54 - Gefesselt

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Wir können uns aussuchen, welchen Weg wir gehen. Doch wir können uns nicht aussuchen, welche Steine uns über den Weg gelegt werden.
Manchmal stolpern wir über sie und fallen.
Wenn wir fallen, verletzen wir uns.
Es kann uns Zeit kosten wieder aufzustehen.
Jeder fällt, aber nicht jeder kann aufstehen. Das unterscheidet die Schwachen von den Starken.
Bist du bereit aufzustehen, egal wie verwundet du bist?

~demez34





















Ein höhnischer Schmerz pochte an seinem Hinterkopf, als er zu Bewusstsein kam. Es fühlte sich so an, als ob ihn hunderte Nadeln in derselben Sekunde durchsiebten.
Jede Faser im Körper war verspannt.Der zermürbende Schmerz raubte ihm jegliche Kraft und machte ihn hellwach zugleich.

Es war kühl. Und ein erdiger Geruch lag in der Luft.
Vermischt mit altem Betongeruch. Vögel zwitscherten in der Ferne.
Es müsste tagsüber sein.

Die Brauen zogen sich schmerzerfüllt zusammen, als er den Kopf erhob.
Von irgendwo schien er seinen Namen zu hören.
Mehrmals blinzelte er und kam zur Besinnung.
„Cihangir!", ertönte links von ihm. Die Stimme kannte er nur zu gut. Hatte er letztendlich den Verstand verloren? War dies eine Einbildung? Wo befanden sie sich? Was war passiert?

Im Schnelldurchgang zog die Nacht vor seinen Augen vorbei.
Die Hochzeitsfeier von Züleyha.
Die wertvollen Stunden mit Asel.
Die Falle am Autobahnrand -
Und dann kommt der Bruch.
Was danach geschehen war, war unklar.

„İlyas amca? (Onkel Ilyas?)", brachte Cihan schwach über die Lippen. Voller Verwirrung blickten sie einander. Cihans Augen rissen sich weit auf. Kaum bewegte er seine Hände, schon bemerkte er, dass seine Armgelenke gefesselt waren. Genauso wie seine Füße.
Ilyas befand sich im selben Zustand. Er wusste nicht, ob er sich freuen sollte, oder nicht. Immerhin war er nicht allein. Aber mit einem Kaplan wollte er nicht verweilen.

„Geht es dir gut? Wie haben sie dich hier her gebracht?", versuchte Cihan den Sachverhalt zu verstehen. Er hatte das Bedürfnis seinen Onkel Ilyas zu entfesseln. Jede Bemühung gegen die Seile am Armgelenk waren nutzlos.

„Frage nicht. Auf dem Nachhauseweg haben sie mich erfasst... Was haben sie denn dir angetan?", deutete Ilyas mit dem Kinn auf Cihans Platzwunde.
Blutflecken waren auf seinem weißen Hemd sichtbar.

„Dasselbe wie mit dir!"
Noch einmal versuche Cihan sein Glück. Doch die Seile schnitten mittlerweile in seine Haut hinein.
„Bleib ruhig. Das alles nützt nichts. Wir sind gefangen hier... Weißt du, mit wem wir es zutun haben?", raunte Ilyas wiederwillig.

„Nein! Diese Bas - Ehm - die Männer waren maskiert.", floh Cihan beinahe ein Schimpfwort aus dem Mund. Es brachte auch nichts bewaffnet herumzulaufen, wenn man starke Gegner hatte. Allein warst du immer angreifbar. Niemals hätten sie Cihan erfasst, wenn er seine Jungs bei sich hätte.
Die Worte seiner Warde hätte er ernst nehmen sollen.

„Man merkt, dass du zum ersten Mal entführt wurdest. Verschwende deine Kraft nicht umsonst. Lass deinen Kopf stattdessen arbeiten... Ich will heute noch Filiz sehen.", machte Ilyas eine Anmerkung. Seine Liebe zu seiner Frau brachte Cihan zum Lächeln.

Im nächsten Moment schwang sich die schwere rostige Metalltür auf und die Blicke zogen sich nach vorn.
Ein Mann, ungefähr so alt wie Cihan kam zum Vorschein. Gefolgt von drei Männern. Einer von ihnen hatte einen Baseballschläger in der Hand. Gute Absichten schienen sie nicht zu haben.
Ilyas und Cihan tauschten verwirrte Blicke miteinander aus.

Auf einer Sprache, die die beiden nicht verstanden, verständige sich der Anführer mit den anderen.
Als er näher trat und das Licht auf sein Gesicht fiel, wurden seine Gesichtskonturen klarer.
Ohne ihn zu kennen, könnte Cihan schon seine ganzen Knochen brechen.
Schmales Gesicht, dunkle Augen, hohe Braue.

Gefangen in dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt