Kapitel 59

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Die Vampire zogen sich die Kutten über, aber verzichteten wie Sorin zunächst auf die Sturmhaube. Devin und seine Freunde schauten irgendwie sehr sparsam bei diesem Anblick.

»Ähm, was wird denn das?«, fragte Devin vorsichtig. »Sieht ja aus wie ein Kloster-Klassenausflug.«

Seit er als Gesegneter gezwungen worden war, seine Robe zu tragen, hatte er eine gesunde Aversion gegen solche Kleidungsstücke entwickelt.

»Tarnung. So kann uns niemand unterscheiden«, erklärte zu Devins Verwunderung ausgerechnet Sorin kurz angebunden den Sinn.

Lucien kam zurück und drückte jedem von ihnen ebenfalls eine Kutte und Sturmhaube in die Hand. Unter dem anderen Arm hielt er drei Spraydosen, von denen er jeweils Derek und Caleb eine weitergab.

Ehe sich die drei Wölfe versahen, wurden sie von allen Seiten eingesprüht. Eine penetrante Duftwolke nach Fichtennadeln umgab Devin.

»Was soll denn das?«

»Wir müssen euren Geruch überdecken.«

»Und dafür habt ihr den billigsten Lufterfrischer gekauft, den es gibt?«, japste er.

»Er erfüllt seinen Zweck, oder?«

Das konnte Devin nicht abstreiten. Es stach in seine Nase und er roch nichts anderes mehr als diesen künstlichen Fichtennadelduft. Jede echte Fichte hätte sich in Grund und Boden geschämt, wenn sie so einen Gestank verbreitet hätte. Dazu kam, dass die Vampire nicht für alle dieselbe Duftnote besorgt hatten. Ein kurzes Probeschnüffeln ergab, dass Kyle wie ein hyperaktiver Fliederbusch roch und Mike wie eine ganze Zitrusplantage – in Summe ein infernalischer Geruchscocktail, der sogar diesen komischen Riesenhund von Marcus mehrfach zum Niesen brachte.

»Mir wird schlecht!«, verkündete Kyle.

»Damit können wir euch auseinanderhalten, auch wenn ihr verkleidet seid. Jetzt zieht eure Kutten über, wir brechen gleich auf.«

Sie schlüpften in ihre Kostümierungen und Marcus machte sich an seinem Laptop zu schaffen. Ein kurzer Signalton ertönte im ganzen Haus und aus der Distanz konnte Devin komische Geräusche hören, wie wenn Metall über Metall schabt.

»Die unterirdische Sektion ist entriegelt. Sturmhauben und Kapuzen auf, es geht los.«, kommandierte Marcus.

Derek kam auf Devin und Kyle zu und sagte: »Ihr beiden folgt mir.«

»Und du kommst mit mir, Zitronella«, winkte Lucien Mike zu sich heran.


Auf dem Gang und vor dem Aufzug tummelten sich bereits weitere schwarz vermummte Gestalten. Devin kam sich vor wie in einem schlechten Film, aber musste zugeben, dass es abgesehen von der Körpergröße kein Unterscheidungsmerkmal gab. Der Einzige, der auffiel, war Marcus, weil Theron nicht von seiner Seite wich. Als sie den Fahrstuhl verließen, waren in der Eingangshalle bereits viele versammelt. Marcus führte Theron zu einem weiteren Kuttenträger, kniete sich hin und sagte: »Du bleibst bei ihm. Sei schön brav, wir sehen uns bald wieder.«

Erstaunlicherweise schien der Hund zu verstehen, was Marcus von ihm wollte. Er gab ein kurzes »Wuff!« von sich und machte neben dem anderen Platz.


Marcus blickte sich einmal in der Halle um und gab das Kommando zum Aufbruch. Am Empfangstresen griffen sich die geplanten Fahrer wahllos eine der Mappen mit Schlüssel und Fahrzeugpapieren und strömten mit den nächstbesten Beifahrern nach draußen auf den Parkplatz. Es fanden sich Zweier-, Dreier- und Vierergruppen. Devin konnte keine Systematik erkennen, es schien alles recht willkürlich und chaotisch. Derek war die ganze Zeit in ihrer Nähe geblieben, nun gesellte sich Marcus dazu, der bereits eine Fahrzeugmappe organisiert hatte.

Wolfswandler III: ZeitenwandlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt