Zwei Monate später
»Meine Fresse, wir sind wirklich gleich am Arsch der Welt!«, sagte Kyle. »Glaubst du, dass wir hier richtig sind?«
»Das Navi meint ja. Und es sieht doch sehr nach Gebirge aus.«
Devin schaute aus dem Beifahrerfenster. Der einsame Weg, auf dem sie fuhren, führte sie durch ausgedehnte Nadelwälder mit vielen Felsbrocken. Die Sonne gab ihr Bestes, um den Waldboden zu erreichen, und es war angenehm warm. Vor einer Weile hatten sie hinab ins Tal schauen können, wo sich Wolken und Nebel verfangen hatten.
»Bist du sicher, dass wir willkommen sind? Er ist nicht gerade für seine Freundlichkeit bekannt. Hätten wir nicht besser unseren Besuch ankündigen sollen?«
»Wir waren uns doch einig. Außerdem mag er mich«, antwortete Devin.
»Früher ja, aber immer noch, nach Neckbite Manor?«
»Jetzt fahr und hör auf schwarzzumalen. Was soll schon passieren? Im schlimmsten Fall schmeißt er uns raus und wir fahren wieder zurück.«
Kurze Zeit später hielten sie vor einer Siedlung voller Blockhütten an. Automatisch hatten sie die größte Hütte als Alphahaus vermutet, und parkten davor. Kyle öffnete die Tür und half Devin mit seinem deutlich erkennbaren Bauch beim Aussteigen. Seine Fürsorglichkeit hatte Devin genervt, aber irgendwann hatte er resigniert und es einfach zugelassen. Selbst um die Fahrt hierher hatte es Streit gegeben, weil Kyle meinte, es sei zu anstrengend für ihn. Devin stieg die zwei Stufen der Veranda hinauf und klopfte an die Tür. Doch es war nur Stille zu hören.
»Was jetzt?«, fragte Kyle.
»Wenn ihr den Alten sucht, der ist mit seiner Frau unterwegs und kommt erst später wieder«, hörten sie eine Stimme von hinten.
Überrascht drehten sie sich um. Eine Frau mittleren Alters mit zwei Körben in der Hand stand vor ihnen und riss die Augen auf, als sie Devin erkannte.
»Gesegneter! Ich ...«
Unbeholfen versuchte sie, sich zu verbeugen.
»Nein, nein! Bitte!«, sagte Devin schnell. »Nur Devin. Das ist Kyle. Können wir irgendwo warten?«
»Ja, sicher, kommt mit, wir bereiten gerade unser Fest vor.«
»Welches Fest?«, fragte Kyle interessiert.
»Na, das Vollmondfest, wie jeden Monat«, antwortete sie, als müssten das alle Werwölfe kennen.
Sie folgten ihr zum Dorfplatz, wo gerade Tische und Bänke aufgestellt wurden. Auf einer Seite war ein Büffet, wo schon schüsselweise Köstlichkeiten standen und immer neue dazukamen. Daneben, in einer großen wassergefüllten Wanne, lagen jede Menge Flaschen Bier, Säfte und Sprudel.
»Setzt euch, esst und trinkt was!«, lud sie ihre Führerin ein.
»Aber wir sind nicht eingeladen«, sagte Devin.
»Jetzt schon, Ges ... Devin«, war die Antwort, garniert mit einem freundlichen Lächeln.
»Das Fest hat doch noch gar nicht begonnen«, meinte Kyle.
»Der Aufbau ist schon das halbe Fest«, sagte sie lachend.
Aus den Augenwinkeln sah Devin, dass man ihn offensichtlich erkannt hatte. Die Werwölfe, die damals an dem Kampf in Neckbite Manor teilgenommen hatten, stupsten ihre Nachbarn an und tuschelten mit ihnen.
»Gleich geht's wieder los«, sagte Devin augenverdrehend zu Kyle.
»Wie heißt du denn?«, fragte er die Frau, um sich abzulenken.
DU LIEST GERADE
Wolfswandler III: Zeitenwandler
WerewolfDevin ist nach den Ereignissen auf der Wolfsburg zurück in sein Rudel gekehrt, um sich zu erholen und das neue Leben mit seinem Mate Kyle zu genießen. Dachte er. Doch so einfach ist das alles nicht. Caleb hingegen hat sich bei den Vampiren eingele...