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Ardy

Ich fühlte mich viel leichter als vorher. Diese Last fiel auf einem Mal von meinen Schultern und eigentlich bin ich dumm, weil ich nicht eher zur Polizei gegangen bin. Aber ich hatte die ganze Zeit über Schiss, dass Colin mich auch verpfeift. Schließlich hatte ich immer irgendwo etwas Gras oder Pillen rumliegen. Zumindest bis ich Taddl kennenlernte...
Es war nun 6 Uhr morgens und langsam ging die Sonne. Das Wetter angenehm kühl draußen und ich schlenderte noch ein wenig durch die fast leere Stadt. Nur ein paar Leute waren bereits auf dem Weg zur Arbeit. Gedankenverloren schaute ich mir ein paar Schaufenster an. Bei einem blieb ich stehen und schaute mir das Schaufenster genauer an. In diesem waren mehrere Wohnungen und Häuser zu sehen welche gerade zum Verkauf standen.

Taddl fing an zu lachen. "Ich hab dich noch nie so verunsichert gesehen."
"Alter, du fragst mich gerade ob wir zusammenziehen wollen und zeigst mir dann diese riesige Wohnung."
"So riesig ist sie nicht."
"Sie ist mindestens dreimal so groß wie mein Haus."
"Hey, du musst dich ja auch nicht sofort entscheiden. Die Wohnung wird erst Mitte nächsten Monats frei und dann kannst du dich immer noch entscheiden."
"Taddl, ich will-"
"Psst, nein. Davon will ich jetzt nichts hören. Das ist ein großer Schritt und ich will, dass du gut darüber nachdenkst. Und außerdem musst du wissen, dass ich dich nicht weniger liebe, wenn du Nein sagen würdest. Das ist vollkommen in Ordnung. Verstanden?"

Da war es. Das unausgesprochene etwas, an das ich mich nun erinnern konnte. Ich musste es Taddl erzählen.
So schnell wie ich konnte lief ich zurück und hoffte dass Taddl nicht bemerkt hatte, dass ich weg war.
Doch meine Hoffnung bestätigte sich nicht als ich in sein Zimmer schleichen wollte. Er war wach. Und sah sichtlich erleichtert aus als er mich sah.
"Ja, ich will.", sagte ich, bevor er irgendwas sagen konnte.
"Ähm... Was?"
Achso, vielleicht hätte ich ihm erst erzählen sollen, dass ich mich erinnerte.
"Ich will mit dir zusammenziehen."
"Wie kommst du da jetzt drauf?", fragte er immer noch sichtlich verwirrt.
"Weil ich mich erinnere. Du hast mich das vor unserem Streit gefragt und ich war so überfordert mit der Frage, dass ich keine Antwort darauf wusste."
"Okay... Lass uns da später drüber reden. Wo zum Teufel warst du? Es ist 6 Uhr morgens."
"Ich war bei der Polizei.", antwortete ich ihm und setzte mich nun ans Bettende. Taddl rückte zu mir nach vorne.
"Warum?"
"Ich hab Colin angezeigt. Ich hab über ihn nachgedacht und ihn anzuzeigen ist das einzig richtige."
Taddl legte einen Arm um mich und drückte mich fest an sich. "Ich bin stolz auf dich."
"Und ich bin müde."
Nachdem meine Schmerzen nun endlich durch das Schmerzmittel weniger wurden, setzte die Müdigkeit ein.
"Leg dich wieder hin und schlaf dich aus. Und wenn du wieder aufwachst hab ich das Frühstück fertig."
"Daran könnte ich mich gewöhnen."
"Pfff, denk nicht Mal dran.", lachte Taddl.

(...)

"Ardy!", schrie eine männliche Stimme. "Jetzt reicht es langsam Mal! Es ist 13 Uhr, Junge! Beweg deinen Arsch aus dem Bett!"
Ich seufzte, hörte aber auf Erik und rieb mir die Augen. Seit ich Colin und Maddox angezeigt habe sind ein paar Tage vergangen und seitdem schlief ich wieder wie ein Baby. Der ganze Stress und die ganze Last der letzten Wochen fiel mit einem Mal von mir ab. Und das merkte ich körperlich genauso sehr wie psychisch.
Ich schaute auf mein Handy und sah, dass Taddl mir zehn Nachrichten geschrieben hatte.
Zehn!!!
Hatte der Junge nichts zu tun?
Naja, eigentlich hatte er viel zu tun. Er war der Meinung, dass wir unsere Disco renovieren sollten bevor wir wieder öffnen. Auch ich fand das eine gute Idee und wollte ihm eigentlich helfen. Aber er bestand fest darauf, dass ich mich ausruhe und falls er meine Hilfe braucht, dann klären wir das übers Handy.
Wenigstens kam so keine Langeweile auf.
"Ardy!", schrie Erik erneut.
Was war denn los mit ihm? Wieso machte er so einen Stress?
Langsam stand ich auf und merkte, dass meine Schmerzen besser wurden.
"Was in Gottes Namens brüllst du hier rum?", fragte ich Erik als ich in die Küche kam.
"Essen."
"Dein scheiß Ernst?"
"Sandra hat gekocht."
"Ich hab ihm gesagt, dass er dich schlafen lassen kann, aber er wollte dich wecken.", meinte Sandra.
"Erik tu mir einem Gefallen und hör öfters auf deinen Partner. Das ist gar nicht Mal so schlecht. Ich spreche da aus Erfahrungen."
"Aber ich hätte gerne meinen Neffen um mich."
Sandra stellte das Essen auf den Tisch und tischte uns auf.
"Wie läuft es denn so mit den Renovierungen?", fragte Sandra.
"Gut.", antwortete ich ihr mit vollem Mund, wobei mir auffiel, dass ich Taddl noch gar nicht geantwortet hatte.
Ich beschloss das gleich nach dem Essen zu erledigen.
Während wir weiter aßen erzählte Erik uns ein wenig etwas über seine Arbeit. Okay, eigentlich kotzte er sich eher aus.
Gerade als wir zuende gegessen hatte, klopfte es an der Tür. Sandra stand auf um diese zu öffnen und als ich sah wer dort an der Tür war, stand ich sofort auf und lief zu Sandra.
"Hallo, ist Ardy vielleicht da?", fragte Maddox.
"Was willst du?", fragte ich.
"Könnten wir vielleicht kurz reden. Alleine?"
Ich schob mich an Sandra vorbei und schloss die Haustür hinter uns.
"Können wir an einem ruhigen Ort reden?"
Unwillkürlich fing ich an zu Lachen. "Denkst du ich bin dumm? Nach allem was du getan hast, gehe ich doch jetzt nicht mit dir an einen ruhigen Ort."
"Okay..."
"Komm zum Punkt Maddox!"
Ich sah, dass er anfing zu zittern und sich Tränen in seinen Augen bildeten.
Scheiße, was war denn jetzt los?

Remember us || Fortsetzung von Different WorldsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt