5. meu amor

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Nachdem ich so einen uneleganten Abgang hingelegt hatte, bekam ich Bauchschmerzen und legte mich noch einmal ins Bett. Neos Geruch hing noch immer an meiner Bettwäsche und entgegen meiner schreienden Gedanken drückte ich meine Nase hinein, um mich von diesen wirklich wohltuenden Geruch einhüllen zu lassen.

Es fühlte sich falsch an, hier allein zu liegen, ich sollte bei Carter sein und in unserem Bett seinen Geruch genießen. Vielleicht hätte ich wirklich nicht hierher fahren sollen, ich hätte dankend ablehnen und mich Zuhause um ihn kümmern sollen. Sobald ich Zuhause war, würde ich bei seinem Lieblingsitaliener bestellen und vielleicht schenkte er mir eines von seinen wunderschönen Lächeln, mit denen er seit geraumer Zeit sehr sparsam geworden war. Dennoch freute ich mich jedes Mal, wenn ich es zu Gesicht bekam.

Ich brummte frustriert und erhob mich, um mich für die Wanderung umzuziehen. Damit ich nicht wieder in eine seltsame Situation rutschte, nahm ich mir fest vor, etwas mehr Abstand zu Neo zu gewinnen. Hoffentlich nahm er es mir nicht übel, aber mir lag wirklich viel an meiner Ehe und ich wollte sie nicht aufs Spiel setzen.

Moment, wieso machte ich mir überhaupt Sorgen darüber, was er dachte? Das konnte mir doch egal sein, nach dieser Woche würde ich ihn sowieso nie wieder sehen. Los Finley, sei so gemein wie sonst auch!

Tatsächlich wartete Millie schon mit ein paar Schülern am Eingang, als ich dort eintraf, und sie neigte den Kopf etwas, als sich unsere Blicke trafen, das war ihre stumme Entschuldigung an mich. Ich machte eine wegwerfende Handbewegung und gesellte mich zu ihnen.

»Hi«, begrüßte ich sie knapp und sie lächelte sanft. Okay, sie nahm mir meinen klitzekleinen Gefühlsausbruch von vorhin nicht übel, und ich war wirklich dankbar darüber. Das wäre ein Höllentrip geworden, wäre meine beste Freundin auch noch böse auf mich. Innerlich hatte ich mich schon darauf vorbereitet, mit den Mädchen durch die Walachei zu stapfen und mich über meine Ehe ausquetschen zu lassen.

»Besser?«, fragte sie und schmunzelte kaum sichtbar, aber ich nickte zur Antwort.

»Ich vermisse meinen Kaffee«, seufzte ich leise, was Millie kurz auflachen ließ.

»Vielleicht finden wir unterwegs einen Automaten, wo du dir einen Kaffee ziehen kannst«, grinste sie frech, woraufhin sie von mir einen kleinen Klaps auf die Schulter erntete.

»Wir kommen an einem kleinen Restaurant vorbei, da bekommst du bestimmt einen Kaffee«, erzählte Neo, der plötzlich hinter mir auftauchte. Ich zuckte zusammen und allein seine Stimme ließ meinen Puls beschleunigen. Ja, ich sollte definitiv Abstand zu ihm halten, sonst würden meine Nerven diese Woche nicht überleben.

»Perfekt, Finley wird ohne seinen Kaffee unerträglich«, kicherte Millie und ich rollte zur Antwort mit den Augen. Neo stellte sich neben mich und lächelte mich so sanft an, dass mein Herz zu schmelzen begann. Okay, mal im Ernst, wie stellte ich mir das vor? Er musste nur neben mir stehen und ich warf meine Prinzipien über Bord. Ganz große Klasse.

»Das kann ich irgendwie gar nicht glauben, Finley ist doch super erträglich.«
»Noch.«

»Millie, sei still, oder ich stecke deinen Kopf unterwegs in einen Ameisenhügel.« Neo fing an zu lachen und legte sanft eine Hand auf meinen Rücken, genau zwischen die Schulterblätter. Bye Selbstbeherrschung.

»Ich verstehe, was du meinst«, erwiderte Neo auf Millies Hinweis von vorher, bevor er mich ansah und den Kopf etwas schief legte. »Aber bitte sag deinen Schülern, dass sie das unter keinen Umständen nachmachen sollten.«

Millie lachte leise und auch einige umstehende Mädchen begannen wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen zu gackern. Ein strenger Blick von mir reichte, damit sie sich wegdrehten und sich lieber wieder mit anderen Dingen beschäftigten als mit unserem seltsamen Schauspiel, das wir hier boten.

Four Nights (ManxMan)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt