Kapitel 3

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"Müssen reden. Ich hol dich morgen vom Training ab."

Diese Nachricht ploppt auf meinem Handy auf, als ich gerade aus der Dusche komme.

Training ist beendet und die Hälfte der Mannschaft ist mal wieder schon weg.

"Alles gut?" Nico sieht mich von der Seite an.
"Lia muss mit mir reden" antworte ich ihm.
"Wird schon nichts schlimmes sein" er zuckt mit den Schultern und nimmt seine Tasche vom Boden.

"Denk ich auch" antworte ich ihm.
Packe meine Sachen ebenfalls ein und verlasse das Trainngsgelände.

Zu Hause ist es still.
Ich wohne alleine.
Manchmal wirklich einsam.
Aber hey, immerhin muss ich nicht ständig aufräumen und niemand kann mir vorschreiben, wann ich ins Bett gehen sollte.

Ich penne kurzerhand einfach auf dem Sofa ein.
Mein Rücken bedankt sich dafür am nächsten Morgen natürlich direkt mit Schmerzen.

Stöhnend stehe ich auf.
Na hoffentlich wird dieser Tag besser, als meine Nacht.

Gefrühstückt habe ich schnell.
Tasche ist sowieso gepackt und ab geht's wiedermal zum Training.

Ich trudle pünktlich ein und klatsche meine Mannschaftskollegen ab.

Das Training beginnt und ich verausgabe mich total.
Nassgeschwitzt stelle ich mich unter die Dusche und ziehe mir danach frische Sachen an.

Ich verabschiede mich und laufe zum Parkplatz.

Lia wartet schon neben meinem Auto auf mich.
Pünktlich ist sie ja.

"Hey" sage ich "Wollen wir zu mir?"
Bitte sag ja, ich will mit dir ins Bett.
Sex könnte ich jetzt wirklich gebrauchen.
"Gern" antwortet sie.
Wir steigen in mein Auto ein und fahren los.

"Tut mir leid" murmle ich verlegen, als ich die Haustüre aufschließe "Es ist etwas unordentlich."

"Passt schon" entgegnet Lia und setzt sich auf die Couch.
Gut, mit Sex auf dem Sofa kann ich leben.

"Willst du was trinken?" fragend sehe ich sie an.
"Wasser bitte" antwortet sie.

Und ich finde doch tatsächlich noch zwei saubere Gläser in der Küche.
Ich kehre ins Wohnzimmer zurück und gebe Lia ihr Wasser.
Sie trinkt einen großen Schluck, bevor sie ihr Glas auf dem Tisch abstellt.

"Also, warum wolltest du reden?" ich lehne mich entspannt auf dem Sofa zurück, einen Arm auf der Lehme hinter ihr.

Lia knetet nervös ihre Hände.
Dann zieht sie einen weißen Umschlag aus ihrer Tasche, hält ihn mir hin.

"Haben wir heimlich geheiratet?" lache ich und nehme ihr den Umschlag aus der Hand.
Lia lacht nicht.

Also mache ich den Umschlag auf.
Und ziehe das etwas darin heraus.
Ein schwarz weiß Bild.
Ihr Name steht oben in der Ecke.

"Ich bin schwanger, Karim" Lias Stimme ist leise.

Mein Kopf fährt nach oben.
Erschrocken, reiße ich meine Augen auf.

"Heißt das, wir müssen in Zukunft beim Sex nicht mehr verhüten?" rutscht es mir raus.
Lia sieht mich bitterböse an.

Wow.
Klasse Karim.
Sie sagt dir, sie ist schwanger und du sagst sowas.
Wirklich super Leistung.

"Tut mir leid" schiebe ich schnell hinterher "Ich bin nur sehr überrascht."
Ja, was du nicht sagst.

"War ich auch" sagt sie leise, spielt nervös an ihren Fingernägeln.

"Bin ich der Vater?" ich räuspere mich.
Verdammt, warum kackt meine Stimme so ab.
Lia nickt.

Okay.
Wow.
Heilige scheiße.

"Und das ist unser Baby?" frage ich und halte ihr das Ultraschallbild wieder hin.
"Ja" antwortet sie und zeigt auf einen kleinen Punkt.

"Ich weiß ehrlich nicht, was ich sagen soll" meine Stimme ist leise.
"Kann ich verstehen" antwortet sie.

"Ich ähm" ich unterbreche meinen Satz "Ich bin natürlich für dich da."
Sie nickt.

"Ich möchte das Baby" sage ich dann und kann selbst nicht glauben, was ich da sage.
Ich bin gerade einmal 20.
20 Jahre alt.

Und ich werde Vater.

"Ich möchte es auch" sagt Lia dann leise.
Und ein Stein fällt mir vom Herzen.
Ein Thema weniger.

"Wie weit bist du denn?" frage ich und Lia sieht mich einfach nur an.
Dumme Frage ich weiß.

"So ungefähr in der fünften Woche" antwortet sie und ich nicke.
"Hast du schon einen neuen Termin?" frage ich dann.
Deswegen geht man doch sicher zum Arzt.
"Ja in ein paar Wochen" Lia sieht mich zum ersten Mal richtig an.
"Ich würde gerne mitgehen" entgegne ich, Lia nickt wiedermal.

"Ich denke, wir sollten in ein paar Tagen nochmal reden" sagt Lia dann und will offenbar gehen.
"Bleib bitte" sage ich und greife sanft nach ihrer Hand.
Lia setzt sich wieder.
Immerhin trägt sie mein Kind in sich, da kann sie schon bleiben.

"Ich würde gerne alles richtig machen" sage ich leise "Das hier ist neu für uns beide."
"Das ist es" sie lacht leise und zieht ihre Hand nicht zurück.

"Wir werden gemeinsam Eltern" flüstere ich leise.
Lia schluchzt.
"Hey" sage ich sanft "Es ist okay."

Und dann wirft Lia sich in meine Arme und weint.
Etwas hilflos streiche ich ihr über den Rücken.

Das wird eine riesen große Veränderung für uns beide.
Eine sehr große Veränderung.

Lia beruhigt sich irgendwann, sie schläft sogar auf dem Sofa ein.
Ich wollte sie immer in den Armen halten, das kann ich jetzt haben.
Und gleichzeitig bekomme ich noch so viel mehr.
Ich beobachte Lia, sie schläft seelenruhig.
Und ich sitze hellwach neben ihr und starre auf ihren Bauch.

Eine einzige Nacht.
Schwanger.
Ein Schuss, ein Treffer, hm?
Also, wenn das in der Bundesliga so laufen wird ist meine Karriere auf jeden Fall gesichert.
Immerhin wurde das Baby in einer sehr leidenschaftlichen Nacht gezeugt.

Ich kann die ganze Nacht nicht schlafen.
Also setze ich mich hin und beginne tatsächlich damit, mich zu informieren.

Mir klar zu werden, was jetzt hier auf mich zu kommt.
Auf sie.
Auf uns beide, gemeinsam.
Gott.
Ich werde in neun Monaten wirklich Vater sein.

Ich werde ein Baby im Arm halten.

Schwangerschaft.
Schwangerschaftswochen.
Erster Herzschlag.
Erster Tritt.
Geburt.

Ich quäle mich durch etliche Internetseiten, bevor meine Augen schwer werden und ich schließlich einschlafe.

(Das hier ist qualitativ natürlich keineswegs wie Highway to Love von Nico 😂💀eher so aus Spaß)

Highway to love | Karims VersionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt