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Niklas

Dieser Tag ist wie ein einziger Rausch. Er soll niemals enden. Ich wünschte wirklich es könnte endlos so weiter gehen. Und ich verachte mich dafür.

Nach dem Cafe habe ich sie mit zu mir nach Hause genommen.

Ich habe ihr dann angeboten, noch ein bisschen Netflix mit mir zu gucken. Zu meiner großen Freude hat sie "Ja" gesagt. Ich war von mir selbst überrascht, denn ich habe sowas noch nie gemacht. Mit einer Frau zusammen "was gucken." Wozu auch? Doch mit Ylvi ist alles irgendwie anders. Plötzlich ist es nicht mehr wichtig, was für einen Sinn es hat was man tut. Hauptsache wir sind zusammen. Und vielleicht ist das am Ende der einzige Sinn der zählt.

 Mit vollen Mägen und berauscht von dem Koffein der unzähligen Tassen Kaffee, die wir unter ständigen Lachsalven getrunken haben, sind wir dann zu mir gefahren. Und ich will verdammt sein, wie habe ich es geliebt, ihre Hand zu halten als wir die Treppe heraufgingen und den Flur mit der abscheulichen Büste betraten.

Sie hat sich ganz erstaunt umgesehen und gleichzeitig versucht, dieses Staunen vor mir zu verbergen. Am besten hat ihr allem Anschein nach meine Funko Pop Sammlung gefallen. Sie hat mir erzählt ,das sie auch ein paar ihr Eigen nennt und wäre fast geplatzt vor Stolz, als sie mir mitteilte, das sie Dark Anakin mit Sticker besitzt.

Irgendwie hat diese komische Begeisterung den Gürtel um meine Brust noch enger werden lassen. Verdammt, wenn das so weiter geht, werde ich noch ersticken oder innerlich verbluten.

Eigentlich wollte ich Stranger Things mit ihr gucken. Aber ich habe mich von ihr überreden lassen, uns Dark Crystal anzuschauen. Und was soll ich sagen? Ich habe diese muppethaften Dinger mit den komischen Gesichtern auf Anhieb geliebt.

Ich wollte sie erneut küssen als sie neben mir auf der Couch sass. Ihr warmer Körper an Meinen geschmiegt. Aber die Angst vor mir selbst war plötzlich größer als mein Verlangen. Und das will echt etwas heißen. Denn ich musste mich teilweise wirklich bemühen, mein Blut nicht komplett gen Süden strömen zu lassen. Hätte ich sie in diesem  eigenartigen Moment geküsst, hätte ich vielleicht nicht mehr den Weg zurück gefunden. Zurück zur Vernunft.

 Es war spät, als ich sie schließlich nach Hause brachte. Natürlich lies sie sich wieder zum Schwedenhaus bringen. Es war ein seltsames Gefühl. Fast so, als wenn einem jemand die Haut am Nagelbett in Fäden herauszieht. Stechend und fein. Ein gemeiner Schmerz. Ich habe dann ein paar Straßen weiter gewartet, bin ausgestiegen und ihr unauffällig gefolgt. 

Ich wollte sichergehen, dass ihr dieser schmierige Typ vom Konzert nicht nachstellt. Aber außer ein paar Kiffern und den üblichen mehr oder weniger kaputten Menschen, die in ihrer Gegend leben, gab es nicht erwähnenswertes. Sie schaffte es unbeschadet ins Innere des hässlichen Hochhauses.

Ich hingegen hatte weniger Glück. Mir ist tatsächlich einer der Typen entgegengenommen, es war nicht dieser Theo, sondern der andere. Er hat mir im Vorbeigehen etwas zugezischt, das wohl eine Drohung sein sollte. Aber er hat sofort begriffen, das er es mit mir nicht aufnehmen kann. Kluger Junge. Es hat seine Vorteile 1, 90 m groß zu sein.

Nun sitze ich hier auf demselben Sofa auf dem ich soeben noch mit diesem Mädchen sass, das Jane Austen Romane genauso liebt wie Charles Bukowski und das beinahe in Ohnmacht gefallen wäre, als sie meine Ned Stark ohne Kopf Funko gesehen hat. Ein Mädchen, das mich dazu gebracht hat mir ein Tattoo mit einem Kinderbuchzitat stechen zu lassen, lange bevor wir uns kannten. 

Eine ekelhafte Leere hat ich in mir ausgebreitet, seit sie nicht mehr hier ist. Einzig der Gürtel liegt noch immer  um meine Brust, wo er ein schmerzhaftes Pochen verursacht.

Fame and DeathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt