Verschlafen rekel ich mich in meinem Bett. Ich drehe mich zur anderen Seite, um auf meinen Wecker gucken zu können. „Mist, schon elf", fluche ich und fange an mich zu stecken. Gähnend stehe ich auf. Um zwölf soll ich in der Scheune im Wald sein, weil wir dann zum ersten Mal gemeinsam als Band spielen werden. Zu spät kommen war da sicherlich nicht sehr eindrucksvoll. Noch in meinen Schlafklamotten schlurfe ich in die Küche. „Auch mal wach?", neckt mich Jonathan und klopft mir im Vorbeigehen auf die Schulter, bevor er das Haus verlässt. „Wohin will der denn?", frage ich Will, der schon angezogen am Tisch sitzt und fast mit dem essen fertig ist. „Er und Nancy machen einen Ausflug", sagt er. „Endlich", stoße ich aus, „War aber auch mal an der Zeit, dass die beiden sich aufraffen."
Da ich keinen großen Appetit habe, schiebe ich mir nur etwas Obst in den Mund und gehe in mein Zimmer, um mich fertig zu machen. Heute ist ein warmer Tag, über 22 Grad. Man kann den Sommer förmlich spüren. Ich ziehe mein weißes T-Shirt und eine Jeans an, schnappe meinen Walkman und meine Gitarre und verlasse ohne eine Jacke das Haus. Davor rufe ich Will noch zu, dass ich erst später wieder kommen würde. Schließlich weiß ich jetzt noch nicht, was ich nach der Probe noch machen werde. Als ich über den Hof laufe, kommt Steve gerade aus der Tür. Lächelnd bleibe ich stehen. Die Erinnerungen von letzter Nacht kommen hoch und ein wohliges Gefühl macht sich in mir breit. „Na, du Langschläfer", begrüßt er mich und kommt mir entgegen. Ich realisiere, dass er ja genau beobachten kann, wie lange meine Vorhänge zugezogen sind. „Stalkst du mich etwa?", frage ich aus Spaß. Steve kommt näher an mich heran.
„Will sitzt noch in der Küche", stoppe ich ihn, bevor er mich küssen kann, „Er könnte uns sehen. Steve verdreht die Augen. „Sicher", sagt er gespielt beleidigt. „Und wo willst du jetzt hin?", fragt er. „Ich muss zu einer Bandprobe mit Eddie und den anderen", erkläre ich und zeige auf die Gitarre, „Bin spät dran." „Willst du laufen? Ich könnte dich auch eben fahren, muss gleich sowieso zur Arbeit." „Nein schon gut", winke ich ab, „Ich habe lieber ein wenig Bewegung und höre dabei Musik." „Na schön", Steve lächelt mich an. „Aber", werfe ich ein, als ich schon dabei bin weiterzugehen, „Du kannst mich gerne nachher abholen und wir machen noch was. Sei um 16 Uhr da." Ich bekomme nicht mehr mit, was er daraufhin sagt, da mich schon umgedreht und meine Kopfhörer auf voller Lautstärke habe.
Zufrieden laufe ich los.
☔️
„Da bist du ja! Es ist schon fünf Minuten nach", tadelt Eddie mich, als ich durch die Tür in die Scheune gehe. Die anderen sind gerade schon dabei, ihre Instrumente startklar zu machen. „Ach komm, sei nicht so pingelig, ich musste laufen", setze ich mich zur Wehr und nehme meine Gitarre ab. Nachdem alles angeschlossen ist holt Eddie seine Notizen hervor. „Also ich habe erstmal an sowas gedacht", er zeigt auf ein Notenblatt. „Ride The Lightning", rufe ich aufgeregt, „Das wollte ich schon immer mal lernen." Wir machen uns an die Arbeit. Da Eddie und ich beide Gitarre spielen und singen, teilen wir das Stück in Abschnitte auf. „Leider haben wir hier nur ein Mikrofon", teilt mir Eddie mit. „Dann müssen wir halt schnell wechseln", ich zucke mit den Schultern. Nach fast zwei einhalb Stunden sind wir soweit, dass wir zum ersten Mal das Lied anspielen.„One, two, three, four", gibt Gareth am Schlagzeug den Takt vor und ich fange mit dem Intro an. Klappt ganz gut bis jetzt. Ab der Mitte übernimmt Eddie und singt dann direkt die erste Strophe. Ich verspiele mich die ersten Durchgänge ein paar Mal, aber die anderen auch. „Das ist ganz normal", beruhigt mich Eddie, „Wir fangen einfach nochmal neu an."
Nach und nach bekomme ich ein besseres Gefühl für den Song und auch die Band als Gruppe harmoniert viel mehr. „Who made you God to say? I'll take your life from you", singt Eddie und weicht dann vom Mikro zurück, damit ich seinen Platz einnehmen kann. „Flash before my eyes. Now its time to die", beende ich die Line und lasse die die Gitarre ausklingen. Ich und Eddie sehen uns außer Atem lächelnd an. „Okay, dann war's das für heute erstmal", verkündet er. „Ich finde wir waren gar nicht so schlecht", sage ich. „Aber was nützt uns das, wenn uns niemand zu Gesicht bekommt? Von nur in der Scheune stehen werden wir nie berühmt", wirft Gareth ein. „Stimmt", meine ich und lasse mich auf das rote Sofa fallen, dass gegenüber der Eingangstür steht. Daneben befindet sich ein altes Palettenbett, was noch von dem Drogendealer stammt, der hier früher gewohnt hat. Die Jungs haben hier alles so gelassen, damit man hier gemütlich seine Pausen verbringen kann.
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Legende 000
AdventureDu ziehst zu deiner Tante Joyce und deinen beiden Cousins nach Hawkins, um aus der Horror Stadt Derry zu entkommen. Ziemlich schnell wird die klar, dass auch hier übernatürliche Dinge geschehen. Du und deine Freunde sind in Gefahr, doch nur du allei...