Corroded Coffin

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Um mich auf mein Vorspiel heute vorzubereiten, nehme ich meine Gitarre zur Hand und übe sozusagen auf dem Trockenen ein wenig, ohne Verstärker, um keinen Lärm zu erzeugen. Ich wiederhole die kompliziertesten Umgriffe ein paar Mal, sodass ich mich nach langer Pause wieder sicher beim Spielen fühle. Wenn ich mich verspielen würde, wäre das nicht nur eine Blamage, sondern ich könnte das Gitarrespielen quasi gleich vergessen. Denn wo sollte ich mein Hobby sonst ausüben, als daheim oder in einer Garage? Um die restliche Zeit zu überbrücken, hörte ich mir einige meiner Metal Schallplatten an, damit ich richtig in Stimmung kam. Mit dabei waren Black Sabbath, Slipknot und Mötley Crüe. In mir stieg die Gier danach auf, auf einer Bühne meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen.

Es musste sich so befreiend anfühlen, wenn man gerade ein Solo beendet hatte und sich zufrieden mit sich selbst wieder in den Rhythmus der Band einordnet

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Es musste sich so befreiend anfühlen, wenn man gerade ein Solo beendet hatte und sich zufrieden mit sich selbst wieder in den Rhythmus der Band einordnet. So als würde man zur Realität zurückkehren. Mit fällt ein, dass ich noch immer in meinen Schulklamotten stecke. Nein, darin fühle ich mich nicht selbstbewusst genug, um gleich mein Können unter Beweis zu stellen. Etwas rockigeres muss her, etwas, in dem ich mich echter, authentischer fühle. Ich wechsle in meine Jeans und ziehe die an, die mit nur einzelnen kleineren Löchern versehen ist. Dazu tausche ich mein rotes Oberteil gegen ein durchsichtiges, bauchfreies, schwarzes Tshirt, durch das man meinen BH sehen kann. Auf den letzten Drücker frische ich noch meinen Lippenstift und meinen dunklen Lidschatten auf. An meine Finger stecke ich ein paar meiner liebsten Ringe. Ich werfe mir die Lederjacke über und gehe aus dem Haus. Joyce ist momentan arbeiten, was günstig gelegen ist, da ich ihr nicht sofort mein Vorhaben unter die Nase reiben will.
🎸
Robin hat mir den Weg zu der Scheune genau erklärt und er ist nicht sehr lang. Jedoch kommt er mit so vor, da ich langsamer gehe, je näher ich dem Ziel komme. „Reiß dich zusammen", ermahne ich mich, „Du kannst das, komm runter." Meine Hände zittern ein wenig. Gar nicht gut, denke ich und balle sie zu Fäusten, um mehr Gefühl darin zu bekommen. Ich erblicke ein Schild, auf dem „Lovers Lake" geschrieben steht und ein Pfeil geradeaus deutet.

Robin hat etwas von so einem See geredet und dass sich der Treffpunkt in der Nähe befindet, also folge ich dem Pfeil. Er leitet mich durch ein kleines Waldstück und als ich dort wieder herausgefunden habe, sehe ich ein Haus auf der Wiese stehen, welches aus Holz besteht. „Das muss es sein", Murmel ich und trete an die Tür heran, um zweimal anzuklopfen.
Ich höre Stimmen aus dem Inneren des Hauses und wenige Augenblicke später wird die Tür von einem Jungen mit braunen Locken geöffnet. Er trägt ein rotkariertes Hemd und ist einige Zentimeter kleiner als ich. „Hi", sagt er trocken.

„Hi", wiederhole ich mit einem euphorischen Unterton. „Willst du dich bewerben?", beinah klingt seine Stimme hoffnungsvoll, es mich unsicher
lächeln lässt. „Ja", antworte ich darum nur knapp. „Wir haben einen Bewerber", ruft der Runge und tritt beiseite, damit ich eintreten kann.

„Wohl eher eine Bewerberin", berichtigt ein Junge mit dunkler Hautfarbe und einem blauen Black Sabbath T-Shirt. „y/n? Wills Cousine?", es ist Eddie, der in der Ecke auf einem Stuhl sitzt und sich nun davon erhebt. „Was für eine Überraschung", er kommt auf mich zu, „Und du kannst Gitarre spielen, huh?" „In der Tat", ich hebe eine Augenbraue, „Deswegen bin ich hier." „Aber sie ist ein Mädchen", wirft der Junge im blauen Shirt ein. „Na und? Solange sie spielen kann", blafft Eddie ihn an, „Dann zeig mal, was du drauf hast." Er deutet auf seine E Gitarre, die ich aus dem Ständer nehme. Ich halte sie einige Sekunden in den Händen, um mich mit ihr vertraut zu machen. Eddies Gitarre ist eine der coolsten, die ich je gesehen habe.

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