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Ylvi

Stirnrunzelnd blicke ich auf mein Handy und versuche, aus der Nachricht schlau zu werden, die Niklas mir geschickt hat."Glaube nichts von dem, was du gleich liest oder hörst, oder was auch immer. Ich kann dir das alles erklären. In Ruhe."

„Ylvi. Hier ist jemand für dich!"Niklas hat mehrmals versucht, mich anzurufen, doch ich war die ganze Zeit mit Kassieren beschäftigt und auch jetzt werde ich noch immer von Shirenes Argusaugen beobachtet.

Momentan steht eine große Blonde neben ihr. Sie könnte problemlos Rosalie aus Twilight doubeln. In der Hand hält sie einen braunen Umschlag. „Vanessa?" Ich gehe auf sie zu. Was willst du?"

Sie streckt den Arm aus. Wüste Mascara-Schlieren bedecken ihr Gesicht, als hätte sie geweint.

„Lies, dann wirst du verstehen, warum Niklas sich überhaupt erst mit dir eingelassen hat. Nichts an seinem Verhalten dir gegenüber ist echt. Er benutzt dich nur, um sein Gewissen zu erleichtern. Du bist gar nicht sein Typ. Er liebt nur mich.Er hat es mir gesagt. Er hat bloß Mitleid mit dir, das ist alles." „Was?" Ächze ich und starre auf den Umschlag, den ich nun in meinen Händen halte.

„Ich hoffe, du siehst es ein und lässt uns in Zukunft in Ruhe. Niklas kann so theatralisch und emotional sein." „Was soll das? Gestern hast du ihn noch als mieses Schwein beschimpft und jetzt erzählst du solchen Quatsch? Ich werfe ihr den Umschlag vor die Füße. Nimm deinen dämlichen Brief oder was das ein soll und verschwinde!".Shrirene legt mir eine Hand auf den Arm. „Ylvi. Wir haben Kunden."

Ich schüttle sie ab.

„Verschwinde du eifersüchtige Kuh!"Zische ich Vanessa an.

„Lies die Unterlagen,"beharrt sie, jetzt die Ruhe in Person. Und du wirst verstehen, was er wirklich von dir wollte."

Sie wendet sich zum Gehen.

„Du nimmst wohl besser den Rest des Tages frei." Shirene hebt den Umschlag auf und reicht ihn mir.

„Bis morgen."

Ich lasse mir mit dem Heimweg Zeit. Bereits jetzt ahne ich das Schlimmste. Habe ich mich nicht selbst  immer gefragt, was dieser hübsche Mann mit dem perfekt gebauten Körper, der makellosen Herkunft und dem wundervollen Talent, eine Gitarre in ein Werkzeug Gottes zu verwandeln, ausgerechnet von einer wie mir will? Einer Verkäuferin aus dem Ghetto, die es nicht schafft, von ihrer versoffenen Mutter loszukommen? Ich setze mich auf eine Parkbank und mache anstalten den Umschlag zu öffnen.

 Doch ich lasse es bleiben. Ich werde ihn in meinem Zimmer auf machen. Allein. Danach werde ich sehen, was zu tun ist. Wahrscheinlich gar nichts. Die Frage jedenfalls wird beantwortet worden sein. Aus irgendeinem Grund verspüre ich sogar etwas wie Erleichterung bei diesem Gedanken.

Ich husche an Viola vorbei, die die Tür öffnet, bevor ich den Schlüssel ins Schloss gesteckt habe. „Niklas war hier ."erklärt sie beinahe atemlos. Hektikflecken bedecken ihren schmalen Hals. „Er meinte, es sei dringend." Er war ganz aufgelöst. "Du würdest nicht an dein Handy gehen, meint er. Er war auch schon in der Klamotte, aber Shirene hat ihn wieder weggeschickt und ihm gesagt du hättest schon Feierabend."

„Er wollte dich jetzt bei Marcio suchen. Die Idee ist ihm zuerst nicht gekommen. Er dachte, wenn du nicht bei der Arbeit bist, wärest du sicherlich hier." Er war sehr besorgt..."

"Mum. Ich möchte jetzt allein sein." Ich presse den Umschlag an meine Brust und schiebe mich an ihr vorbei.

In meinem Zimmer angekommen, drehe ich den Schlüssel in der Tür herum und drehe die Musik auf. Die Stimme von Sia wird mich also dabei begleiten, wie ich die Wahrheit erfahre. Mit klopfendem Herzen öffne ich den braunen Din a 4 Umschlag.

Fame and DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt