Kapitel 12

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Heute geht's endlich wieder los.

Nachdem ich, aufgrund der Geburt meines Sohnes, sieben Bundesligaspiele verpasst hab, darf ich heute endlich wieder ran.

Und alle haben sich natürlich in den letzten Wochen gefragt, wo ich eigentlich stecke.
Es gab keine Meldung darüber, dass ich Vater geworden bin.
Ich stand einfach nie im Kader.

Aiden ist mittlerweile stolze sieben Wochen alt.
Ein zuckersüßer kleiner Kerl.

Und der darf heute zum ersten Mal seinen Papa live beim Fußball sehen.
Lia bringt ihn nach ziemlich viel Diskussion mit ins Stadion.
Ja, ich musste wirklich ziemlich dafür betteln.
Und ziemlich dafür schufften.
Egal, ob im Haushalt oder im Bett.

Er ist dann doch noch extrem jung.

Naja, egal er bekommt ein paar Kopfhörer.

Die Chance meinen, bis jetzt einzigen Sohn, in ein kleines Adeyemi Trikot zu stecken lass ich mir nun wirklich nicht nehmen.

Das Spiel ist schließlich vorbei, leider mit einer Niederlage für uns.

Nico kommt auf dem Spielfeld auf mich zu gelaufen.
"Deine Freundin verlangt nach dir" sagt er nur und deutet auf die Haupttribüne.

Also mach ich mich seufzend auf den Weg.
Und höre Aiden schon von weitem brüllen.
Oh man.
Der kleine hat wirklich ne laute Stimme.

Ich bleibe vor Lia stehen.
Sie funkelt mich wütend an.

"Seit er dich gesehen hat schreit er nur noch" und dann drückt sie mir kurzerhand unseren Sohn in die ausgestreckten Arme.

Also stehe ich erstmal etwas unbeholfen mit meinem schreienden Sohn auf dem Arm, auf dem Spielfeld rum und versuche ihn zu beruhigen.

Ich wiege ihn sanft auf und ab und ziehe damit schon ziemlich viel Aufmerksamkeit auf mich.
"Shhhhhh" murmle ich leise "Papa ist ja da."
Aiden sieht mich an.
Die kleinen Tränen versiegen langsam.
Er umklammert meinen Finger fest.

Blöderweise muss ich aber noch zum Interview.
Der Kommentator schaut ziemlich dumm, als ich mich da kurzerhand einfach mit Baby auf dem Arm hinstelle.

Naja, immerhin schreit Aiden jetzt nicht mehr.
Er schüttelt fröhlich seinen kleinen Fußball in der Hand herum.
Manchmal braucht er wohl wirklich einfach nur seinen Papa.

Der Journalist starrt mich an.

"Karim, Sie haben die letzten Spiele alle gefehlt" beginnt der Mann "Woran hats gelegen?"

Er hält mir das Mikrofon vor den Mund.

"Ich bin in den letzten Wochen Vater geworden" antworte ich schließlich.
Als ob das nicht offensichtlich wäre.

Aiden findet das Mikrofon vor meinen Mund mittlerweile sehr interessant und versucht danach zu greifen.
Ich nehme seine kleinen Hände in meine und halte sie fest.

Der Mann sieht mich sichtlich schockiert an.
"Nun das kam überraschend" er lacht nervös.

"Ich hatte es nicht offiziell bekannt gegeben" antworte ich.
Nein, man stellt sich vor, ich habe das nicht auf Instagram gepostet.

Der Mann fängt sich wieder und stellt mir Fragen zum Spiel.
Offenbar muss er das erstmal verdauen.

Aiden gluckst fröhlich vor sich hin, zerrt an meinen Haaren und will nach dem Mikrofon greifen.
Vergeblich.

Dann entdeckt er die Kette um meinen Hals und zerrt daran.
Na toll.
Er wird quengelig.

Wir beenden schließlich das Interview.

Und ich kann mir vorstellen, was nacher in so ziemlich jeder Zeitung stehen wird.

"Karim Adeyemi ist Vater"
"DAS ist der Sohn von Karim Adeyemi"
"Karim Adeyemi im Babyglück"
"Adeyemi plötzlich doppelt?"

"Wir werden berühmt Kleiner" flüstere ich Aiden lachend zu und gebe ihm einen Kuss auf sein kleines Köpfchen.

Er lacht mich an.

Ich trage ihn durch den Spielertunnel in Richtung Kabine.

Und Lia tobt.

Tausende Menschen haben unseren Sohn wahrscheinlich gerade im Fernsehen gesehen.
Klar, früher oder später hätte das eh jemand bemerkt.
Zieht ja auch eine Menge Aufmerksamkeit auf sich, so ein Fußballer mit Baby auf dem Arm.

Aber Lia ist so gar nicht damit einverstanden, dass jetzt alle Welt sein komplettes Gesicht kennt.

"Dein Papa darf heute alleine schlafen" sagt sie nur, nimmt mir Aiden aus dem Arm und marschiert davon.

Aiden blickt mir nach.
Kleine Tränchen in den Augen.
Gott, Papas kleiner Engel.

"Papa kommt nacher" rufe ich ihm zu und winke ihm nach.
Die Tränchen versiegen.

"Du kannst nacher daheim erstmal zu Kreuze kriechen" Greg sieht mich belustigt an.
"Oder mach ihr einfach noch so ein süßes kleines Ding" lacht Jude.

"Dann tötet sie dich wahrscheinlich" entgegnet Nico nur und klopft mir auf die Schulter.
Oh ja.
So schnell will Lia nicht wieder schwanger werden.

"Mach ihr einfach nen verdammten Antrag" sagt Marco "Sie hat deinen Sohn zur Welt gebracht."
"Eben" antwortet Marius "Sie verdient auch ein Adeyemi hinter ihrem Namen."

Ist ja alles schön und gut, aber Lia wird mir zu Hause wirklich erstmal den Hals umdrehen.

Und das wird lustig werden.

Die Frau kann nämlich, trotz ihrer zierlichen Art, sehr sehr wütend werden.

Die Couch wird mich wohl ne Weile ertragen müssen.

Highway to love | Karims VersionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt