Betäubt

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Den Tag darauf bleibe ich auch zuhause. Joyce scheint nichts zu ahnen. Ich brauche einfach mehr Zeit, um Informationen zu sammeln. Und außerdem würde ich in der Schule nur wieder Fragen von meinen Freunden aus dem Weg gehen. Dabei kann ich ihnen doch nicht von meiner Vermutung erzählen. Sie würden mich endgültig für verrückt abstempeln. Es ist ja schon ein Wunder, dass sie nach all dem Kram noch immer was mit mir zu tun haben wollen.
Meine Augenringe sind tiefer denn je, aber selbst meine Müdigkeit hält mich nicht davon ab, weiterzulesen und zu notieren.

Telekinese lässt sich durch Gefühle einer Personen kontrollieren. Sie sind häufig mit Erinnerungen verbunden, die starke Emotionen in jemandem hervorrufen. Meistens sind diese negativ behaftet.

Starke, negative Emotionen also. Genau wie im Chemieraum mit Steve. Ich bin ausgerastet und habe aus versehen ein Feuer entfacht. Wenn das stimmt, habe ich dann sowas wie Superkräfte? Nein, denn was nützt es einem schon, wenn man diese Kräfte nicht kontrollieren kann? Und überhaupt, was bringt es einem, wenn man Feuer entfachen kann? Wieso kann ich nicht Gegenstände schweben lassen oder beliebig lang die Luft anhalten?

Vielleicht schlussfolgere ich gerade einfach zu schnell, denke ich. Denk logisch. Warum sollte ich aus dem Nichts heraus Kräfte bekommen, obwohl ich mein ganzes sechzehnjähriges Leben lang normal gelebt habe? Ich lasse meinen Blick über das Chaos auf meinem Bett schweifen: Zettel ob zerknüllt oder nicht, aufgeschlagene Bücher mit Post Its versehen. Ich atme scharf aus. Ich drehe mich hier im Kreis.

Also sammle ich alle Blätter auf und verstaue sie in meinem Nachtschrank. Ich bin so müde. Auch wenn ich weiß, dass mir ein weiterer Albtraum bevorsteht, schließe ich die Augen und schlafe ein.

Ich schrecke auf. Natürlich, ein Albtraum. Es ist mitten in der Nacht und mein Fenster steht weit offen. Draußen ist es sehr windig, sodass mein ganzes Zimmer mit kalter Luft erfüllt ist. Schnell stehe ich auf und schließe es. Dann ziehe ich meine Vorhänge wieder zu. Ich will nicht, dass Steve mich zu Gesicht bekommt.

Leise tapse ich in die Küche und setze heißes Wasser für einen Tee auf. Mein ganzer Körper ist verspannt und mir ist eiskalt. „Kannst du auch nicht schlafen?"
Ich schrecke zusammen. „Will", sage ich tadelnd. „Tschuldigung", er grinst mich schief an. „Willst du auch nen Tee?", frage ich, während ich das heiße Wasser in eine Tasse gieße. „Nein danke, ich will mir einfach nur kurz die Beine vertreten." „Okay", ich ziehe eine Augenbraue hoch.

„Wie gehts dir denn?", fragt er. „Ging mir schon mal besser", antworte ich stumpf. „Du bist doch gar nicht krank oder?" Überrascht blicke ich auf. „Kann man so oder so sehen", gebe ich zurück. „Wir haben doch abgemacht, uns alles zu erzählen, y/n. Wenn du nicht mit mir redest, dann wenigstens mit Robin. Oder Max... oder Steve. Freunde lügen nicht."

 „Ich

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„Ich...", meine Stimme bebt, „Es ist anders als du denkst. Bitte, Will." Ich nehme meine Tasse und gehe in mein Zimmer.

Scheiße, scheiße, scheiße. Ich habe echt ein Problem.  Ich will niemandem etwas verheimlichen, schon gar nicht meinen besten Freunden, aber es ist zu ihrem eigenen Schutz. Nancy und Max wurden schließlich schonmal von Vecna verflucht, Billy und Will vom Mindflayer besessen und Eddie fast getötet worden. Nun bin ich an der Reihe. Vielleicht stelle sogar ich selbst eine Gefahr dar: indem ich Vecnas Opfer bin.

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