Verzweiflung

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Die Welt setzt sich wieder zusammen und ich komme Stück für Stück zu mir. Orientierungslos lasse ich meinen Blick durch die Umgebung gleiten. Ich erinnere mich daran, dass ich gestern noch bis spät in der Scheune war und so wie es aussieht befinde ich mich genau dort. Nämlich liege ich in dem Palettenbett in unserem Proberaum. Was ist passiert? Ein Stechen zuckt durch meinen Kopf und lässt mich aufstöhnen. Ich lasse meinen Kopf wieder ins Kissen fallen. Anscheinend habe ich hier übernachtet. Fuck, denke ich, niemand weiß, wo ich bin. Joyce macht sich bestimmt schreckliche Sorgen. Nach einer Weile versuche ich, mich aufzusetzen. Mein Schädel dröhnt zwar etwas, aber es ist auszuhalten.

„Du bist wach", ertönt es aus einer Ecke. Eddie. Augenscheinlich hat er auf der Couch neben dem Bett geschlafen. „Oh mein Gott", flüstere ich, „Wie spät ist es?" „Schule beginnt in zwanzig Minuten", bekomme ich als Antwort. Hastig stehe ich auf. Kurz sehe ich Sternchen, doch dann fange ich mich wieder. „Warte warte", Eddie steht auf und läuft zu mir rüber, „Wir müssen nicht zur Schule gehen. Ich meine, du hast doch bestimmt noch Nachwirkungen von gestern, oder?" Fragend sehe ich ihn an. „Wie viel habe ich getrunken?", ich kenne mich gar nicht so, dass ich unverantwortungsvoll mit Alkohol umgehe. Ich erinnere mich zwar daran, dass wir alle gestern ein paar Bier hatten, jedoch niemals so viel, dass ich ein totales Blackout habe.

„Machst du Witze?", fragt Eddie ungläubig, „Du erinnerst dich an nichts?" „Wovon sprichst du, Eddie?", mir dämmert eine Erinnerung. „Du... Du hast dir eine der Pillen eingeworfen, mit denen ich deale." „Scheiße, ich erinnere mich", ich lasse mich auf das Bett sinken und vergrabe das Gesicht in meinen Händen. „Hör zu", fange ich an, „Es... es tut mir so furchtbar leid, Eddie. Ich weiß gar nicht, was in mich gefahren ist. Mann, ist das peinlich." Er hebt die Hände. „Okay, warte ganz kurz. Du entschuldigst dich? Wow, y/n." Verwirrt sehe ich ihn an. „Ja, was ist falsch daran? I- Ich hab scheiße gebaut", verzweifelt beiße ich mir auf die Unterlippe. „Und ob", Eddie lacht beiläufig, „Immerhin gibst du's zu." „Ich weiß wirklich nicht, was du mir damit sagen willst, Eddie", sage ich mit genervten Unterton.

„Ich will damit sagen, dass du einen großen Fehler begangen hast

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„Ich will damit sagen, dass du einen großen Fehler begangen hast. Diese Dinger", Eddie hält die Tüte mit den Pillen hoch, „Sind verdammt gefährlich. Du hast Glück, dass du keine der schwarzen geschluckt hast. Glaube mir, das hätte dich ins Krankenhaus befördert." „Tut mir"- „Hör doch auf dich zu entschuldigen", sagt Eddie, „Du solltest dir lieber darüber im Klaren werden, was du tust, bevor es zu spät ist. Beim nächsten Mal ist es ne schwarze Pille und dann? Wer weiß." Daraufhin erwidere ich nichts. „Ich möchte nur von dir wissen, warum du plötzlich Drogen nimmst? So kenne ich dich gar nicht." „Du kennst mich doch gar nicht, Eddie", ich bin gerade dabei, meine Schuhe zuzubinden, „Niemand von euch. Ich meine, vor zwei Monaten wusstest du nicht einmal, dass ich existiere."

„Trotzdem werde ich doch nicht einfach dabei zusehen, wie du auf die schiefe Bahn gerätst."

„Beruhige dich. Ich hatte einfach nur nen schlechten Tag, okay?", ohne ihn anzusehen greife ich nach meiner Schultasche und verlasse die Scheune. Ich habe die selben Sachen wie gestern an, meine Haare sind nicht gekämmt und eigentlich fühle ich mich noch immer so, als hätte mir jemand eins übergezogen. Aber ich laufe trotzdem weiter. Hinter mir fällt die Tür zu, sodass ich weiß, dass Eddie hinter mir herläuft. „Na schön", sagt er, als er neben mir ankommt, „Dann belassen wir es einfach dabei." „Find ich gut", antworte ich. Er lächelt und zusammen laufen wir zur Schule. Als wir ankommen verschwinde ich direkt auf dem Mädchenklo.

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