Obwohl ich so sehnsüchtig auf Neo wartete, um mit ihm gemeinsam frühstücken zu können, war mir mein Glück nicht vergönnt. Also musste ich allein Millies Redefluss durchstehen, der irgendwann leider auch sehr ermüdend wurde. Vielleicht hätte ich die Nacht nicht so lange mit Neo wach bleiben sollen. Auf der anderen Seite war mir jede einzelne Sekunde mit ihm wert gewesen.
Auch nachdem wir fertig waren, gab es keine Spur von Neo. Erst spielte ich mit dem Gedanken, ihn zu suchen und ihm Gesellschaft zu leisten, aber ich würde ihn sicher nur von seiner Arbeit ablenken. Also geisterte ich nach dem Frühstück etwas ziellos durch das Haus, in der Hoffnung, ihm zufällig über den Weg zu laufen.
Leider war dieser Versuch ebenso erfolglos, weshalb ich in mein Zimmer ging und mich auf unsere Busfahrt in die nächste Stadt vorbereitete, die wir heute besichtigen wollten. Sicherheitshalber steckte ich eine Jacke in meinen Rucksack, da ich dem Wetterbericht nicht mehr vertraute. Ich hätte nichts dagegen, wieder von Neo gerettet zu werden, aber ich wollte definitiv nicht dabei erfrieren.
Da es schon bald soweit war, um aufzubrechen, ging ich schon einmal zur großen Eingangstür, wo wir uns sammeln sollten, um gemeinsam zum Bus zu laufen. Einige unserer Schüler warteten schon, und auch Millie hatte sich zu einer Mädelsgruppe gesellt, mit welchen sie sich angeregt unterhielt. Als sie mich entdeckten, begannen sie zu kichern, was mich misstrauisch stimmte.
»Reden Sie über dich?«, fragte mich plötzlich eine bei mir nur allzu beliebte Stimme, bevor sich Neos Hand auf meine Schulter legte.
»Ich weiß es nicht genau«, gab ich ehrlich zu und drehte meinen Kopf, um ihn ansehen zu können. Er hatte leichte Augenringe, was mich schmunzeln ließ. Irgendwie freute es mich, dass ich der Grund dafür war.
»Das finden wir heraus.« Er legte seine andere Hand an meine Wange und drückte mir einen dicken Kuss auf die Lippen, woraufhin die Mädchen aufgeregt zu zwitschern begannen. Als Neo sich von mir löste, grinste er breit.
»Sie haben über dich geredet.«
»Danke für deine Hilfe, das herauszufinden«, lachte ich leise und tätschelte seine Hand, die immer noch an meiner Wange lag. Neo nickte zufrieden, als hätte er gerade das Geheimnis um die Rückseite des Mondes gelüftet.
»Warst du bis jetzt beschäftigt?«, fragte ich ihn dann, was ihn sehnsüchtig seufzen ließ. Er verschränkte unsere Hände und ließ beide dann sinken.
»Leider ja«, jammerte er. »Ich hasse Büroarbeiten, wieso muss ich das auch immer machen? Wir haben genug Leute, die da mehr Freude daran haben, aber Toby sagt, jeder muss seine eigenen Arbeiten erledigen können.«
»Ach so, deshalb«, erwiderte ich, trotzdem war ich immer noch etwas enttäuscht, dass er vor unserem Aufbruch keine Zeit mehr für mich gefunden hatte. Mensch, Finley, Neo muss immerhin noch arbeiten, du nicht.
»Ich mache das wieder gut, versprochen«, sagte er lächelnd und streichelte meine Hand mit seinem Daumen. »Ich lade dich auf ein Eis ein!«
»Wie großzügig«, bedankte ich mich mit einem Kopfnicken, was Neo lachen ließ.
»Hey, ich bin kein reicher Geschäftsmann, wenn du dich mit mir abgibst, musst du dich auf ein Leben in völliger Armut gefasst machen!« Obwohl Neo das aus Spaß sagte, rutschte mir mein Herz in die Hose. Carter verdiente sehr viel Geld und ich konnte auch nicht behaupten, dass mein Einkommen gering war. Ich war gute Kleidung, schicke Restaurants und teure Urlaube gewohnt, weshalb es mich wurmte, dass Neo so etwas scheinbar nicht genoss. Ich war verwöhnt, und es war mir bisher nicht einmal aufgefallen.
»Ich lade dich sogar auf zwei Eiskugeln ein«, schlug ich verlegen lächelnd vor, was Neo lachen ließ.
»Ich nehme das Angebot gerne an! Wobei, kann ich mehr raushandeln, wenn ich dir meinen Körper als Bezahlung anbiete?« Neo kniff die Augen zusammen und starrte mich prüfend an, als müsste ich mich jetzt wirklich dafür entscheiden, seinen Körper als Währung zu akzeptieren. Ich verzog mein Gesicht, als würde ich sehr genau darüber nachdenken.
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Four Nights (ManxMan)
Romance❅❅❅❅❅ Ich hatte aufgegeben, auf Carters Rückruf zu warten. Er war sicherlich wieder beschäftigt mit wer weiß was und langsam war ich es leid, der Einzige zu sein, der sich für den anderen interessierte. Frustriert zog ich mir die Decke über meinen K...