Neo und ich genossen die stille Zweisamkeit, die wir noch hatten, bevor die Schüler unseren fast perfekten Morgen zerstören konnten. Wenn wir mehr als zwei Stunden geschlafen hätten, wäre er sicherlich perfekt gewesen. ich kraulte seinen Arm und fuhr immer wieder kurz durch seine Haare, um anschließend seine Stirn zu küssen.
Dann knallten draußen Autotüren und ich sah Millie an der Tür vorbeirennen, als würde sie verfolgt werden. Verwirrt stellte ich meine Tasse ab, aus welcher ich gerade trinken wollte, und auch Neo hob den Kopf wieder von meiner Schulter.»War das gerade Millie?«
»Du hast sie also auch gesehen, ja?« Ich reckte den Kopf, um etwas durch das Fenster erspähen zu können, aber leider fehlten mir einige Zentimeter, um etwas zu erkennen.
»Ich bin erstaunt, dass sie so schnell laufen kann«, schmunzelte Neo, aber in mir breitete sich ein ungutes Gefühl aus. Wenn Millie sich so beeilte, dann war irgendwas ganz und gar nicht gut.
»Ich auch«, gab ich kleinlaut bei, dann löste ich mich von Neo, um aufzustehen. Auch Neo streckte sich, dann tat er es mir gleich und folgte mir aus dem Speiseraum, raus in den Flur und anschließend zur Tür.
»Erwartet sie ein Paket? Aber die Post kommt erst viel später«, rätselte mein riesiger Teddybär und angelte nach meiner Hand, um unsere Finger wieder ineinander zu verschränken. Ich lächelte leicht, obwohl mein Kopf mir schon wieder schlimme Dinge ausmalte.
»Finley ist gar nicht hier, er ist am Strand, wieso gehst du nicht dort hin?« Millie schien aufgebracht und etwas panisch zu sein, denn ihre Stimme war etwas kratzig und sie sprach schnell. Ich trat als erstes durch die Tür, aber wollte sofort wieder umdrehen, als ich erkannte, mit wem sie sprach.
»Wieso versuchst du mich loszuwerden, Millie? Die Fahrt hat ewig gedauert, ich möchte jetzt nicht auch noch zum Strand laufen.« Carter verschränkte die Arme vor der Brust und ich konnte sehen, wie er sie missbilligend anstarrte, obwohl er eine Sonnenbrille trug. Seine Haare waren perfekt gestylt, sein Mantel war faltenfrei und seine schwarzen Schuhe glänzten im Sonnenlicht. Ich hatte das Gefühl, dass ich brechen müsste, so übel war mir.
»Carter, ich lauf jetzt auch nicht für dich, damit-« Aber Carter hörte ihr gar nicht mehr zu, denn er hatte uns entdeckt und seine Lippen, die vorher zu einem schmalen Strich gepresst waren, veränderten sich zu einem zufriedenen Lächeln.
»Finley! Wie schön, dass Millie mich nur an der Nase herumführen wollte.« Er breitete die Arme aus und lief auf mich zu, um mich in seine Arme zu schließen. Ihm war egal, dass ich mich nicht rührte, und es war ihm ebenso egal, dass die Hände von mir und Neo immer noch verschränkt waren. Dann nahm Carter mein Gesicht in beide Hände und drückte mir einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen, den ich nicht einmal erwidern konnte.
»Ich nehme an, meine Überraschung ist gelungen, du bist ja völlig erstarrt.« Dann ließ Neo meine Hand los und ich wusste, dass es vorbei war. Mein Leben wurde schlagartig wieder grau und ich würde nie wieder in den süßen Genuss seiner Liebe kommen. Ich hatte es verbockt, weil ich zu feige war, von Anfang an ehrlich zu sein.
»Carter«, krächzte ich, während ich versuchte, die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Ich wollte Carter nicht sehen, ich wollte, dass er wieder verschwand, mit seinem schicken Mietwagen, seinem makellosen Gesicht, mit seiner heuchlerischen und vorgetäuschten Liebe.
»Ach ja, alles Gute nachträglich zum Hochzeitstag, deine Mutter kam doch noch mal vorbei und hat die Blumen gebracht. Ich war dann schon etwas traurig, dass du nicht da bist, also dachte ich, ich komme einfach her und wir verbringen etwas Zeit miteinander.«
»Du hast bei deinem ganzen Stress auf der Arbeit vielleicht vergessen, warum Finley hier ist, Carter.« Millie kochte beinahe über, das konnte ich an ihrer Stimme hören. Aber das war total nebensächlich, denn ich konnte nur daran denken, wie leer ich mich ohne Neo fühlte. Er stand zwar noch neben mir, aber die Kälte, die von ihm ausging, sprach Bände.
DU LIEST GERADE
Four Nights (ManxMan)
Romance❅❅❅❅❅ Ich hatte aufgegeben, auf Carters Rückruf zu warten. Er war sicherlich wieder beschäftigt mit wer weiß was und langsam war ich es leid, der Einzige zu sein, der sich für den anderen interessierte. Frustriert zog ich mir die Decke über meinen K...