KAPITEL DREIZEHN

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„Wo fährst du hin?", frage ich Simon und wühle mich aus meiner Gammelposition wieder hoch in die Senkrechte. Keine Ahnung warum, aber wenn ich zu lange Auto fuhr versank ich immer in den Polstern des Sitzes, beinahe so als würde er mich in die Tiefe ziehen.

„Keine Ahnung, aber ich denke mal, dass Wege die vom Highway runter führen in irgendwelchen kleinen Städten oder so enden?", vermutete Simon. „Wir brauchen irgendwie eine Tankstelle und einen kleinen Laden, ich habe solchen Durst und die letzte Fanta die wir noch haben ist schon ganz warm und darauf habe ich wirklich gar keinen Appetit."

„Gute Idee!", pflichtete Ally ihm sogleich motiviert bei. Auch sie raffte sich aus ihrem Sitz hoch und zog ihren Gurt weiter, der sich in ihren Hals gegraben hatte. Wir sahen alle ziemlich fertig aus, mit dunklen Ringen unter den Augen und dreckigen Jeans. Und dann waren da natürlich noch diese zu komischen Souvenir-T-Shirts. Was Leute wohl von uns dachten, die uns begegneten? Dass wir nicht mehr ganz nüchtern waren? Vielleicht, aber vielleicht dachten sie sich auch überhaupt nichts dabei.

Ich sah aus dem Fenster. Simon hatte vermutet, wir würde in eine Stadt kommen, doch auf was wir trafen war nicht zu benennen. Es war einfach nur eine Straße, die sich kurvig durch eine Schlamm und Unkraut Landschaft mit Baumstümpfen wand. Rechts und links von ein paar alten und schäbig aussehenden Häusern bebaut. Wer wohnte hier? Mitten im Nirgendwo?

Simon setzte unnötiger Weiße den Blinker und bog in die Einfahrt der Tankstelle ab. Hier fuhren keine Autos und ich hatte bisher auch sonst noch kein Anzeichen für menschliches Leben gesehen, was hieß, dass niemand den Blinker gesehen hatte. Aber das war Simon. Er hielt sich an die Regeln.

Er lies den Wagen neben einer Zapfsäule zum stehen kommen und wir stiegen alle aus. „Himmel, wo sind wir hier nur gelandet?", fragte Ally und blickte sich mit gerunzelter Stirn um. „Das sieht hier alles ziemlich retro aus.", beschloss sie schließlich und ich konnte ihr nur zustimmen. Es sah wirklich alles aus, wie aus einem dieser 80er Jahre Filme. Die Wände des Tankstellenladens waren von oben bis unten mit irgendwelchen Schildern voll tapeziert, die Pepsi anpriesen und rauchen verbaten.

„Kommt, lasst uns mal schauen, ob der Laden überhaupt offen hat, sieht ja ziemlich tot aus.", meinte Simon und schloss den Wagen ab. Ich wusste nicht, was ich von diesem Ort halten sollte. Ganz abgesehen davon, dass ich keinen blassen Schimmer hatte, wo wir uns befanden geschweige denn, wie dieser Ort hieß hatte er eine ganz spezielle Atmosphäre. Es schwankte zwischen gruselig ruhig und unbelebt und wunderbar still und einzigartig in seiner in der Vergangenheit hängen gebliebenen Erscheinung. Ich entschied mich für Letzteres.

Simon zog vorsichtig an der Ladentür. Sie bewegte sich nicht. Er zog heftiger und rüttelte an der fragil erscheinenden Metallklinke, sodass ich befürchtete, sie könnte jeden Moment abfallen. „Scheint abgeschlossen zu sein.", meinte er schließlich enttäuscht.

„Was? Das glaube ich nicht, zumindest die Tankstelle muss geöffnet haben, ich meine wir sind hier doch nicht die einzigen, die Sprit und Snacks brauchen. Als ob hier wirklich tote Hose wäre.", Ally schob sich an Simon vorbei und zog nun selbst an der Tür. Ich wusste nicht wie sie es anstellte, aber bei ihr sah alles sofort viel bestimmter und fast schon aggressiv aus.

„Probierst mal mit drücken.", schlug ich vor. Ally tat wie geheißen und stolperte mit einem überraschten Aufschrei ins Innere des Ladens. Schwankend kam sie wieder heraus. „Wieso hast du das nicht einfach gleich gesagt, Kath!", schimpfte sie lachend und verstrubbelte mir die Haare, dann zog sie Simon und mich hinter sich in den düsteren Laden.

Die Schalleosin waren runter gezogen, sodass das Licht nur in Streifen hereinschien und die Staubkörnchen in der Luft zum leuchten brachte. Es roch stickig und ein wenig nach dem beißenden Geruch von Spiritus.

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