Remember us || Fortsetzung von Different Worlds

21

Luna

"Ich weiß nicht wie ich ihm das erklären soll.", sagte ich nervös. 
"Du musst es ihm einfach so sagen, wie du es mir auch gesagt hast.", meinte Ilja. "Es wird schwer sein zu verkraften, aber er wird es verstehen. Denke ich..."
"Es ist aber etwas anders als bei dir. Taddl liebt ihn. Ich weiß du auch. Aber auf eine andere Art. Nicht, dass es-"
"Luna.", unterbrach Ilja mich. "Du machst mich unnormal nervös."
"Sorry..."
Ilja stand von meinem Bett auf und packte mich an den Schultern.
"Also, du gehst jetzt zu ihm. Sagst es ihm so wie du es mir auch gesagt hast und erklärst ihm, dass Ardys Erinnerungen zurückkommen könnten. Und dann bist du einfach für ihn da, ja?"
Luna seufzte und nickte. "Und danach bringen wir Maddox um."
"Das klingt nach einem sehr guten Plan."
"Ich will wirklich gerne wissen wie weit die Ermittlungen der Polizei sind... Wer die zweite Person war, die Ardy angegriffen hat..."
"Tja, ich schätze das werden wir nicht so schnell herausfinden." 
"Meinst du nicht?"
"Du kennst Maddox doch. Der wird alles verleugnen und die Polizei kann nichts tun, bis Ardy sich nicht wieder an alles erinnert."
"Scheiße, darüber hab ich noch gar nicht nachgedacht..."
"Und das brauchst du jetzt auch nicht. Jetzt gehst du zu Taddl und erklärst ihm alles, okay? Und falls was ist, rufst du mich einfach an, ja?"
"Danke Ilja."
Ich gab ihm eine Umarmung welche wir beide gerade vermutlich einfach brauchten. Nach all den scheiß Tagen, der ganzen Angst um Ardy und den schlaflosen Nächten tat diese Umarmung wirklich gut.

