Remember us || Fortsetzung von Different Worlds

11

Ardy

Nun saß ich hier bei der Polizei und wurde schon seit mehreren Minuten verhört.
"Sie geben es zu?", fragte der Polizist mich.
"Ja."
"Gut. Wir haben auch diese Waffe hier gefunden. Gehört sie Ihnen?"
"Nein, sie gehört Maddox. Ich hab sie nicht mal angefasst."
"Alles, klar das werden wir überprüfen. Was ist mit dem Messer?"
"Gehört mir."
"Haben Sie es benutzt?"
"Nein. Es war einfach nur in meiner Tasche."
"Okay. Natürlich werden wir das Opfer auch noch dazu befragen und auch seine Aussagen überprüfen. Da von Ihnen sonst keine Gefahr ausgeht, dürfen Sie gehen. Sie werden Post von uns bekommen mit der entsprechenden Strafe. Es wird vermutlich auf eine Geldstrafe hinauslaufen. Das hängt aber noch von den Verletzungen des Opfers ab."
Opfer. Klar.
Maddox ist alles andere, aber nicht das Opfer gewesen. Doch ich belasse es einfach dabei. Ich hatte keinen Bock mehr hier noch weiter rumsitzen und mit den Polizisten zu diskutieren.
"Gibt es jemand der Sie abholen kann?"
"Ja."
"Gut, wenn diese Person eingetroffen ist kriegen Sie auch ihre Wertsachen wieder. Ich bitte Sie dann jetzt mir zu folgen."
Ich war wirklich so ein Idiot. Wieso bin ich nicht einfach von Maddox weggegangen? Hätte ich seine dummen Sprüche ignoriert wäre es niemals soweit gekommen.
Und was hab ich jetzt davon? Eine saftige Strafanzeige.

Taddl

"Ich will nur nicht, dass er in die gleichen Muster verfällt wie früher.", erzählte ich Luna.
"Wird er nicht Taddl. Vertrau ihm."
"Das tue ich ja. Aber er hat sich doch jetzt schon zweimal mit Maddox angelegt..."
Zwischen Luna und mir entstand eine kurze Stille in der wir beide über Ardy nachdachten. Da wir nur telefonierten, konnte ich ihren Blick leider nicht erkennen.
"Er ist nicht mehr so wie früher.", versuchte Luna mich zu beruhigen. "Er ist nicht mehr so leicht aus der Ruhe zu bringen. Und das alles nur wegen dir. Er hat sich im Griff."
"Ich hoffe es.... Sollte er es nochmal tun dann.... Ach, keine Ahnung."
"Ich versteht dich, Taddl. Aber denk über sowas nicht nach, okay? Eure Beziehung ist perfekt, er wird alles dafür tun, dass du nicht Schluss machst. Und er weiß genau, dass du es tun wirst, wenn er sich weiterhin prügelt."
"Bin ich ein Arsch deswegen?"
"Was? Nein! Auf keinen Fall. Es ist vollkommen verständlich. Wenn ich einen Freund hätte der sich immer wieder prügelt und nicht zögert ein Messer zu zücken, würde ich auch nicht mit ihm zusammen sein wollen. Aber wie gesagt, das wird er nicht mehr tun. Er liebt dich zu sehr dafür."
"Ja, du hast Recht. Danke Lu."
"Kein Ding. Und jetzt Themawechsel. Ich muss dir von dem Typen aus der Uni erzählen."
"Auf den du stehst."
"Ich steh nicht auf ihn."
"Dafür erzählst du mir aber oft was über ihn. Und du weißt auch verdächtig viel über ihn. Bist du ein Stalker?"
"Psst! Ich will dir was erzählen."
"Ich halt die Klappe."
Und schon fing sie an mir weitere tausende Fakten über diesen Kerl zu erzählen. Ich glaube sie weiß mittlerweile mehr über ihn, als er selbst über sich.
"Luna, wenn du mir noch weiter was über ihn erzählst, dann verlieb ich mich auch gleich in ihn."
"Haha, du bist ja sooo lustig."
Ich wollte gerade etwas auf ihre ironische Antwort erwidern, als eine fremde Nummer mich anrief.
"Ich ruf dich zurück, ja? Krieg gerade einen anderen Anruf rein."
"Alles klar, bis dann!"
Luna legte auf und ich nahm die fremde Nummer an.
"Hallo?"
"Taddl?"
Es war Ardy. Und er klang ziemlich... traurig?
"Ardy? Alles okay?"
"Kannst du mich abholen?"
"Klar, wo bist du?"
Eine Stille entstand. Kurz dachte ich, dass er aufgelegt hat, doch dann sprach er wieder.
"Bei der Polizei."
Mein Herz fing sofort schneller an zu schlagen. Bei der Polizei? Scheiße, ich ahnte das Schlimmste.
"Was hast du getan?", fragte ich ihn, darauf bedacht nicht allzu vorwurfsvoll und wütend zu klingen.
"Erklär ich dir gleich, ja?"
"Bin in ein paar Minuten da."
Dann legte ich auf, ohne auf eine Antwort zu warten. Ich sprintete fast zu meinem Auto, nur um schnell bei Ardy anzukommen. 
Mir gingen während der Autofahrt alle möglichen Szenarien durch den Kopf.
Hatte er was angestellt? Was hatte er angestellt? Oder war er Opfer von einem Verbrechen geworden? Ich hoffte ja, dass es eine gute Erklärung dafür gab, doch am Telefon hörte er sich irgendwie komisch an. So als ob er was verbrochen hätte.
Lieber Gott im Himmel, bitte lass ihn nichts getan haben. Ich sendete die ganze Fahrt über Stoßgebete an den Himmel, wobei ich selbst ein ganz mieses Gefühl dabei hatte, dass Ardy irgendwas verbockt hat.
Schneller als gedacht, kam ich also bei dem besagten Polizeirevier an. Vorne an der Information gab ich schnell meine Personaldaten durch und erklärte ihm, dass ich jemanden abholen musste.
Der Polizist führte mich in einen Raum in welchem Ardy saß.
"Gut Herr Bora.", sagte der Polizist. "Sie wissen dann ja Bescheid. Die Stadt dürfen sie erstmal nicht mehr verlassen. Und alles weitere erfahren sie per Post."
Ardy nickte nur, nahm seine Sachen von dem Polizisten entgegen und kam langsam auf mich zu.
Er hatte irgendwas verbockt. Er hatte sowas von irgendwas verbockt.
Schweigend gingen wir zum Auto. Ich hörte Ardy auf dem Weg nur mal ein kleines "Tut mir leid." flüstern, doch darauf ging ich nicht ein. 
Wir sollten das unter vier Augen klären und nicht mitten auf dem Polizeirevier.
Ich öffnete das Auto und wartete bis Ardy die Tür zugeschlagen hat. Dann fragte ich ihn erneut: "Was hast du getan?"
"Taddl, es tut mir wirklich leid.", sagte er mit gequälter Stimme.
"Ich will wissen, was du getan hast."
Langsam stieg die Wut in mir auf, doch ich versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben.
"Maddox war da und er hat mich beleidigt und meine Mutter und dich und... Keine Ahnung warum ich das getan habe..."
"Was getan?"
"Ich hab ihm eine reingehauen.... Nein.... mehrmals.... Und dann kam die Polizei. Maddox hatte sich nicht gewehrt, während ich weiter auf ihn eingeschlagen habe. Er war die ganze Zeit bei Bewusstsein, musste aber ins Krankenhaus... Mehr weiß ich auch nicht..."
Ich atmete tief durch und schaute nach vorne.
Ich wusste es. Er hatte es verbockt. Wieso war mir das nicht vorher klar? War doch klar, dass ich ihn irgendwann wegen sowas von der Polizei abholen muss.
"Und wie geht es jetzt weiter?", fragte ich, immer noch ruhig, aber mittlerweile mit zitternder Stimme.
"Sie nehmen noch die Aussage von Maddox auf und je nachdem was er aussagt und wie schlimm seine Verletzungen sind bekomme ich eine Geldstrafe oder..."
"Oder was?", fragte ich wütend.
"Oder eine Gerichtsverhandlung..."
Ich sagte nichts mehr, startete nur das Auto und fuhr los.