Der nächste Schultag geht schleppend vorüber. Lustlos sitze ich in jeder Stunde auf meinem Platz und kritzle mit einem Bleistift in mein Heft. Zudem versuche ich, Steve und Billy aus dem Weg zu gehen, da mir eine Begegnung mit einem von ihnen unangenehm wäre. Robin hatte ich davon noch nichts erzählt. Vielleicht behalte ich die Geschichte einfach erstmal für mich. „Wann ist denn euer erster Auftritt mit Corroded Coffin?", fragt sie mich lachend, als wir in der Pause allein in einer Ecke des Hofes sitzen. Ich lache. „Noch glaube ich nicht, dass es je welche geben wird. Zumal ich die anderen noch nie spielen gehört habe." „Eddie ist verdammt gut, verspreche ich dir", meint Robin. „Das glaub ich", sage ich nachdenklich. Am Wochenende würden wir zum ersten Mal proben und ich bin gespannter denn je darauf.
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„Bis heute Nachmittag", verabschiede ich mich von Robin, als es geklingelt hat und wir in unsere Klassenräume gehen. Auf dem Weg zu meinem Kurs, kommt mir Billy im Gang entgegen. Ich zeige ihm die kalte Schulter und schaue stur an ihm vorbei, als er mich passiert. Puh, noch mal Glück gehabt, denke ich mir. Denn ich habe schon befürchtet, dass er mir irgendeinen bescheuerten Spruch an die Stirn wirft. Die letzte Stunde vergeht wie in Zeitlupe und ich beschließe, heute zu Fuß nach Hause zu gehen, um ein bisschen Zeit zum Nachdenken zu haben. Nachdem ich Will Bescheid gesagt habe, nehme ich meinen Walkman aus meinem Rucksack, indem eine Rolling Stones Kassette eingelegt ist und setze die Kopfhörer auf meine Ohren.Ich verlasse das Schulgelände und schlendere durch die Gassen Hawkins'. Dabei muss ich immer an die Ereignisse denken, besser gesagt die Geheimnisse, die mir keine Ruhe mehr lassen. In mir steigt die Angst auf, dass ich mich sehr bald wieder so fühlen werde, wie damals in Derry. Einsam und in Angst vor den unheimlichen Geschehnissen, die sich hier zutragen. Bereits jetzt komme ich mir schon wie in einer Verschwörung vor. Mir tippt von hinten jemand auf die Schulter. Ein riesen Schreck durchfährt mich, da ich bis gerade eben noch in meiner eigenen Welt war und mich durch die Musik von der Realität abgeschirmt habe.
Es ist Eddie, der vor mir steht. Er bewegt seine Lippen. Ich schaue ihn nur verwirrt an, bis ich verstehe, dass er mit mir redet. Lächelnd nehme ich die Kopfhörer ab und hänge sie um meinen Hals. „Entschuldigung", sage ich reumütig, „Was sagtest du?" Eddie sehe mich amüsiert an. „Ich habe dich gefragt, ob du vielleicht gerne eine Begleitung an deiner Seite haben möchtest. Hawkins ist gefährlicher als man denkt." Letzteres meint er ironisch, jedoch lache ich nicht mit ihm. „Allerdings", sage ich stattdessen. Wir gehen nebeneinander her die Gasse herunter.
„Hey, ist alles in Ordnung?", fragt Eddie mich nach einer Weile, „Du wirkst heute so abwesend." Er hat es bemerkt, denke ich und fühle mich durchschaut. Ich mag dieses Gefühl nicht, weshalb ich rasch meine Gesichtszüge straffe und ein Lächeln aufsetze, um meine Emotionen zu überspielen. „Ja", antworte ich fröhlich, „Sicher, es geht mir gut." Ich senke den Kopf wieder. Eddie lässt dies unkommentiert und schenkt mir nur einen besorgten Blick. Dafür bin ich ihm sehr dankbar, denn ich habe gerade wirklich keine Lust dazu, über meine Gefühle zu reden.
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Legende 000
AdventureDu ziehst zu deiner Tante Joyce und deinen beiden Cousins nach Hawkins, um aus der Horror Stadt Derry zu entkommen. Ziemlich schnell wird die klar, dass auch hier übernatürliche Dinge geschehen. Du und deine Freunde sind in Gefahr, doch nur du allei...