Fame and Death

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Ylvi

Er greift wieder nach meiner Hand, nachdem wir aus dem Auto gestiegen sind. Die Wärme seiner Berührung vertreibt das eisige Gefühl aus meinen Gliedmassen.

Er verrät mir nicht, was er vorhat. Und ehrlich gesagt ist es mir beinahe egal.

Ich genieße die Strahlen der Morgensonne, die uns mit ihrer zaghaften Wärme umgibt. Unser Weg führt durch das menschleere Gässchen der Altstadt. Die Fachwerkhäuser mit den goldenen Lettern und den niedrigen Fenstern und Türen sind die einzigen Zeugen unserer Unternehmung. Hier gibt es nur wenige Läden. Einen Antiquitätenhändler, eine Zweiradwerkstatt sowie eine Buchhandlung, in der sich ein Café befindet.

"Wir sind gleich da". Gerade haben wir die Zweiradwerkstatt hinter uns gelassen und biegen in eine Seitengasse ein, die sich einige Meter weiter mit der Fußgängerzone verbindet. Ich blicke stirnrunzelnd zu Niklas herauf, als wir vor dem Schaufenster der Buchhandlung stehen bleiben. Doch schnell ziehen mich die Buchtitel, die liebevoll auf einer blumendekorierten Auslage präsentiert werden, in ihren Bann.

Da ist ein Bildband über Drakula, den ich mir montan nicht leisten kann und Harry Potter und der Feuerkelch als illustrierte Ausgabe. Letztern habe ich mir entgegen aller Vernunft im letzten Jahr allerdings endlich gegönnt. Diese Bücher haben mich, wie so viele andere auch, durch viele dunkle Stunden begleitet. Sie haben mir quasi gezeigt, wo der Lichtschalter zu finden ist. Die Dumbledore Funko Figur neben dem Buch bringt mich zum Schmunzeln. „Komm." Erst jetzt sehe ich, das Niklas in der geöffneten Tür des Ladens steht. Ein breites Grinsen ziert sein markantes Gesicht und macht es nahezu überirdisch schön. „Wie, da rein...heute ist ein Feiertag?" Stammle ich. Er geniest anscheinend noch ein paar Sekunden meinen verdutzen Ausdruck . "Der Laden gehört meiner Ma. Er zieht eine Schulter hoch. Ist so ne Art Hobby von ihr, seit wir endgültig aus dem Haus sind."

„Aha." Ist alles was ich hervorbringe. Dann deute ich auf die Funko. "Ist die von dir?" „Jop"

„Wow!" Ich liebe Funkos verkünde ich, als wäre diese Information von ultimativer Wichtigkeit. Er betrachtet mich stirnrunzelnd. „Komm jetzt. Ich habe keine Lust, das uns jemand hier zur Rede stellt. Ich will mir den Morgen nicht nochmal beinahe verderben lassen."

„Nochmal den Morgen verderben?" Ich folge ihm ins Innere des Ladens. Der Geruch nach Büchern, der sich über das Wochenende noch verdichtet hat, hüllt mich in seine ruhevollen Arme. Ich habe bereites vergessen, das ich Niklas eigentlich eine Frage gestellt habe.

„Niklas," murmle ich und deute auf die Regale. „Du hast dich gerade in mein Herz geschlichen". Er greift nach meiner Hand. Wir stehen zwischen den Regalen. Seitlich von uns befindet sich eine kleine Erhöhung, auf der der Thresen mit der Kasse steht.

„Geschlichen habe ich mich. Soso. Das ist eigentlich so gar nicht meine Art." Er neigt sich zu mir herunter und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Normalerweise falle ich durch die Tür direkt ins Haus." Ich habe dieses Sprichwort noch nie begriffen, die Tatsache das er es nicht ganz richtig sagt, macht ihn noch liebenswerter.

„Weißt du eigentlich, wie wunderschön du bist?" Seine Worte, ein Flüstern. Eines, das meine Haut in Flammen setzt. Aber ich verspüre keine Panik. Ich denke nicht mal daran, mich nach einem Feuerlöscher umzusehen. „Wenn du jetzt wieder aufhörst, werde ich echt sauer," blaffe ich. "Das würde ich zwar gerne mal erleben wollen," wispert er, und sein warmer Atem legt sich auf mein Gesicht. Aber nicht jetzt." „Like real people do" murmelt er. 

Die Hitze wird zu einem Flügelschlagen, das sich in jeder Faser meines Körpers ausbreitet. Seine Lippen sind warm und weich. Vorsichtig stößt er mit seiner Zunge gegen meine Unterlippe und streichelt sanft darüber. Als unsere Zungen sich berühren, schließt er mich seufzend in seine Arme und ich gebe mich vollkommen diesem Gefühl hin, das mir bisher fremd war, mir aber trotzdem kein bissschen Angst macht. Zum ersten mal seit Langem bereitet mir körperliche Nähe keinerlei Schmerz.