Kapitel 22

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Lias Bauch wächst und wächst.
Dieses Mal irgendwie viel schneller, als bei Aiden.

Meine Mutter ist gerade zu Besuch.
Unterstützt Lia ein bisschen im Haushalt, wenn ich Training habe.

Aiden kommt manchmal mit zum Training.
Mittlerweile findet er auch gefallen am Fußball.
Freut mich natürlich sehr.
Er kann zwar noch nicht wirklich laufen, aber er hat schon seine eigenen Fußballschuhe.

Gerade halte ich ihn auf dem Arm und werfe ihn ein paar mal hoch und fange ihn.
Findet Aiden super lustig.
Er kichert.

"Karim" meine Mutter ruft von oben.
"Nach uns wird verlangt" lachend sehe ich Aiden an.

Gehe mit ihm die Treppe nach oben.
"Karim" meine Mutter ruft erneut.
Ich runzle die Stirn.
Gehe schneller.

Erscheine dann im Schlafzimmer.
"Was ist denn?" frage ich lachend.

Mein Lachen erstirbt.

Lia sitzt an der Bettkante.
Die Beine blutverschmiert.

"Fahr mit ihr ins Krankenhaus" weißt meine Mutter mich an.
Ich nicke sofort, drücke ihr Aiden in den Arm.

Hebe Lia vorsichtig hoch.
Sie hängt schlaff in meinen Armen.
Mein Tshirt wird bereits von Blut durchtränkt.
Ich hab keine Ahnung, wo es her kommt.
Aber es ist viel.
Extrem viel Blut.

Schließlich betrete ich die Notaufnahme.
Lia auf dem Arm.

"Ich brauche Hilfe" rufe ich.

Sofort rauscht ein Arzt heran.
"Sie ist schwanger" sage ich.
Er nickt, winkt Sanitäter heran.
Lia wird auf eine Trage gelegt.
Dann landet sie in einem Schockraum.

Ich muss draußen warten.
Die Zeit an der Wand läuft unnachgiebig weiter.

Und selbst in einer Notaufnahme hat man keine Ruhe.
Ich werde mehrmals angesprochen.

"Lassen Sie mich bitte in Ruhe" fahre ich ein Mädchen an "Wir sitzen in einer Notaufnahme."
Beleidigt zieht sie ab.

Eine weitere Stunde geht vorbei.

"Herr Adeyemi?" der Arzt erscheint.
Ich folge ihm.

Lia liegt in einem Bett.
Blass.
Aschfahles Gesicht.

Zögerlich setze ich mich neben sie, nehme ihre Hand.
Lia reagiert nicht.

"Sie hat viel Blut verloren" wendet der Arzt sich an mich "Wir mussten ihr künstlich etwas zuführen."

"Was hat sie?" frage ich und habe Angst.

"Die Plazenta hat sich frühzeitig gelöst" erklärt er sachlich "Das kommt sehr selten vor. Wenn es vorkommt führt es zu diesen starken Blutungen."

Ich nicke.

"Was ist mit dem Baby?" Lias Stimme bricht.

"Wenn sich die Plazenta löst wird das Baby nicht mehr richtig mit Nährstoffen versorgt" erklärt er weiter "Es ist aber möglich, dass sich die Plazenta wieder festigt."

"Was heißt das jetzt für uns?" ich umklammere Lias Hand fester.

Der Arzt schluckt.
"Sie müssen sich darauf vorbereiten, dass ihr Baby nicht überlebt. Die Chancen stehen 50 zu 50."

Lia schluchzt laut.

Ich sehe auf Lias Bauch hinab.
Tränen vernebeln mein Sichtfeld.

"Schlägt sein Herz noch?" flüstere ich erstickt.
Der Arzt nickt.

"Dann hoffen wir" ich klammere mich an Lia.
Versuche ihr halt zu geben, selbst wenn es mich innerlich zerreißt.

Was, wenn wir dieses Baby verlieren?
Was macht das mit uns?
Was macht das mit meiner kleinen Familie?

Lia weint und weint und weint.
Ich ebenfalls.

Wir sind ratlos.
Erschöpft.

Und alles, was uns bleibt ist zu hoffen.
Hoffen das unser kleiner Junge das irgendwie schafft.

Wir sind gerade mal in Woche 26.
Es wäre zu früh für eine Geburt.

Highway to love | Karims VersionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt