eddie "the hero" munson || s.t. ff

𝟬𝟬𝟳 : Liz und Billy

Die beiden öffnen ihre Flaschen und klinken sie aneinander, um anzustoßen, bevor jeder einen Schluck nimmt.

"Seit wann hast du eigentlich diese neue Frisur?", fragt Max irgendwann und deutet auf Liz' Haare, die sich doch ziemlich verändert haben, seit Max sie das letzte Mal gesehen hat.

"Hm, tatsächlich habe ich die erst seit ein paar Tagen. Gleich, nachdem ich wieder hier in Hawkins angekommen bin, habe ich meinen alten Friseur aufgesucht und mir das machen lassen. Meine frühere Frisur war noch sehr von meiner Mutter geprägt: Dauerwelle, schönes blondes Haar, das mir bis zur Hälfte des Rückens geht... das alles war nicht ich, ich wollte... etwas Neues. Als ich noch mit meinem Vater in New Jersey war, habe ich mich das noch nicht getraut, aber jetzt hier, wieder in Hawkins, will ich ausleben können, wer ich wirklich bin", erklärt Liz und deutet auf ihre Haare, die inzwischen in ein dunkles Braun gefärbt worden sind, ihr nicht einmal mehr über die Schultern reichen und dessen Deckhaar zu einem unordentlichen Dutt auf ihrem Kopf zusammengefasst wurde.

Max bemerkt ebenfalls, dass Liz inzwischen viel natürlicher herumläuft, früher hat sie noch auf mehr Make-Up zurückgegriffen und jetzt trägt sie bis auf ein wenig Mascara gar nichts mehr weiter.

"Ich hab vergessen, dass du ja auch Sommersprossen hast", meint die Rothaarige dann und Liz schmunzelt, bevor sie zustimmend nickt.

"Ich auch für eine Zeit, um ehrlich zu sein. Gerade in New Jersey habe ich viel abgedeckt, aber dabei völlig vergessen, wie viel besser ich mich fühle, wenn ich meine Sommersprossen zeige. Obwohl ich deine immer noch besser finde."

Bei dem letzten Satz müssen die beiden Mädchen leicht lachen, bevor Max dann wieder nachdenklicher wird und ihre Flasche in ihren Händen betrachtet.

"Gehst du nachher zu dem Basketballspiel? Lucas ist im Team und naja... es ist das Meisterschaftsspiel", fragt Max in die Stille hinein und Liz hebt die Augenbrauen, überrascht darüber, dass die Frage überhaupt notwendig ist.

"Huh, nein. Ich konnte diesem Sport ohnehin noch nie etwas abgewinnen und außerdem kann ich auf die Jungs verzichten, die sind mir allesamt ziemlich unsympathisch. Früher habe ich mich nur ein wenig mit diesem Sport beschäftigt, weil Billy es gern gespielt hat. Tut mir zwar leid für Lucas, aber nein, Basketball steht nicht auf meiner Agenda heute. Außerdem bin ich für heute Abend sowieso schon verplant", erklärt Liz und Max schaut sie erst kurz an, bevor sie dann nickt und einen weiteren Schluck ihrer Limonade nimmt.

"Okay Max, jetzt erzähl' schon, was ist los? So kenne ich dich gar nicht, so nachdenklich und zurückgezogen. Was ist im letzten Jahr passiert?", fragt Liz dann schließlich nach und beobachtet, wie Max tief durchatmet, unsicher darüber, ob sie darüber reden möchte.

"Billy ist tot", sagt sie dann schließlich doch und Liz' Augen weiten sich, völlig unerwartet von dieser Neuigkeit getroffen.

"W-wie, warte", bringt die Braunhaarige irgendwie heraus, verwirrt darüber, dass sie davon wirklich nichts mitbekommen haben soll.

"Er... naja, wir hatten letztes Jahr doch wieder mit dem Mind Flayer zu tun und er hat von Billy Besitz ergriffen. Es war alles ein einziges Drunter und Drüber und Billy... hat sich am Ende geopfert, um El zu retten", fasst Max kurz zusammen und Liz wendet den Blick von ihrer Freundin ab, noch immer etwas schockiert, dass Billy tot sein soll.

"Tut mir leid, dass ich dir davon nichts erzählt habe, ich weiß, dass ihr zwei euch auf eine seltsame Art gut verstanden habt. Aber... keine Ahnung, das hat mich ziemlich durcheinander gebracht und aus der Bahn geworfen, ich... weiß bis heute nicht richtig, damit umzugehen."

Als Liz Max' Worte hört, wendet sie sich schnell ihrer Freundin zu und legt einen Arm um sie, um sie sanft an sich ziehen und so beruhigen zu können.

"Mach' dir keine Sorgen, ich versteh' das schon. Er war ein Teil deiner Familie, es ist verdammt schwer, so jemanden zu verlieren, auch wenn ich weiß, dass ihr so eure Schwierigkeiten hattet", flüstert die Braunhaarige ihrer Freundin zu, die daraufhin ihren Kopf auf der Schulter der Älteren ablegt und laut ausatmet.

Kurz wird es ruhig zwischen den beiden, bis Liz dann sanft lächeln muss, als ihr eine bestimmte Erinnerung an den Stiefbruder von Max in den Sinn kommt.

"Ich habe dir eine Sache nie über Billy erzählt", meint sie schließlich, um diese bedrückende Stimmung vielleicht ein wenig heben zu können, woraufhin Max sofort nachfragt, worum es geht.

"Billy war mein erster Kuss", gibt Liz zu und beobachtet, wie Max' Kopf wieder hochschießt und die Rothaarige sie mit weit aufgerissenen Augen anschaut.

"Nicht dein Ernst?", fragt das Mädchen nach, weshalb Liz lachen muss und mit den Schultern zuckt, es ist die Wahrheit.

"Wow, okay. Ich habe schon nie richtig verstanden, wie ihr zwei miteinander klarkommen konntet, aber dass es sich so zwischen euch entwickelt...", murmelt Max, woraufhin Liz dann mit dem Kopf schüttelt.

"Hat es nicht, zumindest nicht richtig. Es war eine komische Situation, ich hatte mich schon von euch allen verabschiedet und wir wollten eigentlich schon los Richtung Flughafen, um nach New Jersey zu fliegen, als Billy mich noch einmal abgefangen hat. Du hast recht, wir haben uns recht gut miteinander verstehen können, trotz seines fraglichen Charakters und seinem ständigen Geflirte, aber ich dachte nie, dass mehr zwischen uns sein könnte."

Kurz macht Liz eine Pause, als ihr die Erinnerung an die Szene mit Billy kommt, und sie schluckt.

"Wir haben miteinander geredet und er hat erstaunlicherweise wirklich so gewirkt, als würde er nicht wollen, dass ich gehe. Ich hatte nicht mehr viel Zeit und wollte mich verabschieden, aber er hat mich an der Hand zurückgehalten und zu sich gezogen. So richtig weiß ich nicht mehr, wie es dazu gekommen ist, aber er hat mich schlussendlich quasi zum Abschied geküsst, und meine letzten Worte an ihn waren: 'Bitte sei' nicht so fies zu Max und versuch', weiterzumachen. Es ist es nicht wert, mir hinterher zu trauern und du hast es nicht nötig.' Gott, wie ironisch, dass das meine letzten Worte für immer an ihn sind."

Liz senkt den Blick auf die Flasche in ihrer Hand, während Max neben ihr das Gesicht des Mädchens betrachtet, noch immer ungläubig, dass so etwas zwischen ihrer besten Freundin und ihrem Stiefbruder passiert ist. Liz hat sich zwar so manches Mal über Billy und seine Art aufgeregt, aber am Ende des Tages haben die beiden sich immer den Rücken gestärkt, vielleicht war es also doch gar nicht so abwegig, dass ernsthaftere Gefühle ins Spiel gekommen sind.

"Er hat auf dich gehört, zumindest was mich betrifft. Billy hat mich in Ruhe gelassen, aber... das letzte Jahr über hat er, bis er besessen wurde, noch mehr mit anderen Frauen gemacht, als vorher sowieso schon. Kaum zu glauben, dass Billy anscheinend wirklich in der Lage war, etwas Ernstes zu empfinden, er hat sich wohl ziemlich schwer damit getan, mit dir abzuschließen..."

Liz blinzelt ein paar Mal ungläubig, diese neuen Informationen sind nur schwer zu verdauen. Erst die Nachricht von Billys Tod, dann die Gefühle, die der Junge anscheinend für sie hatte... Ein schlechtes Gefühl beschleicht sie und die Braunhaarige unterdrückt das Bedürfnis, sich zu schütteln. Stattdessen wendet sie sich wieder Max zu, dazu entschlossen, ihrer Freundin helfen zu wollen.

"Kann ich dir irgendwie helfen, Max?", fragt sie einfach geradeheraus, doch Max schüttelt daraufhin nur mit dem Kopf.

"Danke für das Angebot, aber... ich muss irgendwie einen eigenen Weg finden, damit klarzukommen. Außerdem brauchst du bestimmt auch deine Zeit, das zu verarbeiten, Liz."

Liz nickt kurz, atmet dann aber tief durch.

"Stimmt schon, aber ich sage nur: Manchmal hilft es, einfach darüber zu reden. Wenn ich mit Billy geredet habe, ging es mir danach zumindest ein wenig besser... Ich will dich zu nichts zwingen, aber du sollst wissen, dass ich immer da bin, falls du doch jemanden brauchst. Du weißt ja jetzt, ich bin nur eine Haustür weiter."

Max und Liz lachen leicht auf den letzten Satz hin und Max bedankt sich, wirklich froh darüber, Liz jetzt wieder hier in Hawkins zu haben.