"War... war sie deshalb in deinem Trailer? Hast du sie endlich herumgekriegt?", haucht Liz in die Stille hinein, ihre Anspannung und Angst vor seiner Antwort wachsend, während Eddie auf der anderen Seite anfängt, sanft zu lächeln, fast schon beruhigend.
"Du hast mir wohl nicht zugehört, Liz. Ich sagte, dass ich mal etwas für sie übrig hatte. Vergangenheit, Prinzessin", raunt der Junge und Liz versucht, möglichst ruhig durchzuatmen.
Es ist nicht das erste Mal, dass er sie so nennt, aber bisher hat sie das nie so speziell zur Kenntnis genommen, sie hat es nie für etwas Besonderes gehalten.
"Wieso nennst du mich so? Du weißt am besten von allen, dass ich in dieses Bild nicht reinpasse", murmelt sie beinahe schon traurig und presst für einen Moment ihre Lippen aufeinander, wobei sie bemerkt, dass Eddies intensiver Blick kein einziges Mal von ihr abweicht. Der Junge atmet tief durch und hebt seine freie Hand, um dem Mädchen eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. Es ist das erste Mal, dass er sie mit offenen Haaren sieht, sonst hat sie immer ihre Lieblingsfrisur getragen; das Deckhaar in einen hohen, unordentlichen Dutt gefasst, manchmal auch mit ein paar einzelnen, geflochtenen Strähnen.
"Selbst wenn du keine allzu fröhliche Kindheit hattest und auf Drogen zurückgegriffen hast, bist du in meinen Augen noch immer das, was einer Prinzessin am nächsten kommt. Egal, wie viele beschissene Situationen du auch bewältigen musst, egal ob du mal hinfällst oder zu Boden gedrückt wirst, du nimmst dir immer wieder deine kleine Krone und setzt sie wieder auf", erklärt Eddie und malt mit einer Hand eine symbolische Krone mit drei Zacken in die Luft über Liz' Kopf, weshalb sie dort hinschaut und leicht lachen muss.
"Du stehst auf und machst weiter, lässt dich keinesfalls unterkriegen und lässt dir von niemandem etwas sagen. Genau das ist es, was dich in meinen Augen zu einer Prinzessin macht", beendet er seine Erklärung und tippt der Braunhaarigen kurz einmal mit dem Zeigefinger auf ihre Nasenspitze, was sie dazu bringt, die Nase leicht zu rümpfen und ihn überrascht über diese Aktion anzublinzeln.
Sobald sich die Blicke der beiden treffen, passiert es das erste Mal wirklich, dass sie sich komplett in den Augen des jeweils anderen verlieren. Das süße, verführerische Braun seiner Augen zieht Liz in einen Bann, während die geheimnisvollen, faszinierenden blauen Augen des Mädchens Eddie völlig vergessen lassen, in was für einer absurden Situation sie sich eigentlich gerade befinden. Für den Moment ist es egal, dass sie gerade in einem heruntergekommenen Schuppen eines Drogendealers stehen, an einen Pfeiler gelehnt, der aussieht als hätte er seine besten Jahre bereits hinter sich, während Eddie von den Polizisten Hawkins für einen Mord gesucht wird, den er nicht einmal begangen hat und die Freunde der beiden nun nach Möglichkeiten suchen, das schuldige übernatürliche Wesen zu besiegen. Es zählt gerade nur das Mädchen vor ihm. Es zählt nur Liz.
"Chrissy war in meinem Trailer, weil sie mich nach Drogen gebeten hat, sie war nur deshalb da. Die Gefühle, die ich mal ihr gegenüber gehegt habe, sind schon lange verflogen", raunt Eddie irgendwann mit leiser Stimme, denn wenn er lauter gesprochen hätte, könnte es durchaus passieren, dass seine Stimme wackelig wird.
Und was er gesagt hat, stimmt. Für ihn war Chrissys Besuch wirklich nichts weiter als ein Drogengeschäft. Die Schwärmerei der Cheerleaderin gegenüber war schon lange ein Teil der Vergangenheit geworden.
Um genau zu sein war sie das von dem Moment an, als er Liz vor Wochen dabei beobachtet hat, wie sie dem gesamten Basketballteam ihre Mittelfinger präsentiert hat. Es war ihm damals nicht bewusst, aber er hatte in ihr jemanden gefunden, von der er niemals gedacht hätte, dass es sie geben würde. Er wollte erst nicht glauben, wie perfekt Liz in seinen Augen gewirkt hat: selbstbewusst, unglaublich stark und dazu bereit, es mit jedem aufzunehmen, der ihr dumm kommt. Sie hört Rock und dazu noch eine seiner Lieblingsbands, spielt D&D und hat eine Ausstrahlung, die alles andere um sie herum in den Schatten stellt.
So zumindest aus seiner Sicht. Es war ihm bis dahin nicht bewusst, aber jetzt bemerkt er das erste Mal, wie sehr er dem Mädchen die letzte Zeit über verfallen ist. Schritt für Schritt, ohne es zu wissen.
Liz' Arme, die zu Beginn noch sicher und selbstbewusst vor ihrer Brust verschränkt waren, wurden mit der Dauer des Gesprächs immer lockerer, bis sie schließlich von selbst gelöst waren und für einen Moment einfach an ihrer Seite herunterhingen, sie wusste kaum, sich zu helfen. Eddies gesamte Präsenz hat sie umgeknockt, sie war vollkommen überwältigt.
Ihr Atem wird kaum merklich schneller und sie nimmt tiefere Atemzüge, um ihren schnellen Herzschlag zu beruhigen. Sie beobachtet, wie Eddies Blick sich langsam von ihren Augen löst und er ihr Gesicht betrachtet. Es dauert eine ganze Weile, bis er schließlich doch auf ihre rosigen Lippen schaut und so bemerkt, dass diese leicht gespalten sind, woraufhin er merkt, wie sein Herz bei diesem Anblick einen aufgeregten Sprung macht.
Liz währenddessen versucht, genug Mut zu sammeln, um den nächsten Schritt zu wagen, auch wenn alles darauf hindeutet, dass Eddie das Gleiche will wie sie. Sie sieht, wie der Junge vor ihr schnell seine Lippen befeuchtet, sein Blick inzwischen fest auf ihre Lippen gerichtet, als würde er sich geradezu danach sehnen, sie auf seinen spüren zu dürfen.
Vorsichtig nähert das Mädchen ihren Kopf seinem ein Stück an, stoppt dann aber, um seine Reaktion abzuwarten. Eddie hat sofort registriert, dass sie ihm näher gekommen ist und er legt seine Hand, die ihn nicht an dem Pfeiler stützt, behutsam auf ihre Hüfte. Da der Junge ihr so zeigt, dass sie alles richtig macht, nimmt sie schließlich all ihren Mut zusammen, legt ihre beiden Hände auf seine Wangen und stellt sich auf Zehenspitzen, seinen Kopf gleichzeitig etwas zu ihr ziehend.
Sobald Eddie ihre Lippen tatsächlich auf seinen spürt, festigt sich sein Griff auf ihrer Hüfte automatisch ein wenig und er drückt das Mädchen mit seinem eigenen Körper etwas fester gegen den Pfeiler, um sie näher bei sich spüren zu können. Seine andere Hand rutscht langsam weiter nach unten, den Pfeiler hinab, bis er sie schließlich auf ihren Hinterkopf legt und so eine Art Polster zwischen ihrem Kopf und dem Holz des Pfeilers bildet.
Beinahe wäre ihm ein Seufzen entwischt, aber er konnte es noch unterdrücken, die Augen inzwischen fest geschlossen und den Moment einfach genießend. Niemals hatte er erwartet, einmal so intensiv auf den simplen Kontakt seiner Lippen mit denen einer anderen Person zu reagieren. Er fühlte noch nie das Bedürfnis, jemand anderem auf diese Art nahezukommen, nicht einmal bei Chrissy hat er so etwas gefühlt.
Liz' Ring auf seiner Haut fühlt sich im Kontrast zu ihren warmen, weichen Fingern kalt und rau an, weshalb er seine Finger als eine Art natürliche Reaktion tiefer in ihren Haaren vergräbt. Er fand es schon immer interessant, dass auch Liz vernarrt in Ringe war, wobei sie nie so viele auf einmal wie der Lockenkopf getragen hat.
Ihre Lippen schmiegen sich perfekt aneinander, in einem schnell gefundenen Rhythmus, mit dem beide einverstanden sind und in einer Abstimmung zueinander, als wäre das nicht der erste Kuss, den die beiden teilen. Es fühlt sich genau richtig an, ihr Kuss inzwischen intensiv genug, dass man die Leidenschaft geradezu physisch spüren kann, aber auch keinesfalls zu eilig, als dass es wild oder überstürzt wirken könnte.
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eddie "the hero" munson || s.t. ff
FanfictionEinmal Hawkins, immer Hawkins. Genau so geht es auch Elizabeth Evans, kurz von allen Liz genannt. Vor einem Jahr musste sie mit ihrem Vater nach New Jersey ziehen und absolvierte dort ihr erstes Jahr auf der Highschool. Sie durfte allerdings zurückk...