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Ylvi

"Ich hoffe, Jenna ist dir nicht zu sehr auf die Nerven gegangen". Es ist bereits dunkel und wir gehen Hand in Hand durch die kühle Abendluft.

"Also ich fand sie eigentlich ganz nett," gebe ich zu. Niklas schnaubt verächtlich." Nett? Oh Mann Ylvi, Du bist echt zu gut für diese Welt. Jenna ist eine echte Schreckschraube. Aber sie ist Konstantins Freundin. Deshalb akzeptiere ich sie."

„Schreckschraube, dein Ernst? Sie war doch echt bemüht unseren schlechten Start wiedergutzumachen."Tatsächlich fand ich es süß, das sie sich nochmals neu vorgestellt hat.

„Die sind eben nur neidisch, das ich den tollsten Mann habe." Seufze ich. Niklas bleibt stehen. „Hey, und du bist die tollste Frau, okay?"

„Naja.."

„Ylvi..was habe ich dir gesagt.?"Glaubst du,ich wäre mit dir zusammen, wenn es anders wäre. Ich beiße mit auf die Unterlippe. „Nein."

Ich werde jetzt nicht zugeben, dass Jenna mit ihren Worten den Kern der Wahrheit getroffen hat. „Wie hast du es geschafft, dir so einen Typen zu angeln?"Wenn sie wüsste, wie sehr mich diese Frage umtreibt. Was will er ausgerechnet von mir? Und warum habe ich mich so heftig in ihn verliebt, das der Gedanke ohne ihn zu sein mir unmöglich erschient?"

"Danke, dass du mich vor ihr gerettet hast".

Niklas beugt sich herunter und wir küssen uns.

„Ich rette dich immer, mein Schatz. Wer dir weh tut, dem werde ich wehtun."

„Okay," sage ich gedehnt. „Das ist jetzt etwas übertrieben, oder?"

„Kein bisschen ."

Ich bezweifle nicht, dass er jedes dieser Worte so meint, wie er es sagt.

„Schläfst du heute bei mir?" Wir haben bereits Niklas Wohngegend erreicht.

„Ich weiß nicht recht. Ich meine, ich .."

„Ich werde auch ganz brav sein, verprochen." Erklärt Niklas.

Ich verkneife mir den Kommentar, dass genau da das Problem liegt und nickte. „Okay." Tatsächlich liebe ich es, bei Niklas zu sein und in einem Armen einzuschlafen.

 Wenn da nur nicht ständig dieses demütigende Gefühl wäre, das entsteht,wenn mir klar wird , das er nicht bereit ist, den nächsten Schritt zu gehen.

Denn auch wenn ich mich ein bisschen vor meinem ersten Mal fürchte, ich bin inzwischen bereit dazu es mit ihm zu erleben.

„Ich freu mich." Er streichelt wieder mit dem Daumen meinen Handrücken. Allein das sendet warme Impulse durch meinen ganzen Körper. Ich könnte süchtig danach werden.

Doch als wir das Penthouse erreichen, wird die Wärme unter meiner Haut durch einen Schwall Kälte fortgespült.

Dort steht dasselbe Auto,das ich auch in der einfahrt von Niklas Eltern gesehen habe. Ein dunkelblauer Bentley. Selbst ich weiß, das diese Autos ziemlich selten sind. Als die Tür sich öffnet und ich sehe, wer aussteigt bestätigt sich der Verdacht.

„Guten Abend, mein Sohn."

„Vater."Stammelt Niklas. Offenbar ist er genauso überrascht wie ich. Der Griff um meine Hand wird fester.

Johannes hat sein Hemd durch einen hellen Cashmerepullover ersetzt. Von Gant. Offenbar seine Lieblingsmarke. Wir verkaufen sie in der Klamotte unter der Kategorie selected Pieces for individuals. Johannes ist so ein Individual.

Eins das sich nicht so schnell geschlagen gibt.

„Vanessa hat mich angerufen."

Die Aussage steht ein paar Sekunden in der Luft .

„Aha."

Warum klingt Niklas auf einmal so defensiv?

„Was wollte sie? Und warum kommst du extra her, um mir das zu sagen?"

„Weil du verdammt noch mal nicht so mit deiner Verlobten umspringen solltest."

„Was?" Hauche ich. „Aber ich dachte, sie wäre nur eine Bekannte von dir."

„Niklas?"

Doch Niklas schweigt. Meine Hand entwindet sich aus seinem Griff.

„ Weißt du , ich habe nachgedacht. Ich hege da einen gewissen Verdacht, mein Sohn. Du hast wahrscheinlich die sentimentalen Neigungen deiner Mutter geerbt." Helfersyndrom.."er winkt ab, als wolle er ein lästigesInsekt verscheuchen. „Was weiß ich."

„Du siehst in diesem Mädchen nichts anderes als eine Chance auf die Absolution, die du zu benötigen glaubst, um ein rechtschaffener Jurist zu werden.

„Aber lass mich dir begreiflich machen. Das sie dir diese Ablution niemals geben kann."

„Ylvi, Niklas Stimme klingt bleiern vor Angst. Du gehst jetzt besser."

„Aber...wieso?"

Johannes steht da, die Arme vor der Brust verschränkt und nickt selbstgefällig. „Es ist besser so, Kind glaube mir."

„Du wirst darüber hinwegkommen."

„Mein Sohn ist unter seinesgleichen einfach besser aufgehoben. Eines Tages wirst du dankbar sein, das es endete bevor.."

„Sei still . Niklas Worte hallen durch die Dunkelheit. Irgendwo beginnt ein Hund in wütendes Gekläffe auszubrechen.

Eine sehr junge Frau hastet mit wehendem Haar die Straße entlang und verschwindet in einem der exklusiven Häuser. Die Tür fällt mit einem lauten Klacken ins Schloss. Offenbar ist sie spät dran gewesen.

Johannes verstummt.

„Ylvi, bitte geh jetzt," widederholt Nikals.

„Ich tue, was er sagt." Ich setzte einen Fuß vor den anderen. Immer weiter weg. Weg von ihm. Solange, bis ich anfange zu rennen. Kalte Luft strömt in meine Lungen, während ich warte, das der Knoten, der sich in bei Niklas Worten in meiner Brust gebildet hat endlich und ich weinen kann. Aber es kommen keine Tränen. Da ist nur dieses dumpfe Gefühl. Als ich das Viertel erreicht habe, hat sich die Dunkelheit in die Schwärze der Nacht verwandelt. 

Die Kiffer haben den Platz zwischen den Hochhäusern in Beschlag genommen. „Ey. Ylvi," lallt einer von ihnen. „Wasn los, Kleine?" Einer steht auf und kommt auf mich zu. Es ist Harley. Benannt nach dem gleichnamigen Motorrad. 

Seine Mutter putzt manchmal in der Klamotte. Ein süßlicher Geruch hüllt mich ein, als er an seinem Joint zieht und den Rauch ausbläst. Er hält mir das Teil vor den Mund. „Komm, ein Zug gratis." Ich schüttele mir dem Kopf. Er deutet nach oben. Da gehst du jetzt besser nicht rauf."

„Was? Wieso?" Binge ich hervor .

„Deine Ma. Sie hat Besuch heute."

"Besuch?"

"Tja", er zuckt die Schultern und dreht sich zu seinen Kumpels um, die im Schneidersitz auf den kalten Steinen sitzen.

"Irgendwann musstest du es ja mal erfahren. Deine Ma, kleine Ylvi. Verkauft ihren Körper. Alles für ihren besten Freund, den Alk." Er bricht in schallendes Gelächter aus, in das die anderen nach und nach miteinstimmen,als hätten sie erst eine Weile gebaucht um den Witz zu verstehen.

„Lasst mich doch in Frieden!" Rufe ich.

„Och Ylvilein. „Ruft er mir nach, als ich mich beeile, im Hausflur zu verschwinden. „Du Süße. Scheiß doch auf die blöde Alte und bleib ein bisschen bei uns".

Ich haste die Treppe herauf. Alles, was ich will, ist in mein Zimmer zu gelangen um mir die Bettdecke über den Kopf zu ziehen und zu warten das endlich dieser Knoten platzt, der so fürchterlich zu pochen begonnen hat, das ich glaube mich jeden Moment übergeben zu müssen.

Fame and DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt