44 - in meinem Herzen

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Ich trage dich im Herzen, so weit werden wir nicht voneinander entfernt sein.

~ demez34

































Er schaute in meine Augen.
Doch er gab mir das Gefühl, als ob er durch meine Seele hindurch schauen könnte. Die Wirkung seiner Blicke war nicht in Worte zu fassen.
In der undurchschaubaren Stille verlor ich das Zeitgefühl. Die sehnsüchtige Umarmung lockerte sich.

Cihans kalte Hand fuhr vorsichtig über mein Gesicht, strich die Strähnen weg. Langsam aber sicher entfernte sich die Hand von mir.
Seine Augen durchsiebten jeden Zentimeter meines Gesichtes. Meine Wangen glühten. An meinen Lippen blieb sein Blick deutlich hängen. Hör auf damit, Cihan! Ich kann dir nicht einmal in die Augen schauen.

„Konuşacaklarımız var. (Es gibt Dinge zu bereden.)", beugte er sich runter zu mir.
Frage nichts, sage nichts! Ich möchte einfach bei dir sein. Ich weiß, dass ich viele Fehler gemacht habe.
„Neden gözlerime bakamıyorsun? (Warum kannst du mir nicht in die Augen blicken?)", hob er meinen Kinn an. Mir blieb nichts anderes übrig, als dem Augenkontakt standzuhalten.

Sie strahlten. Wie in meiner Kindheit.
Ich hatte Cihangir immer gesagt, dass er leuchtende Augen hätte. Schon als Kind war er sich diese Eigenschaft bewusst. Gekonnt nutzte er sie ein.
Konfrontierten mich einmal diese diesen braun-grünen Pupillen, eroberten sie die Priorität meiner Gedankenwelt.

So war er immer gewesen.
Er war Mann, der seine Stärken zu gut kannte. Ein Mann, der mich zu gut kannte.

.

Es war ganz ungewohnt einen verletzten Cihan vor mir zu sehen. Mein Blick lag auf seinem Rücken. Eine Bandage mit Armschlinge wurde um seine Schulter gelegt. Vor den Panoramafenstern verweilten wir. Zu viele Themen hatten sich angehäuft, und wir wussten nicht, womit mir anfangen sollten.

„Ben seni çok bekledim, Asel. (Lange Zeit habe ich auf dich gewartet, Asel.)", begann Cihan zu reden.
Der unterdrückte Schmerz begleitet seinen Unterton. „Yıkık hayatımın en güzel parçası seninle düşlediğim hayallerimdi... (Der schönste Teil meines zerbrochenen Lebens, waren die Träume, die ich mit dir baute...)"
Einen Stich verpasste er mir mit dem Geständnis im Herzen.

An seine Schulter lehnte ich meinen Kopf. Vorsichtig wickelte ich meinen Arm um seine Brust. Alles tut mir leid, Cihan!
„Sonra buldum seni. Ama eski Asel yoktu karşımda. (Dann habe ich dich gefunden. Aber die alte Asel stand nicht vor mir.)", fuhr er fort. Ich ließ ihn ausreden, bevor mein Anteil folgte. Seiner beruhigenden Stimme schenkte ich Gehör.

„İkimizde değişmiştik. Öylesine ulaşılmazdın ki... (Wir beide hatten uns verändert. Du erschienst äußerst unerreichbar...)"
Das stimmte. Als ich Cihan im Café wiedersah, wirkte er fremd. Wir lebten mit den Vorurteilen, die uns die Feindschaft hinzugefügt hatte.

„Şimdi ama yanımdasın. (Doch jetzt bis du bei mir.)", sicherte Cihangir. Fest kniff ich die Augen zu, als sich Cihans Hand auf meine legte. Kräftig umschlossen seine Finger meine.
Mit einem Umdreher fanden unsere Blicke zueinander.

„Es gibt etwas, dass du nicht weißt, Asel. Wir sind uns nicht grundlos zum zweiten Mal begegnet. Zwei Wochen, bevor wir uns im Café trafen, habe ich dich in der Innenstadt gesehen. Du wirktest so fremd von weitem. So unerreichbar und stark... Ich konnte dich nicht ansprechen.", erzählte Cihan auf einmal.
Das wusste ich gar nicht.
„In der Nacht habe ich dich in meinem Traum gesehen. Und die Nächte darauf auch. Ich dachte, ich drehe durch!"

Seine Augen wurden glasig. Die Angst konnte ich nachvollziehen. Es war nicht einfach sich die Feindestochter zu verlieben. „Niemandem konnte ich mich öffnen, außer meiner Oma. Sie wusste seit meiner Kindheit, dass ich Kopf bis Fuß in dich verliebt war... Ich war ein kleiner Junge, als ich unsere Namen auf eine Parkbank ritzte."

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