Endlich hielt der Werwolf seine Schnauze. Caleb war übermüdet und genervt. Erst hatte er sich mit diesem Wichtigtuer von einem Portier rumschlagen müssen, dann konnte er nicht richtig schlafen, nur ruhen, weil er auf diesen Devin aufpassen musste, der permanent am Nörgeln und Zicken war.
Obwohl, während des Essens kam er eigentlich sympathisch rüber.
Aber seit sie unterwegs waren, ging er ihm mit seinen Quengeleien auf den Zeiger. Aus Verzweiflung hatte er versucht, ihn mit einer Aura ruhigzustellen, aber er war zu seiner Überraschung immun dagegen gewesen.
Wozu habe ich mir seitenweise diese langweiligen Werwolfdossiers durchgelesen, wenn da solche wichtigen Informationen nicht drinstehen?
Als sie die Stadt hinter sich gelassen hatten, drückte Caleb aufs Gaspedal. Er verstand, warum Sorin diesen Wagen so liebte. Obwohl er am Anfang mit dem Fahrenlernen so seine Schwierigkeiten hatte und einen Heidenrespekt vor Autos hatte, machte es ihm nun Spaß. Und dieser Wagen war nicht eine dieser drögen Firmenlimousinen, sondern er hatte swag. Er hatte bei Sorin schon sein Interesse bekundet, falls wieder mal ein Werwolf so eine geile Karre einfach bei ihnen auf dem Parkplatz stehen lassen würde.
Noch eine gute Stunde, dann kann ich Devin an Marcus übergeben und habe meinen Auftrag erledigt. Dann konnte ich endlich etwas an den Clan zurückgeben, nach allem, was sie für mich getan haben.
Diese Aussicht verbesserte seine Laune enorm und vergnügt raste er über den Highway.
Er überlegte gerade, Musik anzumachen, als der Werwolf neben ihm hektisch wurde.
»Sofort anhalten!«, presste er heraus und drückte sich die Hand vor den Mund.
Was ist denn jetzt schon wieder?
Er schaute sich um. Flaches Land, kaum Möglichkeiten, sich zu verstecken außer ein paar vereinzelten Büschen. Sie waren gerade irgendwo im Nirgendwo, es sollte also ungefährlich sein, anzuhalten. Denn vielleicht plante Devin ja, ihn hereinzulegen? Würgegeräusche und ein Schwall Brühe, der hinter der vorgehaltenen Hand herausquoll, überzeugten ihn, dass es keine Falle war. Er ließ den Wagen auf dem Standstreifen ausrollen und hielt an. Kaum stand das Auto, als der Werwolf die Tür aufriss und nach draußen stürzte. Nach vorne gebeugt stand er da und spie, was auch immer sich noch in seinem Magen befinden mochte.
So, so. Das ist also der gefährliche Urwolf. Wenn sich die alten Herrschaften da mal nicht zu viel versprochen haben.
Im Licht der Innenbeleuchtung bemerkte er, dass auch die Sitzpolster etwas von Devins Erbrochenem abbekommen hatten. Wider besseren Wissens atmete er ein und bereute es sofort. Der leicht saure und nach Verdorbenem riechende Gestank stach in seine Nase. Dazu noch der Eigengeruch des Werwolfs.
Das kann er schön selbst wegputzen. Sorin wird begeistert sein!
Endlich schien sein Beifahrer fertig zu sein, denn er schleppte sich wieder zum Wagen. Mit einem angewiderten Gesicht holte Devin Papiertaschentücher heraus, um das Malheur auf dem Polster wenigstens oberflächlich zu beseitigen. Er glitt auf den Sitz in eine unbequem aussehende Position, jeden Kontakt mit den verschmutzten Stellen vermeidend.
Empfindlich ist er auch noch.
Irgendwie passte das alles nicht zu dem Bild, das er aus Sorins Erzählungen über Wölfe als brutale, instinktgetriebene Bestien hatte.
»Du bekommst keine Steakplatten mehr zum Frühstück«, sagte er tadelnd.
Devin fuhr herum und funkelte ihn böse an.
»Der ganze Stress schlägt mir auf den Magen! Der Ärger mit euch, den Mondwölfen und ich mache mir Sorgen um meinen Mate! Außerdem fährst du wie ein Henker.«
Beleidigt öffnete der Werwolf das Seitenfenster, was auch Caleb sehr begrüßte.
Aufgrund der ungeplanten Verzögerung trafen sie später bei Red Life ein, als Caleb gedacht hatte. Er stellte das Auto auf dem Parkplatz ab und wandte sich an seinen Beifahrer.
»Da wären wir. Aussteigen.«
Devin stieg aus und schaute sich überrascht und neugierig um.
Der hat wohl immer noch mit einem Friedhof oder alten Verliesen gerechnet.
Er führte ihn zum Eingang, nickte der Wache am Empfang kurz zu, die sofort zum Hörer griff und Marcus über ihr Eintreffen informierte.
»Ich bringe dich jetzt zu Marcus, unserem Oberhaupt und dann siehst du deinen Mate wieder.«
Er erhielt nur ein verächtliches Schnauben als Antwort. Mit dem Fahrstuhl fuhren sie ins vierte Untergeschoß, wo Sorin schon auf sie wartete. Vor der Tür zu Sorins Appartement standen zwei Leibwächter, die ebenfalls die Neuankömmlinge musterten.
»Willkommen zurück, Caleb. Donnerwetter! Gute Arbeit.«
Dann unterzog er Devin einer kritischen Prüfung und machte keine Versuche, seine Abneigung zu verbergen.
»Komm mit. Er wartet«, sagte er und winkte Caleb. Devin ignorierte er weiterhin. Er öffnete die Tür zu Marcus' Räumen und rief: »Marcus, dein Wunderhund ist da!«
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Wolfswandler III: Zeitenwandler
WerewolfDevin ist nach den Ereignissen auf der Wolfsburg zurück in sein Rudel gekehrt, um sich zu erholen und das neue Leben mit seinem Mate Kyle zu genießen. Dachte er. Doch so einfach ist das alles nicht. Caleb hingegen hat sich bei den Vampiren eingele...