»Jetzt steht doch nicht einfach herum! Unternehmt doch etwas!«, fuhr Devin wütend und verzweifelt die drei Mondwölfe an.
»Wir wissen doch gar nicht, was passiert ist!«
»Es ist aber etwas passiert! Entweder ihr helft mir jetzt suchen oder ich gehe alleine los!«
»Beruhig dich! Ich stelle eine Suchmannschaft zusammen«, sagte Rufus sanft.
»Aber schnell!«, fauchte Devin, dessen Kopfkino von blutigen Unfällen bis hin zu einem Hinterhalt der Jäger ihn einer Panik immer näher brachte.
»Was stinkt denn da so?«, fragte Cassian unvermittelt und schnüffelte mit angewidertem Gesicht.
»Ich habe gerade andere Probleme, als dir Parfüm ...«, fiel Devin über den jungen Omega her.
»Verdammt!«, fluchte Rufus und stürzte ins Freie, Alan und Peter dicht dahinter.
»Was ist denn jetzt wieder?«, wunderte sich Juan. Sie eilten hinaus und schauten über das Geländer. Unten vor der Treppe stand ein bleicher junger Mann mit blonden Haaren. Alan und Peter hatten sich im Lauf in Wölfe verwandelt und umkreisten ihn knurrend. Rufus war auf der Treppe erstarrt und schaute den nächtlichen Besucher nur an. Nun, da er darauf achtete, roch Devin es auch. Cassian hatte recht. Ein süßlicher Geruch von Verwesung hing in der Luft. Und die Quelle war eindeutig der Blonde. Wie magisch angezogen stieg Devin ebenfalls die Treppe hinunter und blieb neben Rufus stehen. Ihr Besucher zeigte keine Anzeichen von Feindseligkeit, im Gegenteil, auf Devin wirkte er eher nervös. Erst jetzt bemerkte er das Lederetui, das er in der Hand hielt.
»Blutigen Freitag. Ich überbringe eine Botschaft von Marcus«, sagte er mit fester Stimme zu Rufus und ignorierte die beiden zähnefletschenden Wölfe neben sich.
»Ich kenne dich!«, rief Rufus. »Was will der alte Blutsauger?«
»Scheiße, ein Vampir!«, hauchte Juan. Devin hatte gar nicht mitbekommen, dass die anderen ihm gefolgt waren.
Ein Vampir?
In Devins Kopf ratterten die Erinnerungen an die Geschichten, die ihm seine Mutter früher über Vampire erzählt hatte und was sie mit ungehorsamen Welpen anstellten. Oder später die blutrünstigen Erzählungen von Mad Bob über böse, verschlagene Kreaturen, die gnadenlos Werwölfe abschlachteten. Er selbst hatte noch nie einen Vampir getroffen, kannte sie nur aus diesen Erzählungen. Aber die Geschichten schienen zumindest einen Kern Wahrheit zu haben, denn der Gestank, der von ihnen ausgehen sollte, stach gerade in seine Nase. Und diese gewisse Ausstrahlung, die ihm verriet, dass hier kein Mensch vor ihm stand, konnte er deutlich wahrnehmen. Dennoch war er etwas enttäuscht. Der Blonde sah viel zu ... normal aus, gar nicht wie die Monster, die er sich früher immer vorgestellt hatte.
Der Vampir ignorierte Rufus' Frage und wandte sich Devin zu.
»Du bist also der Urwolf.«
Dann runzelte er die Stirn und schnüffelte in Devins Richtung.
»Oh! Ein Doppelblut. Interessant«, murmelte er, offenbar mehr zu sich selbst.
»Was will Marcus?«, hakte Rufus energischer nach.
»Das wollte er dir selbst sagen. Moment.«
Er klappte das schwarze Lederetui auf und präsentierte ihnen ein iPad. Zwei Klicks später startete ein Video mit einem schwarzhaarigen jungen Mann im Anzug.
»Guten Abend, Rufus. Caleb kennst du ja schon aus einem unserer letzten Gespräche, die du so unhöflich unterbrochen hast. Ich habe dir damals gesagt, dass ich den Urwolf persönlich kennenlernen will, und das meinte ich auch so. Denk daran, unser Abkommen steht auf dem Spiel, nachdem eure Werwölfin zwei meiner Vampire ermordet hat. Da du ja den Urwolf über meine Einladung nicht informiert hast, wollte ich sie diesmal direkt überbringen lassen. Ich garantiere ihm freies Geleit, ihm wird nichts geschehen. Sein Gefährte genießt bereits unsere Gastfreundschaft und ich habe Caleb geschickt, um ihn sicher zu uns zu bringen. Er möchte seinen Mate doch bestimmt wiedersehen, oder? Ich freue mich schon darauf, mit ihm anzustoßen.«
Er hielt breit lächelnd ein Weinglas mit dunkelroter Flüssigkeit in die Kamera, dann fror das Video zum Standbild ein.
»Ihr habt Kyle entführt?«, krächzte Devin. Diese ganzen Informationen hatten ihn erschlagen und wirbelten durch seinen Verstand.
»Dieser ...«, fluchte Rufus, dann riss er sich zusammen. »Alan, Peter, verwandelt euch und bringt ihn in den Geräteschuppen, in das Zimmer dort, du weißt, welches ich meine, Alan. Sperrt ihn ein und bewacht ihn. Ich muss Lunapolis informieren.«
Widerstandslos ließ sich der Vampir von den beiden nunmehr nackten Männern abführen.
DU LIEST GERADE
Wolfswandler III: Zeitenwandler
Manusia SerigalaDevin ist nach den Ereignissen auf der Wolfsburg zurück in sein Rudel gekehrt, um sich zu erholen und das neue Leben mit seinem Mate Kyle zu genießen. Dachte er. Doch so einfach ist das alles nicht. Caleb hingegen hat sich bei den Vampiren eingele...