Taddl

"Also, ich mache dann den Vertrag fertig und dann kannst du bei mir einsteigen.", erklärte mein Vater mir.
"Mhm..."
Er nervte mich gerade echt mit seinem Scheiß. Ja, ich hab mich dazu entschlossen bei ihm in der Firma einzutreten, aber ich hab dafür gerade wirklich keinen Kopf. Meine Gedanken waren nur bei Ardy.
Luna hatte mir bereits erzählt, dass Ardy wieder aufgewacht war, aber mehr weiß ich auch noch nicht. Doch sie wollte heute vorbeikommen um mir alles zu erklären.
"Taddl? Hörst du mir eigentlich zu?", fragte mein Vater mich.
"Was? Ja."
"Also, was hältst du davon?"
"Ja, ist okay."
Mein Vater seufzte. "Du hörst mir nicht zu. Das ist wirklich wichtig..."
"Dad, das ist mir gerade scheißegal!", schrie ich ihn an. "Ich hab jetzt kein Bock darüber zu reden."
"Das müssen wir aber. Damit du reibungslos anfangen kannst."
"Ich hab aber gerade ganz andere Probleme!"
"Ich weiß... Die Trennung fällt dir nicht leicht, dafür hab ich Verständnis."
"Es geht nicht um die Trennung, okay? Ardy lag im Koma! Er ist knapp dem Tod entkommen und ich habe keine Ahnung wie es ihm geht!"
Mein Vater verstummte und schaute mich geschockt an. Und ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn angeschrien habe.
Na toll...
"Scheiße... Das wusste ich ja nicht..."
"Konntest du ja auch nicht.", murmelte ich und schaute auf den Küchentisch an welchem ich saß.
"Hey, wir lassen das Gelaber über die Firma, ja? Willst du über was anderes reden?"
"Nein... Ich will nur kurz meine Ruhe bis Luna kommt. Schick sie in mein Zimmer, wenn sie da ist."
"Mach ich. Ich bin hier, wenn was ist."
"Danke Dad."
Ich schlurfte langsam in mein Zimmer, schmiss mich in mein Bett und starrte an die Decke. Wie so oft im Moment.
Ob er weiß, dass ich bei ihm war? Und wenn ja, wie hat er darauf reagiert? Ich hoffe er ist nicht sauer, weil ich bei ihm war. Ich vermisste ihn.... vermisste ihn so sehr.
Eins war mir klar, sobald es ihm wieder gut geht, will ich nochmal das Gespräch mit ihm suchen. Er wollte mir ja alles erklären aber ich habe ihn nicht gelassen und es war dumm von mir. Ich habe ihn fast verloren und ich will es nicht wieder. Ich hätte alles dafür gegeben ihn in meinen Armen zu halten und einfach nur seinem Atem zu lauschen.
Oft, wenn ich an seinem Bett saß habe ich mir vorgestellt wie er mir irgendwas erzählt und immer wieder flucht oder dumme Sprüche bringt.
Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen, wenn ich so darüber nachdachte wie er wohl das Krankenhausessen nennen würde?
Ich glaube er würde gar nicht mehr aufhören sich zu beschweren und mich anbetteln, dass ich ihm einen Burger von Joey hole. Und ich würde ihm diesen Wunsch erfüllen. Und er würde sich freuen. Seine Augen würden funkeln wie das von einem kleinen, unschuldigen Kind. So wie sie es immer taten, wenn er sich freute.
Ein Klopfen an der Tür riss mich aus diesen schönen Gedanken. Ich setzte mich aufrichtig hin und sah, dass Luna reinkam.
"Hey...", sagte sie angeschlagen.
Sie hat lange wahrscheinlich nicht mehr richtig geschlafen. Und ich verstehe sie, ich habe es auch nicht.
"Hey, wie geht es ihm?"
"Ganz gut soweit. Er reißt schon wieder Witze. So wie immer. Du kennst ihn ja."
"Ja, das ist typisch.", sagte ich und lachte kurz.
"Also... Er hat die Hirnblutung nicht ohne Schäden überstanden."
Mein Herz fing an schneller zu schlagen. Scheiße....
Mir gingen in diesem Moment tausende Gedanken durch den Kopf.
War er jetzt geistig eingeschränkt? Oder gelähmt? Oder musste er das Laufen neu lernen? Solche Geschichten hörte man öfters.
Aber vielleicht hat sein Herz die Reanimation auch nicht ohne Folge überstanden und von nun an ist er Herzkrank.
"Er hat eine Amnesie.", sagte Luna.
Okay, damit hatte ich irgendwie nicht gerechnet.
"Er kann sich nicht an alles erinnern.", erklärte Luna weiter. "Der Arzt sagte, dass wir seine Erinnerungen nicht erzwingen dürfen. Er muss sich von selbst an alles erinnern. Wir dürfen ihm nur ein wenig auf die Sprünge helfen mit bestimmten Sachen oder Personen zu denen er eine emotionale Bindung hat."
"Er hat also auch Personen vergessen?"
"Ja, er kann sich zum Beispiel nicht an Ilja erinnern. Ich habe Ilja gestern zum ersten Mal mit zu Ardy genommen, doch Ardy hat bis jetzt keine Erinnerungen an ihn. Das kann natürlich zurückkommen, es kann aber auch sein, dass er sich nie wieder an irgendetwas oder irgendjemanden erinnert..."
Er erinnerte sich nicht an Ilja. Dabei war beziehungsweise ist, Ilja sein bester Freund. Nach allem was sie erlebt hatten, erinnerte er sich an nichts? Das war fast unvorstellbar.
"An wen erinnert er sich noch nicht?", fragte ich und hatte Angst vor der Antwort.
Was ist, wenn er sich nicht an mich erinnert? Dann wären alle meine Hoffnungen, dass wir nochmal miteinander reden könnten, zerstört. Aber würde er wirklich alles vergessen, was wir erlebt hatten? Das waren doch prägende Momente.
"Also bis jetzt wissen wir noch von drei weiteren Personen an die er sich nicht erinnert. Killian, Mira und dich..."