Kapitel 12: Eine dumme Anmache

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Liz

Am Wochenende gehe ich aufs Land und mal abgesehen davon, dass meine Grosseltern mich zuerst mal ins Bad schicken, um mich in einen ansehnlichen zur Arbeit bereiten Menschen zu verwandeln, passiert nichts Spezielles.

Weil es das Einzige in meinem Leben ist, was sich nicht geändert hat, geniesse ich die Arbeit schon fast.

Jetzt ist das ganze schon eine Woche her und es kommt mir vor wie eine Ewigkeit.

Als ich Sonntagabends spät zurück bei Matt ankomme, ist der wie immer auf seinem Stammplatz Gitarre üben. Es klingt schon viel besser.

„Die Aussreisserin ist wieder da?"

„Allerdings."

Ich gebe ihm den Hundert-Pounds-Schein, den ich mir dieses Wochenende verdient habe.

„Hier als Entschädigung und für Essen und was wir halt sonst so brauchen."

„Aber den hast du dir doch verdient."

„Du lässt mich bei dir wohnen, also zahl ich Miete."

„Na gut... auch wenn es ein bisschen zu viel ist. Vielen Dank. Wie war eigentlich dein Wochenende?"

„Normal und das ist gut so."

„Was ist denn eigentlich geschehen? Oder darf ich das erst in so zwei Wochen fragen, wenn wir uns noch ein wenig besser kennen?"

„Ich weiss ehrlich nicht, ob ich darüber reden will. Wenn man darüber redet..."

„Dann muss man sich eingestehen, dass es real ist, ja das ist verständlich. Also noch ein bisschen Musik machen?"

Wir versuchen mit ein paar Akkorden was zu improvisieren und es klappt ganz gut. Es macht Spass und ich kann wieder ein wenig von meinem Stress vergessen.

Etwas später kommt plötzlich ein Typ auf uns zu. Er hat ein ziemlich edles Hemd und eine teuer ausstehende Hose an, ist braungebrannt, durchtrainiert und erinnert mich irgendwie an diesen Jason, auch wenn er noch dunklere Haare hat und ein völlig anderes Gesicht.

Er zeigt auf mich und lächelt schleimig.

„Dich habe ich gesucht."

Sofort schlage ich einen keifenden abstossenden Tonfall an: „Das denke ich kaum, hast du dich verirrt?"

„Ach Schönheit, erkennst du mich nicht wieder?"

„Woher denn bitte?!"

„Ich war einer deiner Retter an dem Abend von deinem letzten Konzert."

„Ah ja klar und das glaub ich dir jetzt einfach mal so."

Der soll bloss wieder verschwinden, alleine seine Ausstrahlung geht einem schon auf die Nerven.

„Ich bin Jasons Kumpel Travis und dieser Name sagt dir doch noch was oder?"

„Eigentlich habe ich den fast vollständig verdrängt, aber laber ruhig weiter uninteressante Sachen, die dir nichts bringen. Oder geh einfach weg, wie wärs damit?"

„Süsse warum gehen wir nicht zusammen was trinken? Ich bin mir sicher, wir würden uns blendend verstehen."

„Wenn du mit blendend meinst, dass du bei mir Würgreiz auslöst, dann stimme ich dem zu. Was soll das hier eigentlich sein? Eine Anmache? So, ja mein Kumpel hat sie nicht bekommen, jetzt probiere ich's mal?"

„Nicht ganz."

„Warum wusstest du überhaupt, wo du mich finden kannst?"

„Hab dich vorgestern Abend gesehen."

London RockstarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt