Kontrollverlust

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Carl:

Ich schlage meinen verdammten Kopf gegen eine verdammte Wand. Das habe ich das letzte Mal gemacht als ich total besoffen war. Was ist nur mit mir los? Ich kann es nicht erklären, meine Gefühlswelt fährt Achterbahn und es scheint die ganze Zeit bergab zu gehen. Gott es macht mich krank, sie mit diesem Wixer Jacob zu sehen. Wie er Elodie ansieht... als wäre sie ein rohes Stück Fleisch, eine Beute die er sich holen will. Eine weitere Kerbe in seinem zerkratzten Bettpfosten. Unwillkürlich steigt ein Knurren in meiner Kehle auf. Fuck... Elodie fuckt mich so ab. Ich weiß warum sie es tut und ich weiß, dass ich es verdiene. Aber sie leidet selbst darunter. Ich kann sehen wie sehr ihr seine Berührungen zu wieder sind und ich bin so ein verdammtes Arschloch, weil ich das auf dem Gewissen habe, dass sie das durchmacht nur um sich an mir zu rächen. Ich denke wieder an diese dreckigen Finger auf Elodies zarter Pfirsichhaut und mein Magen rebelliert. So schnell ich kann stürze ich ins Bad, lasse mich auf dem Boden nieder und erbreche mich in die Kloschüssel. Erschöpft und mit Kotze am Mund liege ich schließlich auf den kalten Fliesen und verfluche mich selbst. Ich bin schuld an allem, nicht sie, nicht Dom, nicht einmal dieser Hurensohn Jacob, nur ich ganz allein und das tut scheiße weh. Wenn ich nicht so feige gewesen wäre, wenn ich mit Dominique Schluss gemacht hätte, bevor ich was mit Elodie angefangen habe, dann wären wir jetzt glücklich. Wir wären ehrleichtert, dass ich sie nicht geschwängert hätte, wir hätten uns ausgelassen geküsst und wer weiß, vielleicht hätten wir ab dann auch wieder Sex gehabt, verhüteten natürlich. Der Sex mit ihr war so unglaublich gut, obwohl sie keine Fingerfertigkeit bewiesen hat, obwohl sie mir nicht mit der Professionalität einer Prostituierten einen geblasen hat. Es war einfach wundervoll, wie ich sie zum Höhepunkt bringen konnte, dass Erstaunen und die Lust in ihren Augen lesen zu können, als ich ihr die Unschuld nahm. Allein der Gedanke, wie sich ihre zierlichen Hände auf meinem Rücken festgekrallt haben, lässt mir eine Gänsehaut über die Schultern huschen. Es war die beste Nacht, meines Lebens. Ich werde für immer ihr Erster gewesen sein, egal was passiert. Ich frage mich, ob sie schon mit diesem scheiß Jacob gefickt hat. Er wollte bestimmt, wie könnte man ihr wiederstehen. Ob sie sich soweit hinablassen würde? Ich stelle mir vor, wie sich Elodies nackter, wunderschöner Körper unter dem Jacobs vor Lust windet und muss mich gleich wieder übergeben. Kraftlos lasse ich mich wieder zu Boden gleiten. Jetzt hängt auch Erbrochenes in meinem Haar, aber ich habe nicht die Energie es zu entfernen. Warum musste ich nur alles verkacken? Verdammt nochmal, ich liebe Elodie! Aber ich habe sie verloren, wegen meiner eigenen Dummheit. Normalerweise hätte ich nach einer Trennung mir einen runtergeholt und mir dann eine neue Bitch gesucht. Und ja, vielleicht sollte ich genau das tun. Aber irgendwie kann ich sie nicht loslassen. Ich denke nur noch an sie und Jacob und was er ihr vielleicht aufgezwungen hat und meine Faust ballt sich so fest zusammen, dass Blutstropfen aus meiner Handfläche treten. Aber ich heiße den Schmerz willkommen, denn er lenkt mich von meiner inneren Krise ab. Ich spüre salzige, warme Tränen aus meinen Augen fließen, als sich die Tür öffnet. "Heilige Scheiße, Carl, was ist passiert?" Meinen Kehlkopf habe ich schon seit einigen Tagen nicht mehr benutzt und deshalb klingt meine Stimme rau und kratzig, als ich ihr leise antworte. "Ich habe gekotzt". Dumpf und gefühllos verlassen die Worte meinen Mund. "Zweimal". Fiona hockt sich neben mich und betrachtet mich kritisch und besorgt zugleich. "Bist du krank? Fühlst du dich schlecht?" Ja ich fühle mich schlecht, sogar sehr schlecht, aber ich weiß, dass sie nicht auf mein am Boden liegendes und blutendes Herz anspielt, deshalb schüttele ich langsam den Kopf. Meine Schwester streicht mir sanft die verklebten Strähnen aus der Stirn. "Du siehst scheiße aus, weißt du das?" Beinahe hätte ich gelächelt. Jedenfalls hat es um meine Mundwinkel gezuckt. Aber dann erinnere ich mich an meine unzähligen Fehler und beinahe wird mir wieder übel. "Was ist denn los? So kenn ich dich gar nicht. Sonst bist du der, der jeden zusammenschlägt, jetzt kotzt du nur unser Klo kaputt". Ich schließe die Augen und presse die Lippen zusammen. Fi seufzt. "Sag mal, ich hab länger nichts mehr von Elle gehört. Läuft wohl nicht so gut zwischen euch was?" Ihren Namen zu hören ist, als hätte sie mir einen Stromschlag verpasst und ich zu unmerklich zusammen. Dann schüttele ich den Kopf und eine weitere Träne benetzt meine Wange. "Ich habe ganz schön Scheiße gebaut Fi", murmele ich dann. Ihre Augen glänzen und ihr Gesicht trotzt vor Mitleid, als sie mich vorsichtig hoch und dann in ihre warmen Arme zieht. Es tut so gut umarmt zu werden. Ohne es zu wissen, hatte ich mich nach dieser Zärtlichkeit gesehnt. Verzweifelt schluchzend vergrabe ich mein Gesicht in ihrem braunen Long Shirt und sie streicht mir über das Haar. "Was hab ich nur getan?", murmele ich, als ich die Kontrolle über meine Stimme zurückerlangt habe. Wieder seufzt Fi. "Willst du drüber reden?" Kurz überlege ich, dass Angebot anzunehmen, doch dann schüttele ich den Kopf. Das würde die kurzzeitig betäubte Wunde, die in meinem Inneren puckert, wieder aufreißen und dann würde sie eitern, da bin ich mir sicher. "Ok", flüstert Fi, "ich werde dich aber nicht ins Bett gehen lassen, bevor wir dich geduscht haben du stinkst fürchterlich". Jetzt muss ich doch ein kleines Bisschen Lachen.

Different worlds- ShamelessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt