Gefangen in dir

41 - Reue

Unsere Worte und Taten sind unsere Schutzschilder und Waffen zugleich. Wie wir sie einsetzen, entscheidet zu was sie werden...

~demez34

Es gibt Orte, an denen wir uns automatisch gut fühlen. Orte, die uns mit offenen Armen aufnehmen und mit Wohlbefinden umhüllen.
Es geht weniger darum, wo du bist. Sondern mehr darum, mit wem du bist. Selbst das größte Palast wird fad, wenn sie nicht mit Aufrichtigkeit gefüllt ist.

Wie schnell die Zeit vergeht, bemerken wir dann, dann wir in die Vergangenheit zurückblicken. Wenn wir uns verändern und realisieren, dass wir nicht mehr wie früher denken und fühlen.
Reife nennt es sich, mehr oder weniger.
Erlebtes macht und reifer, klüger, distanzierter, ruhiger...

„Wird das mitgenommen?", wandte ich mich zu Züleyha und hielt den schweren Karton hoch. „Nein, da sind Skripte aus meiner Studienzeit.", machte sie eine werfende Geste mit der Hand. „Das kannst du mir geben.", beteiligte sich Kadir am Gespräch und nahm mir den Karton ab. Kadir war Züleyhas älterer Bruder.

Nun verließ Züleyha auch das Familienhaus. Tante Sevim würde allein bleiben. In die Türkei wollte sie umziehen. Im Sommer flog sie in ihre Heimatstadt. Sechs Monate später kehrte sie nach Frankfurt.
Ganz trist empfand ich Tante Sevim heute.

„Üzülme. Güzel kızını iyi ellere teslim ettin. (Sei nicht traurig. Deine Schöne Tochter hast du guten Menschen anvertraut.)", ging ich auf Tante Sevgi ein, die Stumm den Umzug beobachtete.
Tröstend strich ich ihr über den Rücken. Uns beide rührte der Moment. Ganz sentimental wurden wir. Einen Arm legte Tante Sevim um mich, sodass wir beinahe zu weinen begangen.

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Kurz vor Sonnenuntergang machten wir uns auf dem Balkon bequem und schlangen die leckeren Böreks von Tante Sevgi herunter.
„Weißt du? Als ich Behram das erste mal gesehen habe, hätte ich nie gedacht, dass ich ihn eines Tages heiraten werde. Das Mythos Liebe auf dem ersten Blick, gibt es nur in Filmen.", erzählte Züleyha nebenbei.
„Was waren deine erste Gedanken, als du ihn gesehen hast?"

Gleichgültig zuckte sie mit den Schultern.
„Ich war neutral eingestellt. Er konnte mich weder vom Hocker hauen, noch kam er mir abwesend vor. Er war einfach sympathisch. Mehr nicht."
„Und wie konnte Behram dein Herz erobern?", ging mir ein Lächeln auf, das sie erwiderte.

„Indem er einfach er war. Ehrlich, loyal, maskulin. Und heute sind wir hier angelangt.", fixierte Züleyha ihren Verlobungsring. Nach all den Schwierigkeiten, die meine Freundin allein überwand, traf sie auf einen Mann, der ihr jegliche Lasten von den Schultern nahm.

„Es stimmt wirklich, wenn man nicht danach sucht, kommt es ganz allein auf dich zu.", fügte sie hinzu. Lächelnd umgriff ich ihre Hand.
„Du verdienst es glücklich zu sein.", vergewisserte ich.
„Du ebenso. Die Zeit vergeht Asel. Sie nimmt uns vieles weg. Lebe für dich, nicht für andere.", beherzigte sie mir. Ein schwaches Lächeln ging mir auf. Als ob sie im Namen von Cihan reden würde.

Ich war verwundet.
Und diese Wunde würde für immer anhalten. Meine Gefühle habe ich weggesperrt und verschlossen.
Ich habe meine Liebe aufgegeben. Ich habe eine Geschichte abgeschlossen, die mein Leben hätte verändern können. Es fühlte sich so an, als ob ich mein Leben ein stück weit aufgegeben hätte.

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Seit Tagen war sie nachdenklich.
Sie war von Grund auf eine Person, die viel in Gedanken investierte. Sie wusste, dass Wissen macht war und wir Menschen das Wissen richtig einsetzen sollten. Stärke wird zu Schwäche, wenn sie unbedacht eingesetzt wird.
Unsere Worte und Taten sind unsere Schutzschilder und Waffen zugleich. Wie wir sie einsetzen, entscheidet zu was sie werden...