15. ywn ghzal

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Zurück im Camp zog es Neo leider zusammen mit seinem Kollegen außerhalb meines Wirkungsbereiches, was aber nicht ganz so schlimm war, denn dann würden die Schmetterlinge in meinem Bauch vielleicht einmal ein paar Sekunden Ruhe geben.

Millie und ich machten es uns auf der Terrasse gemütlich, während die Jugendlichen wieder Freizeit hatten. Neos Kollege hatte uns darüber informiert, dass wir heute zum Abendessen Grillen würden, mit anschließendem Lagerfeuer und eventuell noch einer Nachtwanderung, wenn uns das Wetter nicht hängen ließ.

»Und, was habt ihr beiden gemacht, als wir vorhin Freigang hatten?«, fragte Millie und streckte die Beine von sich. Ihre Sonnenbrille hatte sie bei den starken Strahlen der Abendsonne wieder auf ihre Nase geschoben.

»Wir waren in einem Eiscafé und haben ein bisschen geredet«, erzählte ich ihr, bevor ich einen Schluck von meinem Kaffee nahm. Ich wusste, dass ich süchtig danach war, aber immerhin waren es keine Zigaretten, wie bei Millie.

»Nichts anderes?« Wie als hätte ich es vorausgesagt, zog sie ihre Schachtel aus der Hosentasche und steckte sich eine Fluppe in den Mund.

»Nichts anderes«, wiederholte ich. Das Detail von der Toilette ließ ich aus, denn ich würde ihr das irgendwann erzählen, wenn ich keine Angst haben müsste, dass uns wer belauscht.

»Verrückt«, murmelte sie zwischen den Zügen an ihrer Zigarette, bevor sie die Brille hochstupste und mich ansah. »Hast du ihn gefragt, ob er dich daten wird?«

»Nein, habe ich nicht«, gab ich etwas kleinlaut zu und ohrfeigte mich innerlich selbst. Ich hatte vorhin auch gar nicht daran gedacht, aber ich nahm mir fest vor, das heute Abend zu tun. Carter war mittlerweile völlig in den Hintergrund gerutscht, und irgendwie störte es mich auch seit dem Gespräch mit Millie heute morgen viel weniger, dass ich meinen Noch-Ehemann betrog. Ich wusste nicht, ob es gut war, dass es mich nicht mehr kümmerte, aber meinem Gewissen ging es auf jeden Fall besser.

»Und was ist dein Plan, wenn du Ihn gefragt hast? Eine Fernbeziehung?« Ich zuckte ahnungslos mit den Schultern, denn darüber hatte ich mir ebenso noch keine Gedanken gemacht.

»Ja, vielleicht eine Fernbeziehung«, erwiderte ich, bevor ich meine Augen verengte und meine Lippen zusammen presste. Das bedeutete jedoch, dass ich mich mit Carter treffen und ihm sagen müsste, dass ich die Scheidung wollte. Das bereitete mir plötzlich unglaubliche Magenschmerzen und ich hielt mir den Bauch.

»Alles okay?«, fragte Millie besorgt und drückte ihre Zigarette in den Aschenbecher aus, bevor sie mir eine Hand auf den Oberschenkel legte. »Machst du dir Sorgen, dass Neo Nein sagen könnte?«

Oh Gott, jetzt bekam ich Krämpfe. Neo könnte Nein sagen? Was würde ich tun, wenn er Nein sagte? Dann wäre mein Leben sicher noch trauriger als sowieso schon und ich könnte wahrscheinlich nie wieder jemanden lieben.

»Er wird nicht Nein sagen, Finley, Neo liebt dich abgöttisch. Jeder Blinde könnte das sehen.«

»Jetzt habe ich Angst, ihn zu fragen.«

»Nein, Finley, tut mir leid!« Sie streckte sich, um ihre Arme um mich zu schlingen und drückte mich an sich. Sie strich mir beruhigend über den Kopf, aber in mir tobte ein Sturm. Jetzt war gar nichts mehr gut. Hatte ich nicht noch vor wenigen Augenblicken darüber nachgedacht, dass es meinem Gewissen besser ging?

»Fuck, was tu ich hier überhaupt? Das sollte eine Klassenfahrt für unsere kleinen Ratten werden und nicht eine Achterbahnfahrt voller Gefühle für mich. Ich bin verheiratet und sollte es auch bleiben«, jammerte ich und schlug die Hände über den Kopf zusammen. »Wieso sollte ich jetzt mein ganzes Leben für einen kleinen Urlaubsflirt aufgeben?«

Four Nights (ManxMan)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt