Kapitel 93

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Esra's Sicht

Ich konnte mich heute nicht mehr zusammenreißen und ließ es über mich ergehen. Ich weinte neben Beyza und erzählte ihr alles, was mir auf dem Herzen lag. Neymar weiß von alldem hier nichts, denn ich wollte ihn nicht verletzen. Beyza fuhr uns nach Hause, damit wir in Ruhe darüber reden können. Daheim angekommen, legten wir unsere Sachen auf die Seite und zogen uns frische und bequeme Kleidung an. Beyza machte uns beiden einen Tee und wir setzten uns draußen auf die Terrasse. Das Wetter war abends etwas kühl, weshalb wir uns zwei Decken überzogen. Beyza schlürfte an ihrem Tee und blickte mich erwartungsvoll an. Ich lächelte verkrampft und wusste nicht wo ich anfangen soll.

„Das von vorhin tut mir leid. Ich hatte mich und meine Gedanken nicht unter Kontrolle.", sagte ich und trank ein Schluck aus meiner Tasse. „Schon gut, immerhin bin ich deine beste Freundin. Aber kommen wir nun zum eigentlichen Thema; Neymar.", sagte sie und legte ihre Tasse ab. Ich nickte und schnaufte aus. „Eine Hälfte von mir will mit ihm mit aber die andere Hälfte... sie will nicht. Als er mir das Angebot gemacht hatte, musste ich direkt an dich denken. Ich meine was wäre ich für eine Freundin, wenn ich einfach so gehen würde?", sagte ich und konnte ihr nicht einmal in die Augen sehen. „Esra, du bist und bleibst meine beste Freundin. Natürlich werde ich dich vermissen, natürlich bist du mir wichtig. Deshalb geh mit ihm! Geh mit Neymar. Es wird euch und eurer Beziehung so gut tun. Außerdem bin ich nicht alleine. Ich habe James und Marcelo.", sagte sie und zwinkerte mich an.

„Was wenn er will, dass ich länger dort bleibe? Was dann? Soll ich für immer in Paris bleiben? Wird er denn überhaupt die Frage stellen, ob ich für immer mit ihm dort bleiben will?" Bevor Beyza überhaupt antworten konnte, stand ich auf und fasste mir an den Kopf. „In meinem Kopf schwirren so viele unbeantwortete Fragen rum, dass ich gleich den Verstand verlieren werde.", murmelte ich und blickte nun zu Beyza, die mich nachdenklich ansah. „Du weißt wer dir die Antworten geben kann.", sagte sie und lehnte sich gechillt zurück. Na wenigstens ist eine von uns entspannt! „Neymar.", sagte ich und setzte mich wieder hin. Ich trank aus meiner Tasse und überlegte. „Wirke ich mit den Fragen denn nicht aufdringlich? So als würde es nur mich in seinem Leben geben?", fragte ich vorsichtig und lehnte mich ebenfalls zurück.

„Naja das vielleicht schon aber merkst du denn nicht, dass Neymar nur Augen für dich hat?", fragte sie mich und setzte sich neben mich. „Esra du machst dir einfach viel zu viele Gedanken. Rede offen mit ihm. Ziehe ihn auf eine Seite und stelle ihm die Fragen, die du mir auch gestellt hast. Er wird dir deine Antworten geben.", sagte sie und sprach beruhigend auf mich ein, was auch wirklich wirkte. „Weißt du Beyza, genau deshalb bist du meine beste Freundin.", sagte ich lächelnd und umarmte sie. Sie erwiderte ebenfalls meine Umarmung und zog mich nach ein paar Sekunden von sich weg. „Aber jetzt genug getratscht! Lass uns das Thema wechseln.", meinte sie und grinste mich an. Ich nickte lachend und strich mir meine Haare aus dem Gesicht.

„Dann schieß mal los, bist du denn schlauer über James geworden?", fragte ich sie grinsend und stupste sie an. „Ja, das bin ich und die Informationen, die mir Neymar gegeben hat, reichen vorerst. Sobald ich James besser kennenlerne, denke ich, dass er sich mir öffnen wird. So wie ich mich ihm gegenüber öffnen werde. Denn so läuft das in einer Beziehung.", sagte sie ernst und spielte mit der Tasse rum. „Wow. Solche Sätze von die zu hören, ist so ungewohnt. Aber das hört sich sehr ernst an und das freut mich.", meinte ich und wartete auf ihre Reaktion. Nichts. Komisch. „Da ist doch noch etwas, oder nicht?", frage ich sie vorsichtig und nahm ihr die Tasse aus der Hand. Sie nickte und verdrehte die Augen. „Ich meine wir reden hier immerhin von James, der uns von Anfang an so genervt hat. Denkst du, dass ich ihm vertrauen kann? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemals etwas ernstes werden kann.", murmelte sie. „Ja gut, das erste stimmt auf jeden fall, denn er hat uns schon einige freche Sachen angetan, doch Menschen können sich ändern. In meinen Augen hat sich James schon geändert, denn er hat sich in dich verliebt, Beyza. Das würde man aus einer großen Entfernung merken. Vertraue ihm, aber lasst euch Zeit.", sagte ich und versuchte sie mit einem Lächeln aufzumuntern.

Beyza soll nicht so denken. James hat sich wirklich, seitdem er sich in Beyza verliebt hat, verändert. „Du hast Recht. Ich werde ihm eine Chance geben.", sagte sie fest entschlossen und trank nun genüsslich aus ihrer Tasse. Ich lachte leicht und trank ebenfalls aus meiner Tasse. Wir schwiegen ein paar Minuten und genossen das schöne kühle Wetter auf unserer Terrasse. „Schon krass, wie sich unser Leben verändert hat.", meinte sie tiefgründig und schnaufte laut aus. „Ich kann mich nicht beschweren.", murmelte ich ironisch und hörte sie laut lachen. Jackpot! Genau das wollte ich erreichen. Sie soll lachen. Ich stimmte mit ein und schüttelte den Kopf. „Das war natürlich nur ein Spaß.", entgegnete ich und trank zu Ende. „Jaja, es steckt immer irgendwo ein bisschen Wahrheit drin.", meinte sie und stand auf. „Na los, lass uns reingehen und schlafen, es ist schon ziemlich spät geworden.", sagte sie und zog mich an meinem Arm mit rein.

Ich lachte und ließ mich mitziehen. „Danke Beyza, ich kann ja überhaupt nicht selber gehen.", sagte ich ironisch, nach dem sie mich in unser Zimmer geschleppt hat. Sie grinste und nahm sich ihre Kleidung mit. „Ich habe mir ein neues Zimmer einrichten lassen. Gleich neben an. Also falls irgendwas passiert, dann schrei einfach.", sagte sie bevor sie sich auf den Weg in ihr Zimmer machte. An der Tür hielt sie kurz inne. „Und morgen klärst du das mit Neymar, bevor es zu spät ist.", sagte sie ernst und knallte die Tür zu. Typisch Beyza! Aber sie hat Recht. Wir haben ein großes Haus, also warum auch keine eigenen Zimmer haben? Ich schüttelte grinsend den Kopf und zog mich um. „Dir auch einen gute Nacht!", schrie ich noch und legte mich ins Bett. Ich dachte noch über ihren letzten Satz nach und versuchte so einzuschlafen. Sie hat Recht. Ich muss mit Neymar reden. Und das zügig.

Als ich kurz davor war einzuschlafen, hörte ich plötzlich einen dumpfen Schlag gegen mein Fenster.

Neymar - Trip to BrasiliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt