Unterschiedliche Gefühle entfachten sich in mir. Wut, Angst, Trauer und vor allem Verwirrung. Ein Gedankenkarussell drehte sich in meinem Kopf.
Das Treffen regte mich zum Nachdenken an.
Besser gesagt zum Hinterfragen.Wieso wollte meine Familie Cihan ermorden? Vor wen versteckt er sich? Wird er verfolgt?
Als mein Kopf sich immer schwerer anfühlte, ließ ich das Denken und begab mich der Aussicht.
Etwas später klingelte mein Handy. Ich wollte gerade mit keinem reden, aber bei meiner Schwester machte ich eine Ausnahme.„Hallo?"
„Asel? Bist du schon zuhause? Wie war das Treffen?", fragte sie mich gleich aus.
„Wie soll es sein? Öde und unangenehm."
„Wie war Cihan? Hat er sich arg verändert? War er attraktiv?"
Ihre Neugier kreischte förmlich, sodass sich ein Lächeln um meine Lippen zierte.
„Mache dir keine Hoffnungen. Noch ein Treffen wird es nicht geben."
„Das habe ich mir schon gedacht. Wie lief das Gespräch?"
„Es war anstrengend. Er wollte kaum mit mir reden. Als ob ich dafür brennen würde..."„Du triffst nach sieben Jahren deinen damaligen Schwarm und alles, was du mir erzählst, ist das?", klang eine Spur von Enttäuschung in ihrer Stimme.
„Izem! Er war nicht mein Schwarm. Heute ist er ein ganz anderer Mensch. Kalt und Abweisend."
„Was war er dann? Ihr habt euch blendend verstanden."
„Was passiert ist, ist in der Vergangenheit geblieben. Du hast Mama nichts davon erzählt, stimmt's?", hakte ich nach.
„Nein. Wann habe ich dich, in den 21 Jahren, die wir zusammen verbracht haben, verpetzt?"Das Gespräch zog sich noch in die Länge, als mir Izem davon berichtete, dass es erneut zu Auseinandersetzungen mit den Kaplans kam. Die Feindschaft würde wohl nie ein Ende finden.
Erschöpft grub das Gesicht in die Hände. Wieso verstand niemand, dass das weltliche Leben vorübergehend war? Kein materielles Gut würde dich im Jenseits begleiten. Und dafür bekriegten sich Menschen?
Ich war froh, dass ich unabhängig von meiner Familie arbeite und ich mich nicht mit den Kaplans bekriegte.Es war schon spät geworden. Am Laptop erledigte ich geschäftliche Aufgaben. Unterlagen zu einem Gerichtsverfahren musste ich abtippen. Die Recherche zu Hadir Hashim hatte ich in der Zwischenzeit gestartet, aber im Netz konnte man nichts Verdächtiges über ihn finden. Nur die Erfolge seines Boxclubs wurden präsentiert. Er besaß einen Club und einige Shishabars in der Stadt. Mehr fand ich nicht. Ich müsste Insider finden und befragen.
Die Stille im Raum wurde durch das Klingeln meines Handys unterbrochen. Ein Blick auf den Bildschirm verriet, dass es eine unbekannte Nummer war. Die letzten Ziffer erkannte ich jedoch. Mulmig lief es mich an.
„Cihangir?"
„Asel... Ich muss dich etwas fragen.", öffnete er abrupt ein Gespräch. Unruhe unterzeichnete seinen Unterton.
Seiner Stimme schenkte ich früher gerne Gehör. Damals empfand ich sie als beruhigend.„Ich höre."
„Hattest du den Verdacht, dass du auf den Rückweg verfolgt wurdest?"
Eiskalt lief es mir den Rücken runter.
„Wovon redest du?"
Schwer schluckte ich.
„Ist dir etwas Seltsames aufgefallen? Ein Wagen, der dir folgte?"
Paralysiert verlor ich die Sprache.
„Rede offen mit mir. Wieso soll ich verfolgt werden?"
Angst besetzte meine Zellen. Ich ragte den Kopf aus dem Fenster heraus und versuchte in der Dunkelheit etwas zu entdecken, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen.„Halte dich in den nächsten Tagen so gut es geht zuhause auf.", forderte er auf einmal.
„Wie bitte?"
Da hat er sich nicht einzumischen.
„Du hast mich ganz gut verstanden. Und verrate mir bitte, welches Anliegen dich zum Boxclub führte."
Schwer füllten sich meine Lungen mit Sauerstoff als Cihan immer rätselhafter sprach. Er führte etwas im Schilde.
„Ich habe keinen blassen Schimmer, was mit dir los ist! Wenn es deine Neugierde beruhigt, dass Ensar Geschäfte mit Hadir Hashim abgeschlossen hat, dann kann ich es gerne mitteilen!"

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Gefangen in dir
Romance„Weißt du, warum ich dich verrückt mache?", sah er mich an und trat näher. 𝘚𝘤𝘩𝘰𝘯 𝘸𝘪𝘦𝘥𝘦𝘳 𝘨𝘦𝘴𝘤𝘩𝘢𝘩 𝘦𝘴: 𝘋𝘢𝘴 𝘓𝘦𝘶𝘤𝘩𝘵𝘦𝘯 𝘪𝘯 𝘥𝘪𝘦𝘴𝘦𝘯 𝘣𝘦𝘳𝘯𝘴𝘵𝘦𝘪𝘯𝘣𝘳𝘢𝘶𝘯𝘦𝘯 𝘈𝘶𝘨𝘦𝘯, 𝘥𝘪𝘦 𝘮𝘪𝘤𝘩 𝘪𝘯 𝘦𝘪𝘯𝘦𝘯 𝘉𝘢𝘯𝘯...