Kapitel 2

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Lias P.O.V

Ich und Kathi haben noch weitere Tests gemacht.
Alle positiv.
Deutlich positiv.
Schwanger.
Daran gibt es keinen Zweifel.

Mittlerweile sind weitere sieben Tage vergangen.
Eine ganze Woche.

David weiß es.
Kathi weiß es.
Mama weiß es.
Papa weiß es.

Nur Karim weiß es nicht.
Immernoch nicht.

Meine Familie war natürlich schockiert.
Klar, wenn die 20 jährige Tochter ankommt und meint sie ist schwanger, ist das erstmal ziemlich viel.
Es kam sehr überraschend, nur David und Kathi wussten ja von meinem One Night Stand mit Karim.
Meine Eltern wussten natürlich sofort, wer Karim Adeyemi ist.
Klar, ihn kennt man ja aus dem Fernseh.
Suprise, wahrscheinlich lernt ihr ihn jetzt so richtig kennen.

Nachdem sich der erste Schock gelegt hatte, haben sich natürlich alle gefreut.
Mama ist vor Freude in Tränen ausgebrochen.
Sie war sofort mit Begeisterung dabei.
Natürlich haben mir sofort alle jegliche Form der Unterstützung angeboten, die man sich nur vorstellen kann.

Dankend habe ich angenommen.
Allerdings muss ich erstmal ein bisschen zur Ruhe kommen.

Ich muss mich mit dieser neuen Situation zurecht finden.
Eine Situation, die wirklich alles andere als einfach ist.
Eine Situation, die auch sehr belastend ist.
Was werden nur die anderen Leute denken?
Karims Mannschaftskollegen?

Es gibt wirklich keinen Zweifel daran, dass Karim der Vater ist.

Gestern hatte ich meinen ersten Termin beim Frauenarzt.
Sie hat mir nocheinmal die Schwangerschaft bestätigt.
Und dann habe ich zum ersten Mal das Baby gesehen.

Ein mini Pünktchen in meinem Bauch.
Eigentlich, würde man es gar nicht erkennen, wenn sie es mir nicht gezeigt hätte.
Alles was ich gesehen hatte, war schwarz weiß und sah gleich aus.

Und jetzt sitze ich zu Hause auf dem Sofa und starre das Bild an.
Das Bild, dass ich Karim zeigen werde.
Ich halte es in einer Hand, die andere Hand hält ein Glas Wasser.

Gott, ich hab keine Ahnung, wie ich ihm das sagen soll.
"Hey Karim, du wirst Vater" wäre dann doch ein bisschen unsensibel.

Als die Frauenärztin mich gefragt hat, ob der Vater im Bild über meine Schwangerschaft ist, ob ich in einer festen Partnerschaft lebe und ob ich das Kind behalten würde, konnte ich drei Antworten geben.

Die ersten beiden Fragen musste ich mit, ich weiß es nicht beantwortet.
Die letzte allerdings, wurde von mir mit einem eindeutigen ja beantwortet.

In ein paar Wochen ist der nächste Termin.

Aber heilige scheiße.
Ich bin 20.
Quasi gerade mal erwachsen.

Und Karim ist nicht besser, er ist ein paar Monate älter.
Zudem liebt er Partys.
Super Voraussetzungen.

Im Wartezimmer saßen die ganzen Frauen, vielen war die Schwangerschaft schon deutlich anzusehen.
Mir natürlich nicht.
Und trotzdem sehen sie mich mitleidig an.
Die junge Frau, die da sichtlich nervös sitzt.
Zu jung, für eine geplante Schwangerschaft.

Und natürlich hat die Ärztin diese eine Frage gestellt.
"War es eine geplante Schwangerschaft?" ich habe stumm den Kopf geschüttelt.
"Kondome reißen manchmal" hat sie entgegnet, mein T-Shirt nach oben geschoben und das kühle Gel auf meinem Bauch verteilt.

Und jetzt sitze ich ratlos auf meiner Couch in Hoffenheim.
Ich stütze den Kopf in beide Hände, seufze und greife nach meinem Handy.

"Müssen reden. Ich hol dich morgen vom Training ab."

Irgendwann muss ich es ja hinter mich bringen.
Dann lege ich mein Handy wieder beiseite.

Halte mir den Bauch.
Renne ins Bad.
Kotze mir die Seele aus dem Leib.

Hallo Schwangerschaft, wie schön, dass du dich jetzt so richtig bemerkbar machst.

Ich kotze erneut.

Danach spüle ich mir den Mund aus.
Lege mich ins Bett.

Mama hat mir einen ganzen Stapel an Büchern da gelassen.
Von Schwangerschaft über Geburt bis hinzu Kleinkind ist alles dabei.
Die Bücher hat sie schon, seit sie mich und David bekommen hat.

Seufzend greife ich also nach einem Buch und beginne zu lesen.
Schwangerschaft.
Scheint mir der richtige Start zu sein.

Irgendwann habe ich genug und lege das Buch beiseite.
Es sind ziemlich viele Informationen auf einmal.
Ich stehe auf.
Stelle mich vor den Spiegel.
Schiebe mein T-Shirt nach oben.
Und betrachte meinen Bauch.
Fahre sanft mit den Händen darüber.

Flach.
Eigentlich sogar ein bisschen eingefallen.
In den nächsten Monaten wird sich das allerdings ziemlich schnell ändern.
Seufzend lasse ich mein Tshirt wieder sinken und lege mich wieder hin.

Ich greife nach meinem Handy und lande automatisch auf Karims Instagram.

Ich sehe mir alle seine Fotos an.
Dubai Urlaub kann er in Zukunft wahrscheinlich erstmal streichen.
Feiern gehen sowieso.

Gott.
Dieser Mann wird wirklich Vater meines Kindes.
Ein Mann, der nichtmal selbst aufräumt.
Ein Mann, der ein ziemlicher Frauenschwarm ist.
Der sich wahrscheinlich durch ziemlich viele Betten wälzt.

Na das kann ja was werden.

Und dann setze ich mich erstmal hin und weine.
Ich bin maßlos überfordert.
Überfordert damit, dass da ein Baby in meinem Bauch heranwächst.

Gott.
Was ist, wenn Karim das Baby nicht will?

Und wie sollen wir das überhaupt zusammen schaffen, wenn er einfach ständig Training und Spiele hat?

Wie will er das überhaupt seinen Eltern sagen?

Wem werde ich es noch erzählen?

Was ist, wenn Fotos von uns auftauchen?

Fragen über Fragen tauchen in meinem Kopf auf.
Die Last erdrückt mich.
Und ich sitze einfach weiter weinend im Bett.

Schwanger.
Innerhalb einer einzigen Nacht.
Na offenbar hat Karim genau den richtigen Zeitpunkt erwischt.

Gott.

Highway to love | Karims VersionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt