23 - Das Spiel mit dem Feuer

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Wie weit du gehen würdest, verstehst du dann, wenn du von Schmerz gezeichnet wurdest. Wenn du verletzt wirst von Menschen, von denen du es nie erwartet hättest.

~ demez34



























Sein Herz klopfte bis zum Hals, als er das Korridor des Krankenhauses betrat.
Die Angst saß ihm auf den Knochen. Panisch durchforsteten seine Augen den Raum, in den Oma Nevin untergebracht wurde. Obwohl es schon außerhalb der Besucherzeiten war, sammelte sich die Familie im Krankenhaus zusammen.
Nevins Lage hatte sich stabilisiert, doch selbst diese Information konnte den bekümmerten Cihangir nicht beruhigen.

Sehnsüchtig fiel er der alten Frau um den Hals, als ob sie sich ein ganzes Jahr lang nicht gesehen hätten.
„Mein Augenlicht!", sah er sie an. Ein müdes Lächeln zierte sich um ihre Lippen. „Mir geht es gut, mein Sohn.", vergewisserte sie.
„Was ist passiert?"
Mitten am Abend wurde es Nevin wurde schlagartig schwindelig und ihr Herz begann zu rasen, wie Tante Hayat erzählte. Zum Glück befand sich Fatima zu dem Zeitpunkt im Hause.

Diyar und Sahar waren ebenfalls anwesend. Der Vater würdigte keine Blicke auf seinen Sohn. Die Spannungen bemerkte seine Frau auf Anhieb.
„Ist alles in Ordnung, Cihan?", fragte Sahar vor der Tür. „Kann man sagen. Bei dir?", wandte er sich seiner Mutter. „Habt ihr euch gestritten?", löste sie das Problem. Zögernd gab Cihan ein Nicken von sich. „Lass uns später darüber reden.", schloss er das Thema ab. Der Streit zwischen ihrem Ehemann und Sohn wurmte wie eine Last in ihr. Und das Streitthema war ihr auch bekannt. Ilyas' Tochter, die aus dem nichts in ihr Leben eindrang...

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„Sie muss operiert werden.", warf Yasin nach einem Gespräch mit dem Arzt in die Runde. Grübelnd begann er im Korridor auf und ab zu gehen.
„Es wird eine schwierige OP sein...", blieb er schlagartig stehen. Niemand war bereit für einen Abschied. Der Vater der Familie lag bereits unter der Erde. Der Verlust ihrer Mutter wäre zu viel. Jedem war bewusst, dass Nevin seit vielen Jahren mit ihrem Herz kämpfte.

Der Tag war geistig anstrengend genug gewesen. Die Nachricht erschütterte die Familie. Vor allem Cihan. Er hatte schon mit der Außenwelt abgeschaltet. Seine Gedanken kreisten stets um Oma Nevin.
Ihm kamen Tränen hoch.
„Sakin ol aslanım! Hayırlısıyla her şeyi atlatacağız. (Beruhige dich, mein Löwe! Alles wird gut laufen.)", redete Yasin auf ihn ein. „Babaannemi kaybedemem! (Meine Oma kann ich nicht verlieren!)", ging Cihan an dem Gedanken kaputt. Die Frau, die ihn erzogen hatte, gewährte einen tiefen Platz in seinem Herzen.

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Samstagmorgen, frankfurter Innenstadt

Wie gewöhnlich begann mein Samstag mit der Arbeit im Homeoffice. Aufgaben, die ich am Freitag nicht fertigstellen konnte, erledigte ich am Morgen.
Um den Haushalt kümmerte ich mich danach und schon wurde es Mittag.
Ensar und Birkan erstellten irgendwelche Songs in seinem Zimmer, was sich in ein halbes Studio verwandelt hatte. Für die schuftenden Jungs bereitete ich den Mittagstisch vor.

„Ellerine sağlık! Müthiş olmuş! (Das Essen hast du lecker zubereitet! Es ist köstlich geworden!)", bedankte sich der satt gewordene Birkan über den Seelachsfilet mit Reis und Gemüse. „Rica ederim. Çalışanları doyurmak sevaptır. (Bitte, gerne. Arbeitende zu sättigen ist eine Wohltat.)", deutete ich auf ihre amateure Musikkarriere. Seit dem Morgen tüftelten sie am PC herum.
„Ünlenirsem seni unutmayacam! (Wenn ich berühmt werde, werde ich dich nicht vergessen!)", versprach Birkan und brachte mich zum Lachen.

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Während die die Jungs den Abwasch übernahmen, fuhr zum Einkaufen. Mit der Liste in meiner Hand ging ich durch die Gänge.
Heute war ein optimaler Tag, um Tante Nevin zu überraschen. Am Morgen versuchte sie mich zu erreichen. Samstags hielt sie sich gelegentlich zuhause auf und auf gut Glück war sie nicht verplant.

Gefangen in dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt