66 - nur dich

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Es sind immer die Menschen, von denen wir es nicht erwarten, die uns am tiefsten verletzen.

~demez34





























Es sind die Fehler, die uns die Augen öffnen und das Herz verschließen. Es sind die Fehler, die uns zeichnen und verformen.
Es sind die Fehler, die uns lehren.
Unser Gewissen wird geprüft. Und vor allem unsere Standhaftigkeit.
Wie können wir standhaft stehen, während unser Herz zerbricht? Sind wir tatsächlich so stark wie wir annehmen?

-

Es war so, als ob ein Fremdkörper in meinem Kopf herumschwirren würde. Ich konnte an nichts mehr denken. Und doch war mein Kopf überfüllt.
Ich war wütend. Nicht nur das.
Ich war enttäuscht und verletzt.
Doch am meisten quälte mich mein Gewissen.

„Du hast gesagt, dass dein Herz nur mir gehört.", brach ich die Stille im Raum. Ich schwieg einen Moment. Er auch. Was sollte Cihangir auch dazu sagen?
Verstummt fixierte er seine Hände, die unruhig aneinander fuhren. Wir saßen nebeneinander. Aber plötzlich trennten uns Kilometer.

„Das stimmt. Nur dein Herz hat mir gehört. Dein Körper gehörte anderen Frauen!", fasste ich verbittert zusammen, nachdem mir Cihan die Geschichte offenbarte.
Ich wollte keine Tränen mehr verlieren. Nicht dafür, dass der Mann, den ich liebte eine Nacht mit seiner Ex verbracht hatte.

Ich konnte alles von jedem erwarten.
Aber von Cihan würde ich das niemals erwarten.
Es sind immer die Menschen, von denen wir es nicht erwarten, die uns am tiefsten verletzen.

„Asel", erwähnte Cihan ruhig. Dennoch war seine Stimme untermalt von Nervosität. Noch nie hatte ich ihn so schwach gesehen.
Wir beide waren noch nicht zusammen in dieser Nacht. Ich war angetrunken..."
Schon wieder waren wir am Anfang angelangt.
„Ich bin nicht so weit gegangen! Verstehe mich endlich!", traute er sich mir in die Augen zu blicken.

Es tat mir unheimlich weh dieses Gespräch zu führen. Tausende von Messer durchdrangen mich innerhalb von Sekunden, zerschmetterten mein Herz, zeichneten meine Seele - mein Körper war in tausende Kleinteile zerbrochen.

„Warum hast du mir dann Stunden davor deine Gefühle gestanden?", brannte mein Blick auf seinen Augen.
Wie konnte er uns das antun? Auf einmal ergab nichts mehr einen Sinn. All die schönen Momente waren gleichgültig geworden.

Gereizt fuhr Cihan über den Kopf.
„Ich habe einen Fehler getan. Okay? Ich nimm's an! Ich bin schuld! Aber hör auf mich so anzuschauen!", bat er mit zittriger Stimme und kniete sich zu mir. In meinen Blicken suchte er nach Bestätigung. Diese würde er nicht bekommen.
„Mein Herz ist groß. Aber nicht so groß Cihan!", erhob ich mich prompt von der Stelle.

Wie ein Film zogen all unsere Erinnerungen vor meinen Augen vorbei. Unsere erste Begegnung nach sieben Jahren, unsere Gespräche, das Armband mit dem Neumond, die ersten Zeichen von Liebe... die Kugel, vor die Cihan für mich aufnahm.

Ich konnte nicht weiter aufzählen, da ich sonst womöglich ineinander brechen würde.
Auf einmal dröhnten mir die Ohren. Meine Schritte führten mich fort vom Wohnzimmer. Irgendwas sagte mir Cihan nach, das ich nur dumpf vernahm.
Seine Griffe fanden mich. Ich drückte ihn weg.

Er ließ nicht locker, packte mich ein zweites mal. Dieses Mal zog ich meinen Arm ruckartig weg.
Die Atmung fiel mir immer schwerer. Ich glaube es gab keinen Sauerstoff mehr in diesem Apartment.
Tief rang ich nach Luft. An der Wand stützte ich mich ab.

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