Natürlich besteht Fiona darauf, dass wir zusammen essen. Es ist lustig und amüsant, wie immer. Ich unterhalte mich ausgelassen mit Carls Geschwistern und lache so fiel, dass mir eine kleine Träne aus dem Augenwinkel kullert. Carl wischt sie weg und lächelt mit hochgezogener Augenbraue, weshalb ich nur noch mehr Lachen muss. Später nimmt er meine Hand die auf der Tischplatte liegt und zeichnet Muster darauf. Für mich ist das schon so normal, dass ich es fast gar nicht bemerke, aber Debbie pfeift durch die Zähne. "Knutscht euch!", befiehlt sie und sofort liegen Ian und sie wieder auf dem Tisch vor Lachen. Fiona stößt nur genervt die Luft durch die Zähne aus und hält Liam die Augen zu, doch sie lächelt, genauso wie Lip. Selbstverständlich können meine Hormone sich die Gelegenheit mich rot werden zu lassen nicht entgehen lassen und ich verstecke mich intuitiv hinter meinen Haaren. Aber Carl streicht sie mir zurück und küsst mich vor aller Augen. Das Gelächter verstummt, oder vielleicht höre ich es auch einfach nur nicht mehr, da wie gewohnt die Welt um mich herum verschwimmt. Und obwohl es wie gewohnt ist, verschlägt es mir jedes Mal aufs Neue den Atem. Wir lösen uns voneinander, doch den Blick von ihm wenden möchte ich noch nicht und Carl scheint es da genauso zu gehen.
Wir sitzen auf der Couch, ich in Carls Arm, seine Nase in meinem Haar, und meine Finger in seinem Arm vergraben. Natürlich wollte keiner auf mich hören als ich sagte ich will keinen Horrorfilm gucken und jetzt zittere ich wie Espenlaub. Auch darüber lachen Ian und Debbie sich tot, der Lachflash vom Esstisch hält an, und auch Carl kann sich ein Kichern nicht verkneifen. Schöne Freunde habe ich. Den zahle ich es beim nächsten Mathetest heim. Endlich läuft der Abspann über den Bildschirm und ich kann aufatmen. Fiona nimmt die Fernbedienung und schaltet den Fernseher aus. „Schluss jetzt, Elle kriegt gleich einen Nervenzusammenbruch". Wieder ein Lachanfall von rechts. Ich schnaube und rappele mich auf. „Na Dankeschön, ich habe einfach keine Nerven aus Stahl, was ist daran lustig?", fahre ich sie an, ohne wirklich wütend zu sein. Sie gehen aber gar nicht darauf ein, denn ihre Antwort, wenn es eine gibt, erstickt an ihrem eigenen Lachen. Was stimmt nur nicht mit ihnen? „Mach dir nichts draus Elodie, die haben MDNA oder so genommen, die verdammten Bitches", sagt Carl, steht auf und legt mir einen Arm um die Hüfte. Er schiebt mich Richtung Treppe während ich ihn mit großen Augen ansehe. „Was, echt?" „Keine Ahnung man, so wie die sich aufführen", murmelt er, während von Ian ein: „Ich und Lip kommen dann heute mal nicht hoch, wir lassen euch eure... Privatsphäre", kommt. Er prustet los und ich frage mich, ob an der MDNA-Geschichte was dran ist. „Fresse halten auf den billigen Plätzen", brüllt Carl zurück und ich zucke zusammen. „Carl!", schimpft Fiona, doch da sind wir schon oben am Treppenansatz angelangt. Er verdreht nur die Augen, als er die Zimmertür hinter uns schließt. Er lässt sich auf das Bett fallen und mustert mich. Ich fühle mich irgendwie unbehaglich, wenn auch nicht unbedingt auf eine schlechte Art, und zupfe an meiner Nagelhaut herum. Dann mustere ich ihn zurück und ziehe die Augenbrauen hoch. „Ja bitte?" Er lacht leise, wendet den Blick ab, guckt wieder zu mir. Dann lässt er die Schultern sinken. „Scheiße Baby, es fuckt mich so ab, dass du denkst ich würde irgendwie... keine Ahnung, mit dir schlafen ohne das du das willst". Stirnrunzelnd betrachte ich ihn. „Wie kommst du darauf ich denke das?" „Weil du es gesagt hast". Ich zucke die Schultern. „Tu ich aber nicht. Ich weiß das du nie was machen würdest was ich nicht will". Carl sieht mir tief in die Augen. „Aber du willst nicht, richtig?" Ich zucke zusammen. Die Frage spukt mir ja schon eine Weile im Kopf herum, aber sie so direkt aus seinem Mund zu hören, löst einen Gedankengang aus, als hätte ich eine unendlich lange Reihe Dominosteine im Kopf, die jetzt nach einander umstürzen. Doch, ich will ihn. Aber ich habe schreckliche Angst. Das sich etwas ändert, zwischen uns. Und gleichzeitig das sich auch etwas ändert, wenn ich ihm jetzt sage, dass ich nicht mit ihm schlafen möchte. Was ja gar nicht stimmt. Noch nie habe ich jemanden so begehrt wie Carl. Gut, ich habe noch nie jemanden wirklich begehrt, aber das ist jetzt irrelevant. Jede Berührung, jeder Kuss, jedes Flüstern an meinem Ohr, jagt mir einen Schauer über den Körper und setzt in unter Strom. Schon oft habe ich mich gefragt, wie intensiv wohl Sex mit ihm wäre. Aber diese leise Stimme des Zweifels... fuckt mich ab, wie er sagen würde. Ganz zu schweigen von dem Gedanken, dass es mein erstes Mal wäre. Nicht das ich denken würde, er wäre nicht der Richtige, sondern der Sex allgemein ist ein großer Schritt zum Altern, und ich bin mir nicht sicher, ob ich dazu schon bereit bin, zum Altern, meine ich. Mal ganz von den Schmerzen abgesehen. Während die Dominosteine fielen, habe ich auf den Boden geschaut, doch jetzt blicke ich wieder zu Carl. Wie er dasitzt, erwartungsvoll, etwas ängstlich vor meiner Antwort und trotz allem noch lässig, sieht er so sexy aus, dass ich am liebsten zu ihm herübergegangen wäre und ihn geküsst, sein T-Shirt ausgezogen und seine weiche Haut berührt hätte. Und ich könnte es tun. Ich beiße auf meiner Lippe herum, meine Augen ruhen weiterhin auf seinem Gesicht. Schließlich bringe ich die Worte heraus. Und sie sind mehr als nur ehrlich. „Diese Antwort war genauso inkorrekt, wie jede deiner Mathehausaufgaben Carl". Er stutzt, zieht die Augenbrauen zusammen und richtet sich auf. „Warte... das heist, du willst? Also, nicht, weil ich..." „Nein, weil ich es will, ja". Und dann füge ich noch etwas hinzu, dass rein impulsiv über meine Lippen kommt, sich aber so richtig anfühlt. „Am liebsten jetzt sofort, wenn du willst". Über Carls Gesicht zieht sich erst Irritation, dann ein Grinsen, wie ich es noch nie gesehen habe. Vermutlich würde man es als versaut beschreiben, wäre da nicht dieses Funkeln in seinen Augen, dass mehr als nur eine heiße Nacht verspricht.
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Different worlds- Shameless
FanfictionElodie Mellore ist eine typische Streberin und eine eindeutige Außenseiterin. Ihr Lebensinhalt besteht aus Lernen, Hausaufgaben machen und Eltern im Haushalt helfen. Allein der Gedanke an Drogen, Sex, Alkohol und Partys, alles was der Großteil ihrer...