FREMDE GEDANKEN

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Er war gerade dabei, für sich und Aiden Instant-Nudeln zu machen, als es auf einmal klingelte. George öffnete die Tür mit den Worten: „Hab mir was beim Chinesen bestellt.", dann verschwand er in seinem Zimmer, um sein Geld zu holen. Doch als der Essenslieferant die Treppe nach oben kam hatte er kein chinesisches Essen dabei. Es war auch überhaupt kein Essenslieferant. Es war ein älterer Herr mit einem gestressten Gesichtsausdruck, der nach Joshuar fragte.

„Dad. Was zum Teufel machst du den hier?", entwischte es Josh überrascht und vielleicht auch etwas zu unhöflich, aber sein Vater schien den Unterton gar nicht mitzubekommen.

„Hast du was von ihr gehört? Hat sie dich angerufen?", wollte dieser ohne weitere Begrüßung sofort wissen. Josh stellte seinen Becher mit Nudeln zur Seite, das mit dem Abendessen würde jetzt wohl eher nichts mehr werden. „Du kannst meine Nudeln haben, wenn du willst.", sagte er zu Aiden.

„Komm Dad, lass uns mal ein bisschen spazieren gehen.", meinte er, während er schon damit beschäftigt war gleichzeitig in seine Schuhe und seine Jacke zu schlüpfen.

Gemeinsam verließen sie den Gebäudekomplex und liefen an der Straße entlang, bis sie endlich zum Bow River kamen. Er mochte den Weg, der sich entlang des Flusses durch die Stadt bahnte. Man konnte an schönen Sommertagen endlos lang spazieren gehen und dem rauschen des Wassers zuhören.

„Oke, Dad, wieso bist du gekommen? Ich hab dir doch gesagt, ich gebe dir Bescheid, wenn sie mich anruft, oder nicht?"

„Ja, hast du, aber ich konnte einfach nicht länger in diesem Haus bleiben... wusstest du, dass sie schreibt. Also keine Bücher oder Gedichte, aber ihre Gedanken? Ihr ganzes Zimmer ist damit zugepflastert.", Josh nickte wissend und erinnerte sich an die Photographie, die aus ihrem Rucksack gefallen war.

„Ja, irgendwie schon."

„Ich fühle mich so schuldig, sie hat so viel darüber geschrieben, wie allein sie ist. Weißt du, es ist meine Schuld. Ich war nicht für sie da.", verbittert blickte sein Dad zu Boden. Am liebsten hätte er all diese Vorwürfe abgestritten, die sein Vater sich machte. Aber er konnte nicht. Deshalb sagte er einfach nur: „Ich glaube, sie ist jetzt glücklicher, sie hat Freunde gefunden. Ich weiß nicht, wer sie sind, aber ich glaube sie tun Kath gut. Ihre Stimme war anders. Nicht mehr so monoton. Es ist wichtig für sie zu Mum zu gehen, du musst ihr Zeit geben."

Während er das sagte fuhr er Gedanken verloren die Linien einiger Worte nach, die jemand dort in das Geländer der Brücke geritzt hatte.

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Teenage YearsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt