KAPITEL ZWÖLF

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Wir fuhren den See entlang – ich hatte es in der Landkarte nachgeschlagen – der sich La Biche River nannte. In unserem kleinen roten Auto ließen wir motivierte Wanderer und ihre Kinder und Hunde hinter uns. Wir fuhren vorbei an einem rustikalen Cottage Dorf in rot und dann noch an einem anderen in Holzfarben. Auch die Twin Lakes ließen wir rund, türkisgrün und vermutlich eisig kalt hinter uns, bis wir uns auf einmal in einer kleinen Stadt wiederfanden, die zur Hälfte aus touristischen Anlagen und zur Hälfte aus den Wohnungen der Angestellten bestehen zu schien.

Ich hing mit meinem Blick noch ganz verloren in den rote orangen Bäumen und den Bergen dahinter, die sich so wunderschön in durch die Ferne ausgeblichenen blau und grün Tönen erhoben, als ich mit Schwung losgerissen und nur von meinen Gurten davor aufgehalten wurde, direkt in Simon hinein zu fallen, der sein Lenkrad wieder schnell zurück kurbelte.

Ich wollte ihn schon anfahren, was das für ein beschissener Fahrstil sein sollte, als ich es roch.

Ally schnupperte.

Simon fuhr gemächlich auf einen Parkplatz.

„Ist das... ist das Bacon? Oh das ist Bacon und... und Kaffee und Burger. Ich rieche Burger. Kath, riechst du auch Burger?", analysierte Ally die Luft, die durch das leicht herunter gekurbelte Fenster an Simons Tür zu uns herein wehte und das gesamte Auto erfüllte. Und, oh ja, ich roch es auch. Bei dem bloßen Gedanken, an fettige Pommes und öligen Speck zog sich alles in mir zusammen und mein Mund füllte sich mit Spucke. Seltsam wie schnell man zum Allesesser wurde, wenn man nur genügend Hunger hatte.

Es dauerte nicht lange und wir hatten uns ausgiebig mit den letzten Resten von der Frühstückskarte, reichlich Kaffee, einer Portion Pancakes, Pommes und Burger eingedeckt. Die Arme Dame an der Drive-Through Ausgabe hatte mehr als einmal Tüten und Pappeschablonen mit Getränken aus ihrem Fenster heraus und durch Simons Autotür herein reichen müssen. Und ja, Simon hatte gleich die ganze Tür aufmachen müssen. Nicht, weil wir sooo viel bestellt hatten. Es lag nur am Fenster, dass sich nicht weiter, als diesen einen berühmt berüchtigten Zentimeter herunter kurbeln ließ.

Willig hatte ich ihm alles aus den Händen genommen und einiges weiter nach hinten zu Ally gereicht. Als wir wieder losfuhren und uns auf die Suche nach einem netten Platz zum Mittagessen begaben hätte ich schwören können, dass wir eine Fahne aus Fritiertem und Gebratenem hinter uns herzogen.

„Simon.", nörgelte Ally halb weinend und sehr hibbelig. „Halt doch endlich an, mir ist total egal, wo wir essen, ich hab so hunger.", wenn ich mich nicht ebenso ausgehungert wie sie gefühlt hätte, hätte ich gelacht. Ally hatte bereits den Deckel von einem der Kaffeebecher gelöst und reichlich Zucker darunter gemischt. Das Koffein zeigte bereits seine Wirkung, was den ganzen wilden rothaarigen Haufen auf dem Rücksitz noch hibbeliger zu machen schien. Nur Simon bewahrte eine gewisse Professionalität – anders konnte ich es nicht nennen – und suchte ganz ohne abgelenkt zu wirken oder ein knurren seines Magens verlauten zu lassen, nach dem kleinen Park von dem uns die Dame am Drive Through erzählt hatte.

Aber kaum hatten wir ihn gefunden, war Simon so schnell ausgestiegen und mit drei Tüten vorausgesprintet, dass Ally und ich nicht viel mehr tun konnten, als uns verdattert gegenseitig anzuschauen, bevor wir laut loslachten und alles daran setzten voll gepackt mir unseren durchgefetteten Papiertüten hinter ihm herzulaufen.

Kurz bevor wie ihn einholen konnten ließ er sich auf die Wiese fallen, die noch ein bisschen grün und ein wenig weich war und riss die Tüten auf. Es war ein einzges Gemetzel. Visuell und Geschmacklich. Die Pommes mischten sich mit dem Salat, der aus den Burgern heraus rutschte. Kleine Stückchen der Pancakes verschwanden in unseren Mägen während wir uns mit Pommes und Bacon vollstopften. Kaffee wurde getrunken, um die trockenen Brötchen herunter zu spülen, die eigentlich zu den Spiegeleiern gehört hätten, die die ersten fünf Minuten unseres Massakers leider nicht überlebt hatten.

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