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Ardy

Als ich meine Augen öffnete sah ich einen weißen, sauberen Raum. Das kam mir nur allzu bekannt vor. Ich wusste genau wo ich war.
Ich wollte tief durchatmen und kurz auf die fremde Situation klar kommen, doch sobald ich versuchte tief einzuatmen, streubte sich mein Körper dagegen.
"Alles gut, Ardy. Das mit der Atmung wird gleich besser.", hörte ich eine weibliche Stimme.
Ich konnte nicht zuordnen von wo diese Stimme kam, da ich immer noch ziemlich verschwommen sah. Doch relativ schnell spürte ich wie sich meine Lunge mit Sauerstoff fühlte. Das Gefühl fühlte sich so gut an, dass ich wieder meine Augen schloss und in den Schlaf abdriftete.

(...)

Ich spürte eine warme Hand auf meiner. Langsam öffnete ich meine Augen, musste aber ein paar Mal blinzeln bevor ich Taddls Gesicht sah.
Er fing leicht an zu lächeln, sagte aber gar nichts. Was ich auch nicht von ihm verlangte, ich wollte nur seine Anwesenheit genießen. Nun wusste ich auch warum ich besser Luft bekam. Mit wurde zusätzlich Sauerstoff durch eine Sauerstoffbrille zugeführt.
"Hab ich dir nicht gesagt, dass ich dich hier nicht Wiedersehen will?", fragte eine weibliche Stimme.
Als ich mich zu ihr umdrehte sah ich Anna. Das brachte mich unwillkürlich zum Grinsen. Sie hatte mich damals auch gepflegt als ich im Koma lag.
"Ich bin dafür bekannt mich nicht dann die Regeln zu halten.", krächzte ich mit schwacher Stimme.
"Mhm... Merk ich.", sagte sie mit einem Grinsen und find an meinen Blutdruck zu messen. "Du kannst dich echt glücklich schätzen solche Freunde zu haben."
"Das bin ich auch.", sagte ich mit einem Lächeln an Taddl gewandt.
"Dein Kreislauf ist soweit stabil. Ich rufe gleich den Arzt der wird dir alles erklären. Denn so wie ich dich kenne willst du wahrscheinlich sofort wissen was passiert ist?"
"Ich weiß was passiert ist..."
"Aber du weißt bestimmt nicht, dass du operiert wurdest."
Diese Info überraschte mich so sehr, dass ich im ersten Moment nichts mehr sagen konnte. Das musste ich aber auch nicht, denn anscheinend sagte mein Blick schon alles.
"Wusste ich doch.", fuhr Anna fort. "Der Arzt kommt gleich, ja?"
Ich nickte nur und wandte mich dann an Taddl.
"Was weißt du alles?", fragte ich vorsichtig.
"Naja, ich weiß, dass du von Colin angeschossen wurdest. Ilja hat mich angerufen und mir alles erklärt. Ich bin dann auf direktem Weg zu dir gekommen."
"Wie lange sitzt du hier schon?"
"Keine Ahnung. Ne Stunde? Ich durfte nicht sofort zu dir rein, weil sie erst deine Werte und deinen Kreislauf überprüfen wollten."
"Es tut mir leid..."
"Ardy..."
"Wirklich Taddl. Ich wollte all das vor dir geheim halten und mich selbst um Colin kümmern. Ich hätte das nicht tun sollen. Es war dumm."
"Ardy, lass es jetzt. Ich bin nicht sauer auf dich, okay? Ich hatte wirklich Angst dich zu verlieren und bin gerade einfach nur froh, dass es dir gut geht. Über alles andere reden wir später."
Ich nickte nur und im selben Moment kam der Arzt zu uns rein.
"Hallo. Wie geht es Ihnen?", fragte er mich und warf einen Blick auf den Monitor hinter mir.
"Ganz gut soweit."
"Können Sie mir sagen was passiert ist?"
"Ich wurde angeschossen."
Der Arzt nickte und schaute mich sehr ernst an.
"Wir haben die Kugel entfernen können. Sie haben wirklich Glück gehabt, das hätte auch schief gehen können. Die Kugel hat keine Organe getroffen. Sie sind nur nicht verblutet, weil die Kugel zwischen der Arterie stecken geblieben ist."
Ich konnte dazu nichts sagen, schaute Taddl nur an und musste schwer schlucken.
Zum zweiten Mal.
Ich hätte ihn fast zum zweiten Mal verloren.
Wieso war ich nur so dumm? Jedes Mal denke ich, dass ich das Richtige tue und gehe dabei fast drauf.
"Wir haben das Gefühl,", fuhr der Arzt fort. "dass Sie in Gefahr stecken. Schließlich sind Sie nun schon zum zweiten Mal hier. Und beide male war jemand fremdes beteiligt. Wenn Sie-"
"Schon gut.", unterbrach ich den Arzt. "Ich brauche keine Hilfe. Ich hab das unter Kontrolle."
"Ardy, wir machen uns nur Sorgen um dich. Dein Körper ist immer noch geschwächt von deiner Hirnblutung. Und durch die Schussverletzung wurde er noch weiter geschwächt. Noch so einen Angriff wirst du nicht überleben.", meinte Anna.
"Ich hab das unter Kontrolle.", wiederholte ich. "Ich will keine Hilfe."
Der Arzt nickte nur. "Okay. Wir können Sie ja auch nicht dazu zwingen. Aber Sie können uns immer ansprechen, wenn was ist. Haben Sie sonst noch irgendwelche Fragen?"
"Wann kann ich nach hause?"
"Ich schätze, wenn alles gut läuft so in 3 bis 4 Tagen."
"Ich würde gerne jetzt gehen."
"Das würde ich Ihnen nicht empfehlen. Ihr Kreislauf ist zwar stabil, aber trotzdem kann es nach der OP noch zu Blutungen kommen und auch Nebenwirkungen der Narkose könnten noch auftreten."
"Ardy, bleib hier.", meinte Taddl mit ruhiger Stimme. 
Ich seufzte und nickte. "Schön. Ich werde bleiben."
Aber das sagte ich nur um Taddl nicht noch weiter zu beunruhigen. Diese Nacht werde ich noch im Krankenhaus verbringen, doch morgen früh werde ich mich selbst entlassen. Ich kann auch zuhause dumm rumliegen um mich zu erholen. Und außerdem habe ich nach letztem Mal wirklich mehr als genug vom Krankenhaus.
Der Arzt und Anna gingen wieder raus, sodass ich jetzt in Ruhe mit Taddl reden konnte.
"Wissen die Anderen, dass ich hier bin?"
"Ja. Ilja hat sofort einen Krankenwagen gerufen, als du ihn angerufen hast und ist dann zu diesem Haus gefahren wo du dich aufgehalten hast. Er hat mich angerufen und wir sind dann gemeinsam ins Krankenhaus gefahren und haben gewartet bis du operiert wurdest. Ilja hat in der Zeit allen Bescheid gegeben."
"Weiß Erik Bescheid?"
"Natürlich."
"Scheiße..."
"Ardy, er ist dein Onkel. Er muss sowas doch wissen."
"Er wird sich wieder viel zu viele Sorgen machen..."
"Meinst du nicht, dass das verständlich ist? Er hat Angst dich zu verlieren. Und das hat er fast zweimal."
"Und du auch."
"Ja..."
Taddl schaute auf seine Hand, welche über meiner lag und sah sehr traurig aus.
"Taddl?"
"Hm?"
Ich nahm meine Hand unter seiner Weg und verschränkte sie miteinander.
"Ich werde dich niemals verlassen. Du hast mich jetzt dein lebenlang am Arsch kleben. Das hast du dir selbst eingebrockt."
Gott sei Dank konnte ich ihm ein leichtes Grinsen entlocken und er schaute wieder zu mir hoch.
"Schätze, dass ich daran jetzt nichts mehr ändern kann, was?"
"Nein, kannst du nicht. Du weißt doch, wie aufdringlich ich sein kann."
"Ja, wärst du das damals nicht gewesen, würde ich bis heute wahrscheinlich immer noch denken, dass du ein Arschloch bist."

Remember us || Fortsetzung von Different WorldsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt