8. moya lyubov'

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Mein Glück hielt nur von kurzer Dauer, denn Neo musste uns, wie seine Kollegen auch, schon bald wieder verlassen. Er hatte noch einiges zu erledigen und wollte später vielleicht wieder zu uns stoßen, aber er wusste nicht, wie lange es dauern würde. Vielleicht hatte Toby auch wieder andere Aufgaben für ihn, aber das wollte er erst einmal herausfinden.

Er verabschiedete sich wieder mit einem Kuss auf meinen Haaransatz von mir, und dieses Mal bekamen es auch die Schülerinnen mit, die bei uns saßen, woraufhin sie versuchten, möglichst leise zu quietschen. Das war es dann wohl mit dem Thema Gerüchteküche.

Zum Abendessen versammelten wir uns wieder im Speiseraum und Millie stürzte sich hungrig auf das Essen, während ich gemächlich meine kleine Portion verspeiste. Meine Schüler waren genauso ausgehungert wie meine beste Freundin und es war so leise wie noch nie. Nur das Besteck, welches auf den Tellern klirrte, war zu hören, und leises Gemurmel, wenn doch einmal jemand kraftvoll genug für eine Unterhaltung war.

»Im Gemeinschaftsraum ist heute Filmeabend, gehen wir auch hin?«, fragte mich Millie nach ihrer zweiten Portion, bevor sie sich zurücklehnte und ihren vollgefressenen Bauch streichelte.

»Warum nicht«, antwortete ich schulterzuckend. Ich hatte sowieso nichts zu tun, denn meine Aufgaben waren soweit erledigt und die zwei Tests, die mir noch fehlten, konnte ich auch morgen fertig machen. Außerdem freute ich mich innerlich darauf, mir mit Millie eine Decke zu teilen, während sie ihre Klappe wie immer nicht halten konnte und mir den ganzen Film damit vermiesen würde. Das war nichts Schlechtes, denn ich hatte mich schon so sehr daran gewöhnt, dass ich es wahrscheinlich vermissen würde.

»Weißt du auch, was läuft?«, fragte ich sie neugierig und piekste mit meiner Gabel ein paar Fusilli auf, bevor ich sie zu meinen Mund führte. Viel zu schnell war ich wieder satt und legte die Gabel zur Seite.

»Nein, aber irgendwer meinte, das wird wohl irgendein Kinderfilm sein«, gähnte sie und sah mir dabei zu, wie ich betrübt auf meinen Teller starrte. »Wenn du nicht mehr schaffst, dann lass es stehen, ich ess' das gleich noch.«

»Meinst du echt, dass du das noch schaffst? Nicht, dass du nachher nicht mehr in deinen Pyjama passt«, sagte ich schmunzelnd, aber schob ihr trotz dessen meinen Teller zu.

»Der Trick ist, einfach keinen Pyjama anzuziehen«, erwiderte sie grinsend, was mich leise lachen ließ.

»Das glaube ich dir sogar.« Ich lehnte mich ebenfalls zurück und schloss meine Hände um die Teetasse, die mir Millie vorhin an den Tisch gebracht hatte. Um die Uhrzeit war Kaffee keine gute Idee mehr, aber etwas Warmes zu trinken war wirklich wohltuend nach meinen heutigen Eskapaden.

Millie beobachtete mich kurz, bevor sie sich umdrehte und sich suchend im Raum umsah. Mittlerweile waren unsere Schüler wieder munter geworden und lautes Geplapper war aus jeder Ecke zu hören, aber Millie schien nach etwas anderem Ausschau zu halten.

»Neo ist immer noch nicht hier«, sagte sie dann enttäuscht, bevor sie sich wieder zu mir drehte. »Ihr seid jetzt schon 5 Stunden voneinander getrennt, meinst du, er ist gestorben?«

»Erzähl' doch nicht so einen Blödsinn«, jammerte ich und legte mir die Hände vor mein Gesicht, um meine aufsteigende Röte zu verbergen. Manchmal hasste ich sie dafür, dass sie mir Gedanken in den Kopf pflanzte, die ich gerade erst verdrängt hatte.

»Okay, du hast Recht, gestorben ist etwas überdramatisiert, aber vielleicht ist er ja mit einem Golfcart stecken geblieben.«

»Neo kommt schon zurecht. Und außerdem, warum sollte es mich kümmern?«, fragte ich sie mit einem Blick, der entgegen meiner Bemühung nicht schnippisch genug wirkte. Millie sah mich mitleidig an.

Four Nights (ManxMan)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt