Kapitel 4: Absturz

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Liz p.o.v


No, you don't belong to me, I think I think you lied to me, and with my back against this Wall, it's hard to be..."

Plötzlich ist da auf einmal keine Bühne mehr, mein Fuss bekommt keinen Halt, dort wo ich es erwarte und ich verliere das Gleichgewicht. Ich mache noch einen Schritt rückwärts, komme mehr ins Taumeln, falle fast und kann mich gerade noch so an einem aufgestellten Scheinwerfer halten... doch leider ist dieser nicht besonders schwer und auch nicht besonders gut am Boden festgemacht, sodass ich ihn mit mir reisse und mein Hintern schliesslich hart auf den Boden aufprallt.

Die gesamte Menge ist kurz still, bevor alle anfangen zu lachen.

Vor Schock habe ich mein Mikrophon losgelassen, welches Chase jetzt triumphierend aufhebt.

Mir kommen Tränen der Wut in die Augen, doch ich beisse mir brutal auf die Lippen um sie zu unterdrücken. Das ist einfach zu viel für heute.

Erst jetzt bemerke ich meinen stark schmerzenden Knöchel. Hab mir wohl auch noch irgendwie den Fuss verknackst.


Natürlich denkt hier keiner daran, dass er mir vielleicht aufhelfen könnte. Nein, Chase geht zufrieden zur Stage, steckt die Kabel von Jasper und Dean wieder ein und überreicht das Mikrophon feierlich, der sich mittlerweile wieder von ihrem verdienten Bad in der betrunkenen Menge erholten Sheila. Diese nimmt es lächelnd, zählt ein und meine Band spielt einfach ohne mich weiter.

Die Menge schaut kurz verwirrt zwischen mir und diesen Verrätern hin und her und beschliesst dann ihre Aufmerksamkeit einfach wieder auf die nun etwas weniger rockigere Musik zu richten und weiter zu feiern...


Das ist doch jetzt nicht zu glauben oder?

Ist mein Leben von gestern auf heute zu einer schlechten Sitcom geworden?

Der Sturz von der Stage scheint wohl auch mein Sturz aus der Band zu sein... zumindest für heute Abend... aber da ich meine Freunde in diesen Verrätern so gut wie nicht mehr erkenne, könnte es genauso gut für immer sein...

Aber daran darf ich nicht denken. Nein, das darf nicht passieren. Diese Band ist mein Leben.. ohne sie... was soll ich tun? Wo soll ich heute Nacht bloss schlafen? Nach all den Ereignissen werde ich es diese Nacht wohl kaum unter ihnen aushalten, geschweige denn dort besonders erwünscht sein...

Noch immer sitze ich auf dem Boden und schaue Sheila zu, wie sie mit ihrer möchte-gern sexy Stimme eher ins Mikrophon haucht anstelle davon zu singen und die komischsten Performance-Bewegungen macht, welche aber leider gut bei den männlichen Betrunkenen im Publikum ankommen zu scheinen.

Von Jasper und Dean bekomme ich noch zwei etwas mitleidige Blicke, aber sie scheinen nicht daran zu denken ihre Instrumente zu verlassen und mir aufzuhelfen.


Ich strecke meine Beine aus und versuche meinen Fuss zu bewegen. Es tut schweinemässig weh... hoffentlich ist er wirklich nur verknackst.

Ich balle wieder meine Hände zu Fäusten. Am liebsten würde ich alles zusammenschlagen. Aber das darf ich nicht! Ich habe heute schon genug Aggressionen ausgelebt, das darf nicht so weitergehen. Ich darf nicht in alte Muster verfallen. Ich bin doch eigentlich aus dieser Phase raus...


Ich war schon immer eine eine Problem-Schülerin. Ich habe noch nie in das spiessige Familienbild reingepasst, in das ich hätte reinpassen sollen. Ich war die, welche ihre Blümchen-Röcke lieber in Scherenschnitte verwandelt hat, anstelle davon in ihnen durch den Garten zu hüpfen. Ich hatte schon immer eine Vorliebe für etwas rockigere Klamotten, für rockigere Musik und für das Singen sowieso. Doch das alles war komplett unerwünscht und man hat mich mehr als einmal zum Schulpsychologen geschickt, damit er mich wieder „in Ordnung bringt und auf den richtigen Weg zurückführt", doch der war eigentlich gar nicht so unzufrieden mit mir.

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