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Ylvi

Viola hat mir einen Zettel hinterlassen. Es würde spät werden. Ich solle nicht auf sie warten. Der Tierpark halte eine Personalsitzung ab.

Ich packe die Einkäufe aus, die ich gerade noch im Supermarkt gekauft habe und sortiere sie in den Kühlschrank. Dann fange ich an zu kochen. Spaghetti mit vegetarischer Bolognese. Obwohl  mein Hunger noch immer nicht ganz zurückgekehrt ist, schaffe ich es, einen ganzen Teller davon herunterzukommen.

 Danach räume ich die Spülmaschine aus und gehe in mein Zimmer. Die Köpfe der Funkos wackeln fröhlich, als ich die Schublade öffne und das Bündel Unterlagen herausziehe. Auch mein Abizeugnis und diverse Praktikumsnachweise sind darin zu finden.

 Ich nehme das Bündel und beginne die Unterlagen zu sortieren. Dann fahre ich meinen Schrottilaptop hoch und tippe meine Bewerbung. Wenn ich mich beeile, kann ich das Ganze noch heute zur Post bringen, bevor ich zu viel darüber nachdenken kann. Ich stecke den Umschlag in meinen Rucksack und mache mich auf den Weg.

Ich bin gerade dabei, den Tunnel zu betreten, der zu einem kleinen Einkaufszentrum führt, das quasi Teil des Viertels ist,als ich zwei Gestalten erkenne, die an der Wand stehen und sich unterhalten. Eine, die größere von beiden, trägt eine Kapuze. Eine sehr lange blonde Haarsträhne lugt darunter hervor. Ich muss nicht lange überlegen, bevor ich weiß, wer diese Personen sind. Schnell drehe ich mich herum. Mir ist, als könnte ich ihre Blicke im Rücken spüren. Vanessa und Theo . Diesmal bin ich mir sicher. Sie war es. Doch was hat sie hier zu suchen?

Ich nehme eine Abkürzung, die ebenfalls zum Einkaufszentrum führt, und gebe die Bewerbung wie geplant bei der Post ab. Früher hätte diese Begegnung mich derat schockiert, dass ich schnurstracks zurück nach Hause gegangen wäre, doch nun bin ich entschlossen ,diesen Menschen nicht die Macht zu geben, mich von meinen Plänen abzubringen. 

Trotzdem habe ich während des ganzen Rückweges das Gefühl, das mir jemand folgt. Ich höre das Geräusch von Schritten und leisem Kichern hinter mir, aber jedes mal wenn ich mich umsehe ist da niemand.

Als ich zurück bin und zwischen den Backsteinriesen den Weg zurück nach Hause gehe, erlebe ich eine weitere Überraschung.

Er hat die Hände in den Taschen seiner Lederjacke versunken. Der Blick ist zu Boden gerichtet. Sein Haar ist von der Beanimütze bedeckt.

Ich bleibe stehen. Ee hebt den Kopf. Er lächelt nicht. Ich weiß nicht mehr, wer von uns den ersten Schritt gemacht hat, aber wir laufen aufeinander zu und schon liege ich in seinen Armen. Er hat den Kopf in meine Halsbeuge gelegt.

„Ich habe dich so vermisst ,"stammle ich. 

„Und ich dich erst. Nuschelt er und hinterlässt einen warmen Schauder auf meiner Haut"

"Ich habe geklingelt. Aber es hat niemand aufgemacht. Ich sah kein Licht und da dachte ich es wäre das beste wenn ich warte. Ich musste dich einfach sehen. Und ich wollte wissen, ob du mich wegen der Aktion in der Klamotte endgültig hasst." 

„Ich werde dich niemals hassen." Erkläre ich."Ich liebe dich ."

„Ich liebe dich auch,mein Schatz."

Endlich lösen wir uns voneinander.

„Ich bin dir dankbar," gebe ich zu. „Erst fand ich es ziemlich fies, aber dann habe ich gespürt, was du gemeint hast. Und du hattest Recht, mit allem, was du gesagt hast."

Er lächelt sanft. Dunkle Ringe liegen unter seinen Augen.

„Ich kam mir danach vor wie der letzte Arsch." 

„Bist du aber nicht." 

Ich streichle sein Gesicht. Wir wissen beide, dass wir nicht mehr ohne einander sein wollen. 

Fame and DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt