr worüber wir reden könnten."
Dann drehte er sich um und lief einfach aus dem Haus raus. Nun stand ich hier, mit dem Schlüssel in der Hand und hatte trotzdem das Wichtigste in meinem Leben verloren...