Kapitel 20: Jasons Cousine

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Liz

Es hat bis heute gedauert den Text meines Songs einigermassen auf die Beine zu bekommen. Ich habe beschlossen, Anfangs nächste Woche, Montag oder Dienstag, ins Büro zu John zu gehen und mich ihnen zu stellen.

Das wären dann schon vier Wochen, seit ich auf der Strasse lebe oder doch erst drei? Den Überblick zu behalten fällt schwer, mir kommt es vor wie eine Ewigkeit.

Montagmorgen der folgenden Woche will ich nicht länger warten und habe auch endlich herausgefunden, wo John genau arbeitet und wie ich dahin komme.

Allerdings gibt es noch ein Problem: Wir hatten in den letzten paar Tagen kein fliessend Wasser, mir fehlt ein Outfit in dem man zu einem Businessmeeting gehen kann und mein Spiegelbild wird also entsprechend armselig aussehen.

Hm...

Meine Gedanken schweifen zu der Karte ab, die sich ja zuunterst in meinem Rucksack befindet und mir fällt ein, dass sie der Schlüssel zu einem Luxus-Badezimmer wäre und ausserdem sowieso zu einer Wohnung, in der ich mich nicht nur schön machen kann, sondern auch eine in einem Luxuskomplex, wo einem die Rezeption Kleidung und alles besorgt, was man halt so möchte.

Ich wollte da nie wieder erscheinen, aber er ist wahrscheinlich nicht mal zuhause... ausserdem hat er mir die Karte ja gegeben, warum dann nicht nutzen?

In diesem Strassenpennerlook kann ich jedenfalls nicht bei John und Chase auftauchen, das gönne ich denen nicht. Die werden mich als starke Power-Frau erleben, die keinen braucht, aber bereit ist kooperativ Geschäfte zu ihrem Nutzen zu machen und gnädig genug war, sich das mit Sound Records nochmal genau zu überlegen. So und nicht anders, und wenn ich mir noch so grosse Mühe geben muss mich zusammenzureissen, werde ich das hinbekommen.

Um 10.00 bin ich beim Luxuskomplex.

Die Rezeptionistin wirft mir einen sehr neugierigen und verachtenden Blick zu. „Ähm... sind sie angemeldet?"

Triumphierend lächelnd zeige ich ihr die Karte: „Ich habe einen Schlüssel."

Oben angekommen mache ich seine Tür mit einem Scannen der Karte auf.

Das war doch einfach, auch wenn mein Herz mir bis zum Hals schlägt und ich ein wenig ein schlechtes Gewissen habe.

Aber was soll ich denn machen?

Er wollte ja, dass ich wiederkomme, sonst hätte ich die Karte gar nicht.

Ich gehe in die Wohnung hinein. Da er eh bei der Arbeit ist, habe ich genug Zeit mich ungestört in eine Businessfrau zu verwandeln.

Als ich beim Luxusbadezimmer die Tür aufmache, holt mich ein Kreischen aus meinen Gedanken, die sich bis jetzt bloss noch ums Outfit gedreht haben.

In der Wanne sitzt ein Mädchen mit hellbraunen Haaren und grünen Augen in einem Schaumbad und starrt mich verwirrt und geschockt an.

„Wer bist du? Was machst du hier? Hilfe ein Einbrecher!"

Sie steht auf, schnappt nach einem Bademantel und will an mir vorbeistürmen, doch sie schlittert und stolpert.

Ich kann sie gerade noch so halten.

„Beruhig dich, ich bin kein Einbrecher. Kommen Einbrecher mit einem Schlüssel?"

„Du hast einen Schlüssel?! Wer bist du? Jasons Freundin kannst du wohl kaum sein! Bist du eine Affäre? Leidet er etwa unter Geschmacksverirrung oder hat er irgendeinen Fetisch, von dem ich nichts weiss?"

„Ich ähm... ich bin bloss seine Cousine... ich bin das schwarze Schaf der Familie, das es vorzieht mit Nichts zu leben anstelle von Geld und Rockstar werden will. Ich habe hier bloss den Schlüssel, falls ich mal dringend was brauche und das wäre heute eine funktionierende Dusche und eine Rezeption, die mir ein Businessoutfit beschafft, ich habe heute ein wichtiges Meeting mit meinen Bandkollegen. Es ist kompliziert und geht dich nichts an."

London RockstarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt