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Ardy

"Was willst du jetzt gegen Colin unternehmen?", fragte Taddl.
Ich lag in seinen Armen und gemeinsam schauten wir zu seinem Sternenhimmel hoch.
"Keine Ahnung."
"Du musst ihn anzeigen."
"Ja, weiß ich..."
"Was hindert dich dran?"
"Keine Ahnung."
"Du willst nicht drüber reden oder?"
"Nein."
Ich genoss die Zeit mit Taddl gerade so sehr, dass ich wirklich keinen einzigen Gedanken an Colin verschwenden wollte. Ich war froh, dass ich ihn zurück hatte. Obwohl ich immer noch ziemlich angestrengt darüber nachdachte, was da unausgesprochenes zwischen uns sein könnte.
Mittlerweile dachte ich, dass ich mir das vielleicht nur einbilde. Es ist soviel in letzter Zeit passiert, dass habe ich wahrscheinlich ganz einfach noch nicht verarbeitet. Und deswegen kam dieses Gefühl wieder auf. Vermutlich musste einfach nur der Alltag wieder einkehren.
"Und du willst diese Woche echt nicht zur Uni? Ich will ja nicht, dass mein kleiner Streber irgendwas verpasst."
"Das wird nie aufhören oder?"
"Nö."
"Naja, was die Uni angeht wollte ich dir sowieso noch was sagen."
Fragend legte ich meinen Kopf auf seine Brust und schaute zu ihm hoch.
"Ich schmeiß hin."
"Was?!"
Fast hätte ich mich ruckartig hingesetzt, doch mir viel Gott sei Dank früh genug wieder ein, dass ich dann Schmerzen bekommen würde.
"Ja... Das ist nicht so meins. Ich hab das nur angefangen, weil ich ein festes Standbein brauchte. Und da du die Disco bekommen hast, wollte ich bei meinem Vater anfangen."
"Und da wir jetzt wieder zusammen sind und die Disco wieder eröffnen wollen, willst du die Uni abbrechen?"
"Genau."
"Aber Taddl das ist Bullshit. Wenn du das Studium gerne zu Ende machen willst, dann tu es. Niemand weiß ob diese Disco für immer überlebt. Du hättest dann immer noch einen Beruf auf den du zurückkommen könntest."
"Und was wäre dann mit dir?"
Ich zuckte mit den Schultern. "Ich find schon irgendwas. Ich könnte sofort auf dem Schrottplatz anfangen auf dem Erik auch arbeitet."
"Ardy, ich hab wirklich kein Bock auf das Studium oder auf den Job an sich. Ich hab mir die ganze eingeredet, dass es mir Spaß macht. Doch das hat es noch nie. Ich will die Disco wieder mit dir zusammen eröffnen und sie weiter ausbauen. So wie wir es geplant hatten."
"Ja, das will ich auch."
"Dann lass es uns tun."
"Schon wieder?", fragte ich grinsend.
"Ich rede von der Disco, du Idiot."
"Ich weiß doch.", lachte ich. "Ich bin da ganz deiner Meinung: Dann lass es uns tun."

(...)

Die Schmerzen in meiner Hüfte rissen mich aus dem Schlaf. Sie waren nicht unerträglich, aber definitiv auch nicht angenehm. Vorsichtig tastete ich nach meinen Schmerzmitteln und schluckte eine davon herunter. Dann setzte ich mich aufrecht hin, da liegen gerade gar nicht ging. Okay, auch sitzen war nicht angenehm, aber immer noch besser als liegen. Ich schnappte mir mein Handy und vertrieb mir ein wenig die Zeit bis das Medikament wirkte.
Da wir es aber halb 5 Uhr morgens hatten, war nicht wirklich irgendwas interessantes auf meinem Handy zu sehen. Ich legte es also relativ schnell wieder weg und schloss meine Augen nochmal. Vielleicht konnte ich ja auch im Sitzen einschlafen. Aber jetzt waren es meine Gedanken die mich wachhielten.
Ich dachte die ganze Zeit über Colin nach. Er hätte mir beinahe alles versaut. Beinahe hätte ich Erik, Taddl, Lille und meine Freunde nicht wieder gesehen. Meine Familie. Und alles nur wegen ihm. Ich will mir gar nicht vorstellen was passiert wäre, wenn er nie auf mich getroffen wäre. Wenn ich mich auf die ganzen Provokationen von Colin und Maddox nie eingelassen hätte. Wahrscheinlich wäre Taddl dann draufgegangen. Dann wäre Taddl jetzt in meiner Situation. Dann wäre Taddl vielleicht gestorben. Wegen ihm.
Sofort stand ich vom Bett auf, schnappte mir mein Handy und schlich mich aus Taddl Zimmer. Ich war so wutentbrannt, dass ich sogar vergaß Taddl zu schreiben.
Das wird Colin bereuen. Jetzt werde ich ihn sowas von fertig machen. Ich werde das nicht weiter auf mir sitzen lassen. 
Ich beende diesen Scheiß jetzt. Ein für alle mal.

(...)

Jetzt saß ich hier, in diesem dunklen, kalten Raum. Ich war wirklich nervös. Die ganze Zeit über tippte ich mit meinen Füßen auf den harten Betonboden. Kurz überlegte ich ob ich einfach einen Rückzieher machte sollte. Aber das durfte ich nicht tun. Wenn ich das jetzt tue, wird Colin gewinnen. Er will mich töten und beim dritten Mal wird er ganz sichergehen, dass ich auch wirklich sterbe und wenn er mir dafür eigenhändig mein Herz aus der Brust reißen muss.
Und dann ging die schwere Stahltür auf. Mein Herz hämmerte wie verrückt. Ich weiß gar nicht warum ich so nervös war. Ich machte schließlich nichts verbotenes. 
"Tut mir leid, dass Sie warten mussten.", entschuldigte sich der große, muskulöse Mann.
"Nicht schlimm."
"Also, fangen wir an.", sagte er uns nahm gegenüber von mir Platz. "Es geht um einen jungen Mann. Sein Name ist Colin Kühn, richtig?"
"Ja."
"Können Sie nochmal genau schildern was passiert ist?"
Ich erklärte ihm nochmal alles was ich wusste. Ganz genau schilderte ich ihm von den beiden letzten Angriffen gegen mich. Außerdem erwähnte ich noch von der Zeugin die den ersten lebensbedrohlichen Angriff gesehen hatte und von meinen Freunden die alles bestätigen konnten. Ich bemühte mich alles ganz haarklein zu erzählen. Auch Maddox ließ ich nicht außen vor. Schließlich würde der Mann da vor mir Sorgen, dass Colin und Maddox weder mir noch sonst irgendwem wehtun werden.
"Mhm, okay.", sagte der Mann und schrieb sich etwas auf. 
Ich hoffte einfach nur das er mir glaubte. Aber warum sollte er das auch nicht tun? Es gab genug Beweise und Tatsachen die gegen Colin und für mich sprachen.
"Das sind schwere Vorwürfe die Sie gegen Herrn Kühn erheben. Sind Sie sicher, dass sie das tun wollen?"
Sowas von. Colin soll ein für alle Male erledigt werden. Und nur wenn ich das hier durchziehe wird er die ganze Welt endlich in Ruhe lassen.
"Ja.", antwortete ich.
"Alles klar. Dann werde ich die Anzeige aufnehmen und Sie werden Post von uns bekommen.", sprach der Polizist das letzte Wort.

Remember us || Fortsetzung von Different WorldsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt