Kapitel 65

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Caleb schlurfte mit seinem Rucksack müde durch den linken Flügel des Hauses. Das vorletzte Zimmer auf der linken Seite hatte Lucretia gesagt. Der erste Eindruck war schon mal positiv, es war etwas größer als seine Unterkunft in Red Life.

Alles wieder so unpersönlich. Als Erstes werde ich mir mal ein paar Grünpflanzen holen.

Er stellte seinen Rucksack auf den Schreibtischstuhl und begann ihn auszuräumen. Die Anzüge hatten den Transport nicht ganz unbeschadet überstanden. Missmutig inspizierte Caleb die Knitter.

»Du musst sie ins Bad hängen. Der Wasserdampf beim Duschen hilft da.«

Überrascht fuhr Caleb herum. Sorin hatte unbemerkt das Zimmer betreten und sah sich um.

»Ganz nett hier.«

»Aber dein Appartement ist bestimmt besser, oder?«, meinte Caleb und räumte die restliche Wäsche in den Schrank.

»Selbstverständlich. Das Recht des Stellvertreters«, sagte Sorin mit unverschämten Grinsen.

»Das ist mir heute egal. Ich will nur noch schlafen.«

Er folgte Sorins Rat und hing die Anzüge auf Bügel ins Bad.

»So, auf ein Glas Blut kannst du noch bleiben, dann schmeiß ich dich raus. Ich muss mich echt hinlegen.«

Caleb entnahm dem Kühlschrank eine Blutkonserve und verteilte den Inhalt auf zwei Gläser.

»Was denkst du, wie das Ganze weitergeht?«, fragte er und trank einen Schluck.

»Wie soll es weitergehen? Der Wunderhund ist freiwillig hier, die Werwölfe wissen nicht, wo wir sind, also werden sie toben und sich notgedrungen auf Verhandlungen einlassen müssen.«

»Na hoffentlich.«

Ein lautes Stöhnen drang aus dem Nebenzimmer. Caleb und Sorin schauten sich an. Dann wiederholte sich das Geräusch. Gefolgt von halb ersticktem »Mmh! Oh ja! Ja! Ja!«, einem Klatschen und einem gutturalen Grunzen.

»Die Wände sind wohl etwas dünn«, sagte Sorin mit einem Grinsen. »Und du hast das Zimmer neben Marcus und Derek. Die scheinen wieder das Leben zu feiern.«

»Das darf nicht wahr sein«, stöhnte Caleb.

»Na, willst du vielleicht nicht doch mein Appartement sehen und bei mir übernachten? Da ist es schön ruhig.«

»Du hast gewonnen«, sagte Caleb und kippte das restliche Blut hinunter. »Also los.«


Er folgte Sorin durch eine unscheinbare Tür ins Untergeschoss. Automatisch gingen Wandlampen an und beleuchteten den Flur.

»Warum hast du wieder ein Zimmer im Keller genommen?«

»Kein Ärger mit der Sonne und nur hier unten war noch Platz für meinen Whirlpool.«

»Du hast dir wieder einen Whirlpool einbauen lassen?«

Sorin schaute ihn erstaunt an.

»Ja, selbstverständlich. Man gönnt sich ja sonst nichts.«

»Was sind das alles für Türen hier?«

»Die führen zum Serverraum, Lagerräume, der Wäscherei und zu den anderen Bereichen des Kellers. Du würdest staunen, wie groß der ist. Na ja, bei den Geschäften, in die der Vorbesitzer verwickelt war, war das sicher notwendig. Wir haben dann nur noch ein paar kleine Erweiterungen angebaut.«

»Will ich wissen, was das für Geschäfte waren?«

»Ich denke nicht«, antwortete Sorin und lächelte.

Aha. Also irgendwas Illegales.

Caleb nickte.

»Mein neues Reich!«, verkündete Sorin und öffnete die Tür, vor der er stehengeblieben war. Geschmack hatte Sorin, das musste Caleb ihm lassen. Wie bereits in Red Life waren Küchenzeile, Wohn- und Schlafbereich in einem großen Raum. Der Einrichtungsstil war ebenfalls minimalistisch-funktional, aber in helleren Tönen. Den Gegensatz dazu bildete ein wuchtiges schmiedeeisernes Bett, in dem locker vier Personen Platz gefunden hätten. Ein Detail ließ Caleb die Augenbrauen hochziehen: Am Kopfende hingen links und rechts ein paar Handschellen und am Fußbereich waren Fußfesseln befestigt.

»Du warst wohl nicht nur zum Trinken im X-tasy, oder?«

»Hab ich das je behauptet?«, antwortete Sorin mit einem verdorbenen Grinsen. »Du solltest es mal ausprobieren. Da eröffnen sich völlig neue Welten.«

»Ich weiß nicht ...«

»Eben deshalb es auf einen Versuch ankommen lassen. Was hältst du davon? Wir testen meinen neuen Whirlpool und anschließend feiern wir auch noch etwas das Leben?«

Er ließ die Augenbrauen wackeln und schaute Caleb verführerisch an.

Sorin ist und bleibt ein Lustmolch.

Erst war Caleb hin- und hergerissen, aber als Sorin ihn mit glutvollen Augen ansah und mit der Hand über den Reißverschluss seiner Hose fuhr, war die Entscheidung gefallen.

»Wer zuletzt im Wasser ist, liegt unten!«

Lachend sprintete Sorin Caleb hinterher ins Bad.

Wolfswandler III: ZeitenwandlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt