59 - Ein Mann voller Geheimnisse

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Menschen, die wir lieben, erhellen unsere Welt. Doch wenn wir nachts allein sind, kehrt die Dunkelheit wieder zurück...

~demez34























Die Art und Weise, wie mich Cihan anschaute, brachte mich dazu, mehr zu reden, was wiederum Cihan dazu brachte, mich aufmerksam zu beäugen.
Die Location war ein süßer Boot, der in eine Imbissbude verwandelt wurde.
Wie die Zeit vergangen war, konnte ich gar nicht verstehen. Sie verging im Flug. Und nach langer Zeit wurde ich das Gefühl los unter Beobachtung zu sein. Ich musste mich vor nichts und niemandem mehr verstecken. Mein Vater wusste schlussendlich von unserer Beziehung.

„Jetzt bist du dran, Cihan. Wofür sind wir hier her gekommen? Du wolltest mir etwas zeigen.", ging ich auf sein Anliegen ein. Ein schiefes Lächeln sandte er mir zu. Gemütlich lehnte er sich zurück.
Daraufhin zückte er sein Handy aus der Tasche.
„Ich habe in letzter Zeit einige Sachen hinter deinem Rücken gemacht.", gestand er. So spöttisch er lachte, konnte es um nichts Schlimmes handeln.
„Was hast du gemacht?"

Nachdenklich fuhr er über den Kinn.
„Ich könnte es dir auch am Handy zeigen. Aber so wäre der Überraschungsfaktor nicht groß.", gab er
vielversprechende Worte von sich. So, wie er aufstand nickte er mit dem Kopf Richtung Tür. Na dann folgen wir dem Herren...

„So viel Aufwand brauchst du dir gar nicht zu machen. Ein Foto hätte mir auch gereicht.", machte ich auf dem Weg klar.
„Nein. Cihangir macht keine halben Sachen.", vergewisserte er und nahm meine Hand in seine. Einen Kuss hauchte er darauf. Ich sagte doch, dass er mich wie eine kleine Prinzessin fühlen ließ.

In einer Gegend, die ich nie kannte, brachte uns der Weg. Dann blieb der Wagen stehen. Ich wollte aussteigen, da machte Cihan ein Zeichen mit der Hand, dass ich stehenbleiben sollte. Er machte eine Runde um den G-Wagon und öffnete mir anschließend die Tür.
Dieser Mann wusste einfach, wie man eine Frau bezauberte.

Mich an der Hand haltend half er mir auszusteigen. Dann deckte er mir willkürlich die Augen zu.
„Cihan!"
„Beni takip edin, avukat hanım. (Folgen Sie mir, Frau Anwältin.)", setzte er sich in Bewegung. Seinen Anweisungen folgte ich.
„Nereye gidiyoruz? (Wohin gehen wir?)"
„Sen hep böyle çok soru mu sorarsın? (Stellst du immer so viele Fragen?)", seufzte er.

Seit wie vielen Jahren kannte mich Cihan?
Klar stelle ich so viele Fragen! Wie sollte ich keine Fragen stellen, wenn ich blind durch die Straßen geführt wurde?
Einen Bürgersteig erkannte ich. Der Boden war zumindest eben. Die Gegend war still.

„Korkma. Dikkat et, merdiven var. (Keine Angst. Vorsicht, da sind Treppen.)", gab mir Cihan eine Vorwarnung.
Langsam tastete ich mich heran. Man war es schwierig mit geschlossenen Augen Treppen zu benutzen!

Der nächste Schritt trat vergeblich in die Leere. Mein Gleichgewicht verlierend, taumelte ich nach vorn. Erschrocken kreischte ich auf. Sofort packten mich Cihans Arme und bewahrten mich vor dem Sturz.
„Düşüreceksin beni! (Du bringst mich noch zum Fallen!)", schimpfte ich mit stets geschlossenen Augen. Cihan küsste mich am Hinterkopf und umarmte mich lachend. Tröstung angenommen.

Er war immer ein Mann voller Geheimnisse gewesen. Selbst damals gab es Tage, an denen er spurlos untertauchte.
Je älter wir wurden, umso weniger trafen wir uns. Aber umso besonderer wurden die Begegnungen. Erst dann bemerkten wir unsere tiefe Verbindung zueinander.

„Şimdi gözlerini açabilirsin. (Jetzt kannst du deine Augen öffnen.)", gab Cihan Bescheid. Und die Spannung stieg in die Höhe!
Ein Haus?
Befand sich hier die geheime Überraschung? In dem Haus vor uns?
Verwirrt haftete ich meine von Neugier geladenen Augen auf Cihan. Ein Leuchten blitzte in seinen Augen auf.

Gefangen in dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt