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Ylvi

„Ich erkläre dir morgen alles," sagt Jayden, bevor ich fragen kann, was überhaupt passiert ist. Ohne zu protestieren, nehme ich seine Worte entgegen. Ich bin ohnehin zu müde zum Reden. „Is okay".

Niklas hat uns ein Taxi gerufen und sogar den Fahrer bezahlt. Er hat darauf bestanden. Ich kann mir nicht erklären, weshalb er das getan hat. Aber vielleicht sollte ich langsam mit den Versuchen aufhören, sein Handeln nachzuvollziehen. 

Jayden und ich sind bei den Schwedenhäusern ausgestiegen und gehen nun die letzten Meter zum Viertel zu Fuß. Als wir vor unserem Hochhausblock stehen, verabschiedet sich Jayden mit etwas, das wie „Schalf gut" klingt. Aber er zieht die Worte so sehr in die Länge, dass ich mir nicht ganz sicher bin. 

Trotzdem erwidere ich dasselbe, oder das was ich geglaubt habe zu verstehen und gehe die Treppe hoch zu unserer Wohnung. Jayden wohnt im Erdgeschoss des Hochhauses nebenan. Die Tür ist bereits mit einem lauten Klacken ins Schloss gefallen. Aus einer der benachbarten Wohnungen dringt lautstark die Stimme von Kontra K. Der Uringeruch des Treppenhauses wird halbherzig vom Blümchenduft eines Billigputzmittels überlagert, was alles nur noch schlimmer macht.

Noch immer habe ich das Gefühl, die Berührung von Niklas' Hand zu spüren. Wie wir unsere Hände miteinander verschränkt haben. Als würden wir uns schon ewig kennen. Die Berührung war angenehm. Das ist nicht selbstverständlich: Normalerweise kann ich körperliche Nähe nur schwer ertragen. Und Berührungen erst recht. Es ist einfach eine Eigenheit von mir. Kein Kinderarzt fand jemals eine Erklärung dafür, sosehr meine Mutter sich auch bemühte, ihnen eine zu entlocken. Es gab keine. 

Außer der Diagnose einer frühkindlichen Bindungsstörung aufgrund des vorzeitigen väterlichen Verlustes, brachte mir diese Ärzte- Rennerei nichts ein.

 Ich schäle mich aus der Lederhose und ziehe die Bluse über den Kopf. Beide Kleidungsstücke hänge ich über meinen hölzernen Schreibtischstuhl. 

Mit den Fingerspitzen streiche ich über die Köpfe meiner Funko Pop Figuren. Ich habe mir das Geld damals quasi vom Munde abgespart, wie Jayden sagen würde. Es sind drei Stück. Darth Vader, Hermine Granger und Dark Anakin. Ich liebe diese Figuren einfach so sehr. Wenn ich eines Tages mehr Geld zur Verfügung habe, werde ich die Sammlung erweitern. Signifikant erweitern. Egal wie alt ich dann sein werde. 

Ich lege mich ins Bett und schließe die Augen. Erst jetzt wird mir so richtig klar, dass ich dem Edward Cullen -Rocker angeboten habe seine Einladung zum Essen anzunehmen. Was ist nur in mich gefahren? Es muss der Schock gewesen sein. Ich wälze mich von der einen Seite zur Anderen und wieder zurück.Doch so sehr ich es auch versuche, ich kann trotz der Müdigkeit keinen Schlaf finden. Mein Versuch mir einzureden das alles nur ein lächerlicher Scherz war, scheitert jedes Mal an der Erinnerung an den Moment, als wir unsere Hände miteinander verschränkt haben.

Meine Müdigkeit ist endgültig verflogen, als ich auf mein Handy blicke. Ich habe immer noch Niklas' Nummer. Allerdings habe ich sie nicht unter meinen Kontakten abgespeichert, sondern einfach eine Nachricht geöffnet und sie dort eingetippt, ohne die Nachricht zu versenden. Es war der Kontakt von Jayden. Sollte ich die Nummer versehentlich verschicken, wäre sie bei ihm am Sichersten aufgehoben. Aber ich habe sie nicht versendet. Ich merke sie mir und gebe sie dann in die Kontakte ein. Dann checke ich erneut meine Whats App Nachrichten. Verblüfft stelle ich fest ,dass ich von besagter Nummer bereits eine Nachricht erhalten habe.

Edward Cullen-Rocker: Sorry, auch wenn du mich für einen Stalker hälst. Das Risiko ist es mir wert.Ich musste dir einfach schreiben.Frag mich bitte nicht woher ich deine Nummer habe.Ich möchte es dir nämlich bei unserem gemeinsamen Essen erklären.

Fame and DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt