𝟬𝟰𝟯 : Schlimme Nachwirkungen

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Zwei Tage. Zwei Tage sind vergangen, seit jemand Liz das letzte Mal gesehen hat, sie hat sich nirgendwo blickenlassen und komplett zurückgezogen. Eddies Tod hat sie schon mitgenommen, aber dann auch noch herauszufinden, dass auch Max es nicht heil herausgeschafft hat und nun im Koma liegt, hat ihr endgültig den Boden unter den Füßen weggezogen.

Liz hat die meiste Zeit damit verbracht, in ihrem Zimmer im Trailer herumzusitzen, da dieser erstaunlicherweise von dem 'Erdbeben' verschont geblieben ist, und mit dem Plektrum zu spielen, das sie seit Eddies Tod nicht mehr aus den Augen gelassen hat.

Heute allerdings hat sie sich doch noch einmal aufgerappelt, um eine bestimmte Sache zu erledigen, die eigentlich seit Ewigkeiten auf ihrer To-Do-Liste steht. Sie zieht eine einfache Jeans an, ihr Hellfire-Shirt und eine Sweatshirtjacke, dessen Kapuze sie sich tief ins Gesicht zieht.

"Wo willst du denn hin?", fragt ihr Onkel, als dieser sie bemerkt und sofort erkennt, dass es ihr alles andere als gut geht.

"Ich hab noch etwas zu erledigen", murmelt Liz einfach nur und greift nach den Schlüsseln des Autos, da dieses inzwischen wieder bei ihrem Onkel ist, nachdem es am Straßenrand bei Eddies Van gefunden wurde.

"Okay, aber... Liz, du weißt hoffentlich, dass du mit mir reden kannst, wenn du jemanden brauchst? Ich habe davon gehört, dass Max im Koma liegt und ich weiß, dass ihr zwei euch sehr nahe standet", sagt ihr Onkel noch und hebt offen besorgt seine Augenbrauen, woraufhin Liz hart schlucken muss und kurz ihre Augen schließt. Dann nickt sie sanft.

"Ich weiß, danke. Aber zuerst... muss ich noch einmal los", murmelt sie, trotz ihrer Traurigkeit ehrlich dankbar dafür, dass ihr Onkel ein guter Mensch ist. Ganz im Gegensatz zu ihrem 'Vater'.

Liz verabschiedet sich von ihrem Onkel und verlässt den Trailer, bevor sie zum Wagen geht und kurz innehält, als ihr Blick auf den Munson-Trailer fällt. Er ist komplett zerstört und damit bleibt wohl nichts weiter von Eddie übrig, allein der Gedanke an ihren Freund schmerzt tief in Liz' Brust. Sie atmet tief durch und setzt sich auf den Fahrersitz, um dann unter den Beifahrersitz zu fassen und in ihrem Versteck nach dem zu tasten, was sie sucht.

Ein leichtes Lächeln bildet sich auf ihren Lippen, als sie die vertraute Form des Joints fühlt und sie zieht ihn gemeinsam mit einem Feuerzeug hervor. Ohne groß weiter darüber nachzudenken zündet sie ihn an und nimmt einen tiefen Zug, woraufhin sie sofort merkt, wie sich ihr Körper ein wenig entspannt.

Kurz verharrt sie im Sitz und schließt ihre Augen, bevor sie den Motor startet und zu den Tönen von 'Paranoid' anfängt, auszuparken. Es kümmert sie nicht, dass ihr Onkel sie dabei beobachten konnte, wie sie von dem Joint geraucht hat, es ist bei Weitem nicht der erste innerhalb dieser zwei Tage seit Eddies Tod.

Die Musik laut gedreht fährt Liz die Straßen entlang Richtung Friedhof von Hawkins, die linke Hand am Lenkrad und die rechte den Joint haltend. Hier und da muss sie ein paar Risse in der Straße umkurven, dieses 'Erdbeben' hat in der gesamten Stadt viel Schaden angerichtet.

Auf halbem Wege erblickt Liz die Highschool, die anscheinend verschont geblieben ist und nun als Anlaufstelle für Opfer des Bebens, Spendenabgaben oder Vermisstenanzeigen dient. Entsprechend viele Menschen tummeln sich dort, eigentlich etwas, was Liz überhaupt nicht gebrauchen kann, aber etwas sagt dem Mädchen, dass sie dort zumindest kurz anhalten muss.

Sie parkt den Wagen auf einem der wenigen freien Parkplätze und lehnt sich etwas in ihrem Sitz zurück, die Menschenmassen um die Schule herum betrachtend und hin und wieder einen Zug ihres Joints nehmend. Hin und wieder sieht sie, wie einige Menschen, die an ihrem Auto vorbeigehen, ihr einen Blick zuwerfen, den sie einfach ignoriert und das Verlangen unterdrückt, diesen Menschen ihre Mittelfinger zu präsentieren.

Als sie schließlich den letzten Zug ihres Joints nimmt und sich entsprechend bereit dazu fühlt, die Schule zu betreten, steigt sie aus und tritt den übrigen Stummel des Joints in den Kiesboden des Parkplatzes. Ein letzter, tiefer Atemzug und sie gesellt sich unter die Menschen, die allesamt Richtung Eingang strömen, ähnlich wie sie es an ihrem ersten Schultag hier getan hat.

Viele um sie herum tragen Kisten oder Kartons, keine Schulsachen. Es ist kein normaler Schultag, der sie in der Turnhalle erwarten wird, sondern der pure Stress der Überlebenden.

Sobald sie die Turnhalle betritt und die vielen Notbetten sieht, bleibt ihr der Atem im Hals stecken und sie scannt den Raum ab, die vielen Verletzten und Hilfsbedürftigen erblickend. Hawkins und seine Einwohner hat es schlimm erwischt, Liz ist mit Sicherheit nicht die Einzige, die jemanden verloren hat.

Zittrig atmet das Mädchen durch und umfasst Eddies Halskette in ihrer Jackentasche etwas fester, bevor sie dann die Aushängewand bemerkt, an der Leute Vermisstenanzeigen aufhängen können und so nach ihren Geliebten suchen.

Langsam bewegt sie sich darauf zu und scannt die vielen Anzeigen ab, doch gerade, als sie eine bestimmte entdeckt und sieht, wie vollgekritzelt diese ist, stellt sich jemand davor und hängt diese ab, um eine neuere, nicht verschmierte Version aufzuhängen. Liz zieht scharf die Luft ein, als sie Eddies Gesicht auf dem neu aufgehängten Plakat sieht und sie fühlt, wie ihr Körper für einen Moment gefriert.

eddie "the hero" munson || s.t. ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt